Wehrpflicht nötig

Reservistenverband: So "brutal" hoch wären die deutschen Verluste im Kriegsfall

Veröffentlicht:

von Joachim Vonderthann

Der Chef des Reservistenverbands erwartet im Kriegsfall hohe Verluste bei der Bundeswehr.

Bild: Frank May/dpa


Reservistenverbandschef Sensburg erwartet viel mehr Freiwillige für die Bundeswehr als viele glauben. Dennoch sei die Wehrpflicht nötig - gerade mit Blick auf einen möglichen Krieg.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Chef des Reservistenverbands rechnet mit vielen Freiwilligen für die Bundesehr.

  • An einer Wehrpflicht führe dennoch kein Weg vorbei, betont Patrick Sensburg.

  • Das gelte insbesondere mit Blick auf die erwartete Verlustzahl im Kriegsfall.

Reservistenverband: Wehrpflicht ist nötig

Der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick Sensburg, erwartet einen starken Zustrom von Freiwilligen zur Bundeswehr - hält aber eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht für nötig. "Ich rechne damit, dass wir viel mehr freiwillige Bewerbungen kriegen werden, als wir glauben. Wir reden von aufwachsenden bis zu rund 40.000 Freiwilligen, die wir aus über 600.000 Männern und Frauen eines Jahrgangs gewinnen müssen. Ich wette, die kriegen wir", sagte Sensburg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Das klingt jetzt brutal, ich weiß"

"Nur für die Reserve, also eine wehrhafte Zivilbevölkerung, wird es dauerhaft nicht reichen. Deshalb wird es auf Dauer ohne Wiedereinsetzung der Wehrpflicht nicht gehen", sagte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete weiter. Die Wehrpflicht ist seit 2011 ausgesetzt.

Sensburg verwies zudem auf den Fall eines Krieges. "Das klingt jetzt brutal, ich weiß: Aber nach Berechnungen der Bundeswehr werden im Kriegsfall pro Tag 1.000 Soldaten an der Front sterben oder so schwer verwundet sein, dass sie nicht mehr kämpfen können. Die müssen ersetzt werden, und zwar auch maßgeblich durch Reservistinnen und Reservisten."

Die von Sensburg genannten Verlustzahlen stimmen weitgehend mit denen von Generaloberstabsarzt Ralf Hoffmann überein, wie n-tv berichtet. Der habe vor rund einem Monat gesagt, die Bundeswehr bereite sich m Fall eines Krieges zwischen der NATO und Russland auf die Versorgung von täglich bis zu 1.000 Verwundeten vor. "1000 am Tag ist so eine Größenordnung, über die wir realistisch reden."

Sensburg skeptisch bei Losverfahren für Musterung

Zum 1. Januar soll ein neues Wehrdienstgesetz in Kraft treten, der Dienst soll zunächst auf Freiwilligkeit beruhen. Die Koalition ringt derzeit noch um die Ausgestaltung des Gesetzes. Der Streit der vergangenen Tage drehte sich vor allem darum, welche Mechanismen greifen sollen, wenn sich nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr finden und ob künftig alle jungen Männer wieder gemustert werden sollen, was Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will.

Ein innerhalb der Koalition umstrittenes Losverfahren für die Musterung bewertet auch Sensburg kritisch. Diese Variante sei zwar verfassungskonform, sagte er dem RND. "Sie ist aber kommunikativ nicht besonders glücklich. Sinn macht vermutlich eine Kombination aus Bestenauslese und Losverfahren."


Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur dpa

n-tv: "Reservistenverband erwartet hohe Verluste im Kriegsfall"

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