Illegale Flugobjekte
Drohnenabwehr: Polizei investiert in KI-Waffen und "Jamming-Gewehre"
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von dpaGefahr von Drohnen? Rheinland-Pfalz will sich wappnen und investiert Millionen in neue Abwehrtechnik.
Bild: Boris Roessler/dpa
Nach Störungen durch illegale Drohnen diskutiert die Polizei über mögliche Ansätze zur Abwehr. Ein Polizei-Experte spricht von drei möglichen Szenarien und Lösungen – mit neuster KI-Technologie oder purer Waffengewalt.
Das Wichtigste in Kürze
Illegale Drohnen störten in vergangener Zeit wiederholt Veranstaltungen und den Flugverkehr.
Die Polizei hat mehrere Ansätze zur Abwehr der Flugobjekte ausgearbeitet.
Millionenschwere Investitionen sollen den Kampf gegen verbotene Flüge erleichtern.
Illegale Drohnen über Großveranstaltungen, Militäranlagen und kritischer Infrastruktur wie Krankenhäusern stellen die Polizei vor neue Aufgaben. Das Bundesland Rheinland-Pfalz will sich dafür wappnen und investiert rund 7,0 Millionen Euro in Technik zur Abwehr der bedrohlichen Flugobjekte. Etwa 2,6 Millionen Euro habe das Land bereits in die Hand genommen, die übrige Summe werde voraussichtlich im nächsten Jahr ausgegeben, sagt Innenminister Michael Ebling (SPD) in Ingelheim.
Das Geld fließt vor allem in Systeme zur Erkennung, Verifizierung und Abwehr bedrohlicher Drohnen. Dazu gehören hochauflösende Kamerasysteme, sogenannte "Jamming-Gewehre" zur Blockierung von Funksignalen, Netzwerferpistolen und durch Künstliche Intelligenz (KI) gesteuerte Zielsysteme zum Abschießen von Drohnen.
Szenario Eins: Kontrolle übernehmen
Die Polizei gehe bei den Drohnen immer im Dreierschritt Detektieren, Verifizieren und möglicherweise Intervenieren vor, erläuterte Christian Deutsch vom Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik in Ingelheim. Er erläuterte drei mögliche Szenarien vor.
So könne eine unbekannte Drohne plötzlich über einer Menschenmenge auftauchen und ohne erkennbares Ziel umherschwirren. Mithilfe des datenbankgestützten Scansystems "Sentrycs" könnten Beamt:innen die Drohne erfassen und erkennen. Die Polizei könne dann die Steuerung der Drohne übernehmen und sie gezielt zum Landen bringen. "Wir hatten das schon bei mehreren Ereignissen", sagt Deutsch, ohne Zahlen zu nennen.
Szenario Zwei: "Jamming-Pistole"
Im zweiten Szenario fliege eine Drohne wild und eher aggressiv über einer Großveranstaltung, Menschen fühlten sich deswegen unsicher. Was die Person, die Drohne steure, erreichen wolle, sei unklar. Die Drohne könne erkannt werden, ihre Steuerung könne aber nicht übernommen werden. In diesem Falle komme eine sogenannte "Jamming-Pistole" zum Einsatz, die Funkverbindung werde unterbrochen und die Drohne kehre entweder zu ihrem Ausgangspunkt zurück oder bleibe stehen und werde dann von einer Netzwerkpistole abgeschossen und unschädlich gemacht. Der Drohnenpilot werde ermittelt und im Idealfall von einer Streife festgenommen.
Szenario Drei: Abschuss
"Das dritte Szenario ist Ultima Ratio", sagte der Leiter der Spezialeinheiten Deutsch - in diesem Fall werde die Drohne abgeschossen. Der Polizeiführer müsse den Schuss freigeben, denn dies könne gefährlich werden. Das Geschoss habe eine Reichweite von vier bis fünf Kilometern. Der Akku der Drohne könne Feuer fangen und der Absturz des angeschossenen Flugobjekts könne gefährlich werden, weil es trudelnd oder wie ein Stein vom Himmel fallen könne.
Ein KI gesteuertes Zielsystem zu Abschuss, ein sogenannter Smartshooter, werde derzeit in Rheinland-Pfalz erprobt. Noch unklar sei, welches Gewehr dabei am besten zum Einsatz komme und auch welche Munition und welches Kaliber, sagt Deutsch.
Millionenbeträge für neue Maschinengewehre
Um die Beamt:innen bei ihren Einsätzen besser zu schützen und auszustatten, bekommen sie bis Ende 2028 auch neue Maschinenpistolen. Diese seien nicht zum Abschuss von Drohnen gedacht, aber etwa für die Festnahme eines Drohnen-Piloten und für schwierige Einsätze, bei denen eine Kurzwaffe nicht reiche - auch bei Amok und Terror, erläuterte ein Beamter.
Die ersten neuen Maschinenpistolen sollen 2026 ausgeliefert werden. Ziel sei eine für jeden Streifenwagen, sagt Minister Elbing - also insgesamt 1.500 bis 2.000. Der Stückpreis liege zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Die Mitteldistanzwaffen APC 9 mit einem Kaliber 9 könnten auch Schutzwesten durchschlagen. Sie hätten zudem eine integrierte Lampe, verstellbare Schulterstützen und seien für Linkshänder einfacher zu handhaben.
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