Inhalt halbiert - Preis geblieben
Shrinkflation im Backregal: Dr. Oetker Backmischung als "Mogelpackung des Monats"
Aktualisiert:
von Claudia ScheeleDer Dr. Oetker Käse-Streusel ist die "Mogelpackung des Monats" geworden.
Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Die Backmischung für Käse-Streusel von Dr. Oetker wurde inhaltlich halbiert, doch die versteckte Preiserhöhung ist massiv: Verbraucher:innen zahlen nahezu doppelt so viel pro Kilo. Ein Paradebeispiel für Shrinkflation.
Das Wichtigste in Kürze
Dr. Oetker halbiert den Inhalt der Backmischung für Käse-Streusel, ohne dies transparent zu kennzeichnen – Verbraucher:innen zahlen fast doppelt so viel pro Kilo Backmischung.
Zutaten und Zubereitung bleiben nahezu unverändert, lediglich kleinere Anpassungen wurden vorgenommen; der Kuchen ist nun kleiner portioniert.
Verbraucherschützer kritisieren das Vorgehen als typisches Beispiel für Shrinkflation und fordern mehr Transparenz gegenüber Verbraucher:innen.
Die Backmischung Dr. Oetker Käse-Streusel ist für Verbraucher:innen zur "Mogelpackung des Monats" geworden. Der Inhalt wurde von 730 Gramm auf nur noch 370 Gramm halbiert, während der Preis minimal gesenkt wurde – von 3,99 auf 3,79 Euro. Doch die vermeintliche Ersparnis täuscht: Tatsächlich bedeutet das eine Preiserhöhung von knapp 90 Prozent pro Kilogramm Backmischung. Verbraucher:innen zahlen somit fast das Doppelte für dasselbe Produkt, das lediglich in der Packungsgröße und dem Marketing leicht verändert wurde.
Ein "neues Produkt" - wirklich?
Dr. Oetker bewirbt die Backmischung mit dem Zusatz "Klassiker neu interpretiert", doch ein Produkt-Check der Verbraucherzentrale Hamburg zeigt: Zutaten und Zubereitung sind nahezu identisch geblieben. Die Rezeptur besteht weiterhin aus einer aromatisierten Mehl-Zucker-Mischung mit Backtriebmitteln. Lediglich kleinere Anpassungen bei den zusätzlichen Zutaten wurden vorgenommen: Statt wie bisher vier Eier und 500 Gramm Quark benötigt man jetzt zwei Eier und 250 Gramm Quark. Einziger nennenswerter Unterschied ist der Austausch von Joghurt und Milch durch Doppelrahm-Frischkäse – eine Änderung, die kaum ein neues Produkt rechtfertigt.
Der fertige Kuchen enthält nun deutlich mehr Fett und Kalorien, obwohl laut Nährwerttabelle ein Stück Kuchen weniger Kalorien aufweist als zuvor. Das liegt jedoch ausschließlich daran, dass die Stücke kleiner portioniert sind: Früher wogen sie 145 Gramm, jetzt nur noch 109 Gramm. Auch die Form des Kuchens wurde angepasst: Statt einer runden Kuchenform empfiehlt Dr. Oetker eine Kastenform mit einem "raffinierten Zick-Zack-Schnitt", um acht kleinere Tortenstücke zu erhalten – vorher waren es zwölf Stücke aus einer runden Form.
Transparenz bleibt aus
In der Vergangenheit zeigte sich Dr. Oetker bei Fällen von Shrinkflation zumindest transparenter. So informierte der Hersteller etwa beim Schoko-Müsli und beim Schokoladenpuddingpulver offen über den reduzierten Inhalt bei gleichbleibender Qualität. Im Fall der Käse-Streusel-Backmischung fehlt jedoch ein solcher Hinweis auf der Verpackung – stattdessen wird die Veränderung als "Neuprodukt" verkauft.
In einer Stellungnahme verteidigt Dr. Oetker die Umstellung: "Es handelt sich um ein neues Produkt." Verbraucher:innen könnten das jedoch anders sehen, denn sowohl der Produktname als auch die Rezeptur haben sich kaum verändert – lediglich die Verpackungsgröße und die Portionsangaben wurden angepasst.
Ein Paradebeispiel für die Shrinkflation
Shrinkflation – also die Reduzierung des Inhalts bei gleichbleibendem oder minimal gesenktem Preis – ist seit Jahren eine umstrittene Praxis in der Lebensmittelindustrie. Unternehmen wie Dr. Oetker versuchen, durch kleinere Verpackungen und vermeintliche Neuprodukte Preiserhöhungen zu verschleiern. Bei der Käse-Streusel-Backmischung zeigt sich dies besonders deutlich: Gleiche Rezeptur, halber Inhalt, fast doppelter Preis – und keine klare Kennzeichnung für Verbraucher:innen.
Für uns ist klar: Transparenz sieht anders aus. Ein Hinweis auf den reduzierten Inhalt wäre dringend notwendig gewesen, um Verbraucher:innen nicht in die Irre zu führen. Stattdessen setzt Dr. Oetker auf Marketing-Tricks und beschönigende Begriffe wie "neu interpretiert".
Verwendete Quellen:
Verbraucherzentrale Hamburg: "Dr. Oetker: So ein Käse(kuchen)!"
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