Wahljahr
Landtagswahlen 2026: Das erwartet uns im kommenden Jahr
Veröffentlicht:
von Jacqueline BittlWohin geht es für die Koalitionäre im neuen Jahr?
Bild: Michael Kappeler/dpa
Schwarz-Rot startet in ein Wahljahr voller Herausforderungen. Streit, Reformdruck und fünf Landtagswahlen prägen die kommenden Monate.
Das Wichtigste in Kürze
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz eröffnen im März 2026 die Landtagswahlen, die SPD steht unter starkem Druck.
Im September könnten Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die AfD erstmals an entscheidender Stelle stärken.
Die geplanten Sozialreformen stehen unter Dauerwahlkampf- und Koalitionsdruck, ihre Umsetzung ist unsicher.
Die Rahmenbedingungen für die schwarz-rote Koalition hätten kaum günstiger sein können. Mit der Vereidigung am 6. Mai 2025 begann für sie eine Phase von mehr als neun Monaten ohne anstehende Landtagswahlen. Damit boten sich beste Voraussetzungen, um die zentralen Vorhaben des Koalitionsvertrags konzentriert und ohne interne Profilierungskonflikte oder Wahlkampfgeräusche umzusetzen.
Doch dazu kam es nicht. Nach einem holprigen Start, bei dem der Kanzler erst im zweiten Wahlgang gewählt wurde, folgten eine misslungene Richterwahl sowie ein über Monate andauernder Streit um die Rente. In den ersten siebeneinhalb Monaten ihrer Amtszeit präsentierte sich Schwarz-Rot ähnlich zerstritten wie zuvor die Ampel-Koalition.
Die Frage ist, wie sich die Lage erst im kommenden Jahr entwickeln soll, wenn die Koalition unter permanentem Wahlkampfdruck steht und deutlich umfangreichere Reformvorhaben angehen will als bislang.
Für 2026 sind fünf Landtagswahlen angesetzt. Besonders für die SPD stehen dabei Ministerpräsidentenämter auf dem Spiel. Zudem ist nicht auszuschließen, dass zum Jahresende erstmals die AfD einen Landesregierungschef stellt. So gestaltet sich das Wahljahr:
Auftakt der Landtagswahlen: Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
Den Anfang macht Baden-Württemberg am 8. März. Dort verzichtet Winfried Kretschmann (Grüne) nach drei Amtszeiten auf eine erneute Kandidatur. Für die Grünen bewirbt sich der frühere Bundesminister Cem Özdemir um seine Nachfolge, während für die CDU der 37-jährige Landes- und Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel antritt.
In den Umfragen liegt die CDU seit Monaten klar vor den Grünen. Sollten sich die Kräfteverhältnisse bis zum Wahltag nicht wesentlich verschieben, dürfte auch die nächste Landesregierung erneut aus CDU und Grünen bestehen, allerdings mit vertauschten Rollen.
Die bundespolitischen Folgen der Wahl in Baden-Württemberg dürften zunächst begrenzt bleiben. Anders könnte sich die Lage jedoch am 22. März darstellen, wenn in Rheinland-Pfalz gewählt wird. Dort droht der SPD, die das Land seit 34 Jahren regiert, der Verlust des Ministerpräsidentenamtes.
Für den ohnehin unter Druck stehenden Parteivorsitzenden Lars Klingbeil wäre dies eine zusätzliche Belastung. In den aktuellen Umfragen liegt die SPD deutlich hinter der CDU. In den Wahlen 2016 und 2021 gelang Ministerpräsidentin Malu Dreyer jeweils eine Wende auf den letzten Metern. Dieses Mal wird ihr Nachfolger Alexander Schweitzer unter Beweis stellen müssen, ob ihm ein vergleichbarer Endspurt gelingt.
