Staatsunternehmen unter Druck
Bericht: Deutsche Bahn soll absichtlich Züge ausfallen lassen - für die Statistik
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von Joachim VonderthannDer Bahn Tower der Deutschen Bahn in Berlin in der blauen Stunde.
Bild: Fabian Sommer/dpa
Die Deutsche Bahn gerät erneut in die Kritik: Laut internen Dokumenten lässt der Konzern Züge absichtlich ausfallen, um die Verspätungsstatistik zu schönen.
Die Deutsche Bahn steht laut einem Bericht des "Spiegel" unter Verdacht, ihre Verspätungsstatistik bewusst zu manipulieren. Interne Dokumente legen nahe, dass Züge gezielt ausfallen, um in der Statistik als pünktlich zu gelten. Ein aktueller Fall betrifft den ICE 616, der am Morgen des 16. Septembers von München nach Hamburg unterwegs war. Wegen eines erkrankten Mitarbeiters im Stellwerk musste der Zug zunächst einen Umweg fahren und erreichte Köln mit mehr als einer Stunde Verspätung. Doch statt die Fahrt fortzusetzen wurde der Zug kurzfristig gestrichen – offiziell aufgrund eines "Personalausfalls".
"Spiegel": Bahn lässt absichtlich Züge ausfallen
Interne Chat-Nachrichten aus der Verkehrsleitzentrale zeichnen jedoch ein anderes Bild: "Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln aus", heißt es dort. Mehrere Bahnmitarbeitende bestätigten dem "Spiegel", dass solche Maßnahmen im Konzern gängige Praxis seien. Der Grund? Züge, die ausfallen, werden nicht in der offiziellen Verspätungsstatistik erfasst.
Schuldenlast führt zu fragwürdigen Entscheidungen
Die Zahlen sprechen für sich: Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete die Deutsche Bahn einen Verlust von 760 Millionen Euro. Insgesamt belaufen sich die Schulden des Unternehmens auf 22 Milliarden Euro. Unter diesem finanziellen Druck scheint das Management zunehmend auf fragwürdige Strategien zurückzugreifen, um das eigene Image zu wahren.
Viele Züge fahren ohne Passagiere weiter
Insbesondere im Fernverkehr, in dem die Bahn ein Monopol hat, scheint die Statistik eine zentrale Rolle zu spielen. Laut internen Einblicken lag die Pünktlichkeitsquote am Tag des Vorfalls bei nur 49,2 Prozent. Als pünktlich gilt bei der Bahn ein Zug, der weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Fällt der Zug aber aus, dann zählt er nicht in der Statistik.
Ein ranghoher Disponent erklärte zudem, dass viele Züge nach einem solchen Ausfall leer weiterfahren – ein Vorgehen, das weder den Fahrgästen noch der Umwelt zugutekommt.
"Reisenden-Pünktlichkeit" bei nur knapp 67 Prozent
Auf Anfrage des "Spiegel" reagierte die Deutsche Bahn ausweichend. Warum ausgefallene Züge nicht in die Statistik einfließen, wollte das Unternehmen nicht erklären. Stattdessen verwies man auf die sogenannte "Reisenden-Pünktlichkeit", bei der Fahrgäste mit maximal 14 Minuten Verspätung gezählt werden. Doch auch diese Zahlen sehen nicht besser aus: Im August erreichte die Reisenden-Pünktlichkeit nur 66,7 Prozent.
Bahn bestreitet absichtliche Manipulation
Die Bahn erklärte in einer Stellungnahme, dass das frühzeitige Beenden einer Zugfahrt "betriebsbedingt sinnvoll" sein könne, um Folgeverspätungen zu minimieren. Interne Chats, die eine absichtliche Manipulation nahelegen, bezeichnete das Unternehmen als "falsch formuliert". Einer Sprecherin zufolge wurde bereits Kontakt mit dem betreffenden Mitarbeitenden aufgenommen.
Verwendete Quellen:
Spiegel: "Deutsche Bahn lässt offenbar Züge ausfallen, um Statistik zu verbessern"
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