Drohnen-Zwischenfälle
Debatte um Drohnenabwehr nach Vorfällen am Flughafen
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von dpaNach der erneuten Betriebsunterbrechung wegen Drohnen ist in München der Flugbetrieb langsam wieder angelaufen.
Bild: Enrique Kaczor/onw-images/dpa
Zwei Tage Chaos am Münchner Flughafen: Flüge gestrichen und Passagiere gestrandet. Drohnen sorgen für Stillstand – und lösen eine hitzige Debatte über die richtige Drohnenabwehr aus.
Das Wichtigste in Kürze
Nach zwei Drohnensichtungen hintereinander am Münchner Flughafen wurde der Flugbetrieb jeweils am Abend gestoppt, insgesamt waren rund 6.500 Passagiere betroffen.
Politiker:innen fordern nun schärfere Regeln und bessere Drohnenabwehr. Bayern will der Polizei sogar den Abschuss von Drohnen erlauben, während andere vor Bundeswehr-Einsätzen im Inland warnen.
Wer hinter den Drohnen steckt, ist bislang unklar, doch die Zahl der Störungen im deutschen Luftverkehr durch Drohnen nimmt insgesamt deutlich zu.
Nach Drohnensichtungen an zwei Tagen hintereinander am Münchner Flughafen werden die Forderungen nach einem besseren Schutz der Flughäfen lauter. Am Flughafen in München waren am Donnerstag (2. Oktober) und am Freitag (3. Oktober) jeweils abends Drohnen gesichtet worden, daraufhin wurde der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt.
Am Samstag (4. Oktober) lief der Flugbetrieb wieder an. Der Airport kündigte aber Verspätungen an: "Es wird den ganzen Tag über zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen." Es werde voraussichtlich auch zu einzelnen Ausfällen kommen, berichtete eine Flughafensprecherin.
Politik sucht nach Wege zur Bekämpfung von Drohnen-Attacken
"Wir brauchen schnell eine funktionierende Drohnenabwehr", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Unsere Sicherheitsbehörden müssen handlungsfähiger und moderner werden." Eine pauschale Antwort, ob eine Drohne abgeschossen werden solle, könne nicht gegeben werden, sagte Reul. Für einen möglichen Abschuss sei entscheidend, dass die Maßnahmen "rechtlich sauber, verhältnismäßig und technisch wirksam" seien.
Sein Amtskollege aus Bayern, Joachim Herrmann (CSU), hatte eine Änderung der Vorschriften in Freistaat angekündigt, damit die Landespolizei im Zweifelsfall auch Drohnen abschießen darf. "Wir wollen die rechtlichen Möglichkeiten der bayerischen Polizei deutlich erweitern, damit sie sofort und effektiv gegen Drohnen vorgehen kann. Das bedeutet auch, dass die Polizei bei akuter Gefahr Drohnen sofort abschießen darf."
Drohnen sollen auch Thema eines Treffens von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) mit mehreren Kollegen aus europäischen Ländern heute in München sein. Am Freitag kündigte er an, die Bundeswehr solle im Zuge von Amtshilfe am Kampf gegen Drohnen beteiligt werden. Dazu plant Dobrindt nach eigenen Angaben schon bald einen Entwurf für ein neues Luftsicherheitsgesetz vorzulegen.
Weiterer Drohnensichtung: Fluggäste stranden erneut am Münchner Airport
Nach der erneuten Sichtung von Drohnen war der Flugverkehr am Freitagabend den zweiten Abend infolge eingestellt worden. Etliche Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen. Rund 6.500 Reisende waren davon betroffen, wie der Flughafen mitteilte. Einige mussten im Airport übernachten.
Die Bundespolizei sprach von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und der Südbahn. Bundespolizisten hätten sie am Freitag kurz vor 23.00 Uhr gesehen. "Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten", teilte ein Sprecher mit. Am Samstagmorgen kurz nach 3.00 Uhr gab es nach Angaben der Bundespolizei erneut einen Hinweis auf eine Drohnensichtung. Ein Sprecher wollte sich allerdings nicht konkret dazu äußern, ob auch tatsächlich eine Drohne im Bereich des Flughafens in der Luft war oder ob es vielleicht auch ein Fehlalarm war.
Dem Flughafenbetreiber zufolge wurden am Abend 23 ankommende Maschinen umgeleitet, 12 Flüge nach München annulliert. 46 geplante Starts hätten nicht stattfinden können, sagte der Sprecher.
Drohnen unbekannter Herkunft hatten bereits am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) warnte hingegen vor weitreichenden Einsätzen der Bundeswehr im Inneren. "Drohnenabwehr ist eine sicherheitspolitische Kernaufgabe", sagte Hubig im Interview mit der "Welt am Sonntag". "Bei Drohnenangriffen im Innern ist die Polizei gefragt." Wo der Rechtsrahmen nachjustiert werden müsse, werde das geschehen. "Einsätze der Bundeswehr im Inneren sind aus guten Gründen nur in sehr engen Grenzen zulässig – und dabei muss es bleiben."
Die Bremer SPD-Fraktion meldete bei Dobrindt bereits das Interesse an einem Drohnenabwehrzentrum an. Fraktionschef Mustafa Güngör verwies in einem Brief an den Bundesinnenminister auf die in Bremen ansässigen Konzerne aus der Rüstungs-, Luftfahrt- und Raumfahrtindustrie sowie die Häfen der Stadt. Bremen sei daher "ein besonders exponiertes Ziel von Drohnen-Spionage und -Sabotage". Zunächst hatte der "Spiegel" über die Initiative Güngörs berichtet.
Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte, bei der Drohnenabwehr komme es auf Geschwindigkeit an. "Ziele müssten schnell erkannt, bewertet und bekämpft werden – angepasst an zivile oder militärische Einsätze", sagte er zu "Bild". Dafür käme das Skyranger-System des Unternehmens infrage. Die Bundeswehr habe 19 solcher Flugabwehrpanzer bestellt. Die Produktionszahlen sollten aber noch deutlich steigen.
Hintergrund der Drohnen-Zwischenfälle bleibt unklar
Unklar ist, wer hinter den Drohnenflügen steckt und welche Motive vorliegen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte am Donnerstag den Vorfall in München in eine Reihe mit weiteren Drohnensichtungen in Europa. "Das war jetzt kein Einzelfall", sagte Söder bei Welt TV. "Es ist die Sicherheitslage, in der wir stehen", sagte er.
NRW-Innenminister Reul schloss auch Trittbrettfahrer nicht aus. "Ich bin sicher: Nicht jede Drohne steuert der Kreml – aber jede einzelne spielt (Präsident Wladimir) Putin in die Karten", sagte Reul. "Wer leichtfertig eine Drohne steigen lässt, sollte sich darüber im Klaren sein." Er rief aber zur Besonnenheit auf: "Verunsicherung zu verbreiten, ist genau das Ziel, das etwa Russland mit solchen Aktionen verfolgt."
Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden. Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum bundesweit 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99.
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