Polit-Talk "Markus Lanz - Das Jahr 2025"

"Das war jetzt nicht meine Frage": Lars Klingbeil gerät in Erklärungsnot, als es um Staatsverschuldung geht

Aktualisiert:

von Natascha Wittmann

SPD-Chef Lars Klingbeil kam bei einer Frage des Moderators in "Markus Lanz - Das Jahr 2025" ins Straucheln, in die Zukunft blickt er dennoch optimistisch.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


Im ZDF-Jahresrückblick "Das Jahr 2025" stellte sich SPD-Chef Lars Klingbeil den kritischen Fragen von Markus Lanz und kam dabei sichtlich ins Straucheln. Als es um die Staatsverschuldung ging, wich Klingbeil mehrfach aus, während der ZDF-Moderator ihn aus der Reserve zu locken versuchte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Markus Lanz' Jahresrückblick "Das Jahr 2025" wurde deutlich: Dieses Jahr hat Spuren hinterlassen.

  • Zugeschaltet aus New York sprach Annalena Baerbock über ihre neue Rolle als Präsidentin der UN-Vollversammlung und über die anhaltenden Kriege.

  • SPD-Chef Lars Klingbeil wich der Frage nach der Regierungsbilanz aus, räumte aber ein, dass wichtige Strukturreformen über Jahre nicht angegangen worden seien.

Ob Weltpolitik, wirtschaftliche Unsicherheit oder das Vertrauen in die Demokratie - bei Markus Lanz' Jahresrückblick "Das Jahr 2025" wurde deutlich: Dieses Jahr hat Spuren hinterlassen. Mit Gästen wie Ex-Außenministerin Annalena Baerbock, SPD-Chef Lars Klingbeil und Musiker Herbert Grönemeyer wurde am Mittwochabend nicht nur zurückgeblickt, sondern auch Klartext gesprochen. Zugeschaltet aus New York sprach Annalena Baerbock über ihre neue Rolle als Präsidentin der UN-Vollversammlung und über die Herausforderungen, die das Jahr 2025 mit sich brachte. "Das wird kein normales, gewöhnliches Jahr", so die Grünen-Politikerin.

Der Grund? Die UN stünden "politisch und finanziell unter Druck". Besonders der zweite Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump habe die internationale Ordnung ins Wanken gebracht. Seine Rede vor der UN im September, in der er sich offen von der Organisation distanzierte, bezeichnete Markus Lanz dabei als "erste Bewährungsprobe" für Baerbock. Baerbock blieb dennoch optimistisch und erklärte, dass man in Zeiten, "wo normale Logiken nicht mehr greifen", geschickt mit seinen Partnern zusammenarbeiten müsse. Die UN seien immerhin "unsere Lebensversicherung" und es sei gefährlich, ihre Grundprinzipien infrage zu stellen.

Annalena Baerbock: "Es ist an Russland, diesen Krieg einzustellen"

Doch auch die anhaltenden Kriege beschäftigten die Ex-Außenministerin beim Jahresrückblick von Lanz. Mit Blick auf die Ukraine sagte sie: "Es steht die Frage auf dem Spiel: Akzeptieren wir, dass ein Angriffskrieg - die schlimmste Verletzung dieser Friedensordnung der Vereinten Nationen - nach drei Jahren brutalster Gewalt einfach akzeptiert wird, weil man aufgibt? Das würde diese Friedensordnung für immer kaputt machen und andere Militärmächte ermutigen, auch im Zweifel mit Gewalt loszugehen." Baerbock forderte: "Es ist an Russland, (...) diesen Krieg einzustellen."

Neben der Weltpolitik blickte Lanz am Mittwoch auch auf die innenpolitischen Spannungen in Deutschland. Musiker Herbert Grönemeyer kritisierte dabei die Bundesregierung scharf: "Wir sind sicherlich nicht dafür da, uns ständig anzuhören, wie sie sich intern streiten." Die Menschen wollten Lösungen, keine Debatten. Grönemeyer warnte vor wachsender Unzufriedenheit, insbesondere in strukturschwachen Regionen: "Dass mit dem Volk gesprochen wird, ist in den letzten zehn Jahren nicht passiert!" Das Gefühl, dass sich niemand in Berlin um die Sorgen der Menschen kümmere, befeuere den Aufstieg der AfD. Auch CDU-Oberbürgermeister Dennis Rehbein und SPD-Oberbürgermeister Sören Link schlugen in dieselbe Kerbe. Rehbein betonte: "Wenn sich Menschen nicht sicher fühlen, müssen wir verdammt nochmal dafür sorgen, dass sie sich sicher fühlen."

Lars Klingbeil: "Das Land ist nicht kurz vorm Abgrund"

SPD-Chef Lars Klingbeil stellte sich im Studio ebenfalls den kritischen Fragen des Moderators - und hatte große Mühe, konkret zu bleiben. Auf die Frage nach der Regierungsbilanz erklärte er ausweichend: "Wir sind jetzt seit acht Monaten im Amt. Wir haben viele Gesetze auf den Weg gebracht, aber nicht alles ist sofort den nächsten Tag greifbar." Als Lanz hartnäckig nachhakte, ob Deutschland pleite sei, antwortete Klingbeil: "Wir haben die letzten Jahre sehr viel Geld ausgegeben." Lanz konterte unbeeindruckt: "Das war ja jetzt nicht meine Frage." Der SPD-Chef erklärte daraufhin: "Deutschland hat im europäischen Vergleich und im internationalen Vergleich immer noch eine große Finanzstabilität, aber (...) während der Pandemie, als der Krieg anfing (...), als wir die Bundeswehr ausgestattet haben, haben wir Milliarden ausgegeben."

Er räumte auch ein: "Zur Wahrheit gehört, dass wir über Jahre wichtige Strukturreformen nicht angegangen sind." Die fatale Folge: "Es werden schon sehr herausfordernde Jahre. (...) Wir werden den Menschen auch etwas abverlangen müssen." Was das konkret bedeutet, ließ Klingbeil offen. Nur so viel: "Jeder wird spüren, dass wir sparen." Ob es Steuererhöhungen geben werde, wollte er nicht klar sagen. Stattdessen stellte Klingbeil klar: "Der Status quo ist unser Gegner." Für Lanz war die Botschaft dennoch eindeutig: "Es wird wehtun." Klingbeil nickte, versicherte aber auch: "Wir sind nicht pleite. Das Land ist nicht kurz vorm Abgrund."

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