Septemberwahlen mit möglicher Signalwirkung für die Republik
Die Wahlen mit dem größten Veränderungspotenzial stehen jedoch erst im September an. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern erreicht die AfD in Umfragen Werte von bis zu 40 Prozent. Besonders in Sachsen-Anhalt, wo am 6. September gewählt wird, gilt es als denkbar, dass die AfD erstmals mit einer absoluten Mehrheit den Ministerpräsidenten stellen könnte. Zwar geben die aktuellen Umfragen dies noch nicht eindeutig her, ausgeschlossen ist dieses Szenario jedoch nicht.
Die CDU in Sachsen-Anhalt schließt eine Zusammenarbeit mit der AfD weiterhin kategorisch aus. Rechnerisch wäre eine Mehrheit ohne die AfD nach den jüngsten Umfragen nur noch durch ein Vierer-Bündnis aus CDU, SPD, BSW und Linken möglich. Allerdings hat die CDU per Parteitagsbeschluss nicht nur eine Kooperation mit der AfD, sondern auch mit der Linken ausgeschlossen. Umgekehrt lehnt auch die Linke eine formelle Koalition mit der CDU ab.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern lässt sich nach den aktuellen Umfragen ein Regierungsbündnis ohne die AfD nur unter Einbeziehung der Linken bilden. Dort liegt die SPD von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zwar auf Platz zwei hinter der AfD, allerdings mit großem Abstand. Die Wahl findet am 20. September statt, zeitgleich mit der Wahl in Berlin. In der Hauptstadt verfügen die sogenannten Parteien der Mitte (CDU, SPD und Grüne) weiterhin über eine klare gemeinsame Mehrheit, während die AfD dort lediglich auf 15 bis 16 Prozent kommt.
Reformvorhaben unter dem Druck des beginnenden Dauerwahlkampfs
Der rund neunmonatige Dauerwahlkampf dürfte bereits mit den Partei- und Fraktionsklausuren im Januar beginnen. Zeitgleich plant die Koalition, die seit Langem angekündigten Sozialreformen anzustoßen. Für Krankenversicherung und Rente nehmen zunächst Kommissionen ihre Arbeit auf, mit offenem Ausgang. Beobachter:innen äußern bereits Zweifel, ob am Ende tatsächlich gemeinsame und weitreichende Reformen beschlossen werden können.
In der Rentenkommission sitzen neben Wissenschaftler:innen auch Politiker:innen der Koalition. Diskutiert werden sollen dabei auch Fragen, die bislang für einzelne Partner nicht akzeptabel waren. Dazu zählt etwa eine mögliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit, konkret auch ein verändertes Renteneintrittsalter. Viele Ökonom:innen befürworten solche Schritte, während die SPD sie bislang stets abgelehnt hat.
Ebenso steht zur Debatte, ob Beamt:innen künftig in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden sollen. Ob Union und SPD noch ausreichend Rückhalt haben, um auch unbequeme Reformbotschaften zu vertreten, ist offen. Spätestens in den Kommissionen oder im anschließenden Gesetzgebungsverfahren, das ab Jahresmitte beginnen soll, könnten die Konfliktlinien innerhalb der Koalition erneut sichtbar werden.
Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Stabilität und Einigkeit der Koalition
Diese Einschätzung teilt auch ein großer Teil der Bevölkerung. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erwarten lediglich neun Prozent der Deutschen, dass Union und SPD im kommenden Jahr weniger streiten werden. 49 Prozent rechnen damit, dass sich das Konfliktniveau nicht verändert, während 21 Prozent von einer weiteren Zuspitzung der Auseinandersetzungen ausgehen.
Entsprechend gering ist auch das Vertrauen in den Fortbestand der Koalition bis zum nächsten regulären Wahltermin in gut drei Jahren. Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) rechnet mit einem vorzeitigen Ende von Schwarz-Rot. Davon erwarten 17 Prozent ein Scheitern bereits im kommenden Jahr, weitere 32 Prozent zu einem späteren Zeitpunkt. Nur rund ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) glaubt, dass das Bündnis bis 2029 Bestand haben wird.
Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.
Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa
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