Experte warnt
Inflation, Rezession, Krieg: Russlands Wirtschaft in der Krise
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von Benedict HottnerDer Krieg in der Ukraine wird auch für Russlands Wirtschaft immer mehr zur Geduldsprobe.
Bild: via REUTERS/Sputnik/Vladimir Smirnov/Pool
Die russische Wirtschaft gerät zunehmend unter Druck. Sanktionen, Inflation und gezielte Angriffe auf die Ölindustrie verschärfen die Lage. Expert:innen sprechen von einer Rezession – und warnen vor einem harten Winter für den Kreml.
Vom Besuch in Peking aus reist Wladimir Putin zum Wirtschaftsforum nach Wladiwostok. Offiziell geht es dort um Kooperation und Handel, doch die Realität im eigenen Land ist eine andere. Wie Wirtschaftsexperte Andrey Gurkov im Gespräch gegenüber "tagesschau.de" erklärt, zeigen die Folgen von Sanktionen und Krieg inzwischen deutliche Spuren.
"Wir haben eine rapide Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation", so Gurkov. Besonders die Angriffe der Ukraine auf Ölraffinerien hätten im August die Lage dramatisch verschärft: "Mindestens zehn Raffinerien sind in Brand gegangen, einige sogar mehrfach." Auch Exportrouten wie der Hafen Ust-Luga, an der Grenze zu Estland, oder die Druschba-Pipeline, die Erdöl nach Mitteleuropa bringt, seien gezielt attackiert worden.
Zivile Branchen tief im Minus
Während die Kriegswirtschaft in Russland weiterläuft, leidet die private Wirtschaft massiv. Laut Gurkov haben sich die Wachstumszahlen im ersten Halbjahr stark verlangsamt, manche Expert:innen sprechen bereits von einer Rezession. "Die zivilen Branchen sind eindeutig ins Minus gegangen", sagt Gurkov.
Besonders belastend sind Inflation und hohe Zinsen. "Der Leitzins lag bis vor kurzem bei 21 Prozent, mittlerweile bei 18 Prozent. Solche Zinsen kann sich kein mittlerer, schon gar kein Kleinunternehmer leisten." Die Folge: immer mehr Arbeitskräfte wechseln in die Rüstungsindustrie, weil dort höhere Löhne gezahlt werden.
Krieg wird auch für Russland teurer
Doch auch die Kriegswirtschaft stößt an ihre Grenzen. Maschinen verschleißen, Ersatzteile fehlen. "Man hat praktisch nur den einen Lieferanten China, und der nutzt die Lage Russlands natürlich aus, um nicht die preisgünstigsten Varianten anzubieten", so Gurkov.
Für Putin wird es zunehmend schwer, die enormen Kosten des Krieges zu stemmen. "Er kann nicht mehr das Geld in vollen Zügen ausgeben, beispielsweise für die wahnsinnig hohen Prämien, die den Freiwilligen gezahlt werden." Gleichzeitig geraten Branchen wie die Kohleindustrie ins Straucheln, während Inflation und Sozialsysteme zusätzlichen Druck erzeugen.
Dem Kreml steht ein schwieriger Winter bevor
Der Experte sieht deshalb eine heikle Phase auf den Kreml zukommen: "Der Zermürbungskrieg gegen die Ukraine ist auch zu einem Zermürbungskrieg für Russland geworden."
Gurkov erwartet, dass der kommende Winter entscheidend sein könnte und Einfluss auf Putins Verhandlungsbereitschaft nehmen könnte: "Je schmerzhafter die Angriffe auf die russische Wirtschaft und Militärbetriebe sein werden, desto schneller wird dieser Zustand erreicht. Aber noch ist man nicht so weit."
Verwendete Quellen:
Tagesschau.de: "Russlands Wirtschaft verschlechtert sich rapide"
Nachrichtenagentur dpa
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