Eskalation in Südostasien
Was ist Trumps Frieden wert? Ein Blick auf seine angeblich beendeten Kriege
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Trump ist "enttäuscht" von Selenskyj
Videoclip • 01:09 Min • Ab 12
Ginge es nach Donald Trump, hätte er längst den Friedensnobelpreis erhalten. Während er ein neues Abkommen feiert, entflammt ein vermeintlich befriedeter Konflikt erneut. Wo hat der US-Präsident wirklich etwas bewegt?
Das Wichtigste in Kürze
US-Präsident Trump ist fest davon überzeugt, dass seine Administration in wenigen Monaten zahlreiche Kriege beendet hat.
Manche Expert:innen bewerten den Beitrag Trumps aber anders als der US-Präsident selbst.
Zwischen Thailand und Kambodscha sind wieder Kämpfe entbrannt: Ein Überblick über die Kriege, die Trump befriedet haben will.
Der Friedensnobelpreis 2025 blieb Donald Trump verwehrt. Vorerst muss sich der US-Präsident mit dem Trostpflaster FIFA-Friedenspreis zufriedengeben, Trump erhielt die Auszeichnung vergangenen Freitag (5. Dezember) im Zuge der WM-Auslosung. "Ich brauche keine Preise. Ich will nur Leben retten", gab sich der Republikaner im Vorfeld bescheiden.
Dabei bildet sich Trump viel ein auf seine angebliche Vermittlerrolle, wenngleich er bei Wladimir Putins Ukraine-Krieg trotz "Friedensplan" noch auf Granit beißt. Hier und da springt bei seinen Friedensbemühungen auch noch ein guter Deal für die USA heraus.
Erst letzten Donnerstag (4. Dezember) wurde im – kürzlich umbenannten – Donald J. Trump Friedensinstitut ein weiteres Abkommen geschlossen. Unterdessen flammt einer der Konflikte, die Trump befriedet haben will, bereits wieder auf: Thailand und Kambodscha richten wieder Waffen aufeinander.
Welche Konflikte Trump gelöst haben will, und wie es wirklich um den Frieden dort steht:
Kambodscha und Thailand: Dauerstreit über Grenzfragen
Keine zwei Monate nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens ist der Konflikt in der Grenzregion von Thailand und Kambodscha am Montag (8. Dezember) erneut eskaliert – bereits das zweite Mal nach einem Zwischenfall im November. Die Nachbarländer beschuldigten sich gegenseitig, die Waffenruhe verletzt zu haben. Nach mutmaßlichen kambodschanischen Raketenbeschüssen und Luftangriffen von thailändischer Seite sind in beiden Ländern Opfer zu beklagen und Tausende Menschen auf der Flucht.
Bereits Ende Juli 2025 kam es zu schweren Gefechten an der thailändisch-kambodschanischen Grenze. Trump schaltete sich damals per Telefon ein und drohte beiden Seiten mit dem Abbruch laufender Handelsverhandlungen: "Wir wollen mit keinem der beiden Länder einen Deal schließen, wenn sie kämpfen."
Wenig später vereinbarten die Konfliktparteien eine Waffenruhe. Kambodschas Premier Hun Manet nominierte Trump für den Friedensnobelpreis. Allerdings hatte auch Malaysia aktiv vermittelt. Expert:innen sahen Trumps Beitrag ohnehin eher in Form der Nutzung von Druckmitteln, denn eine Rolle als strategischer Vermittler. Die jüngsten Ereignisse zeigen: Dieser Frieden war nicht von Dauer.
Kongo und Ruanda: Ein langjähriger Konflikt in Afrika
Dabei hatte sich Trump vor wenigen Tagen noch für einen neuen Friedensvertrag zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo feiern lassen. Das Abkommen soll den seit mehr als 30 Jahren währenden blutigen Konflikt im rohstoffreichen Ostkongo beenden – und nebenbei auch lukrative Deals ermöglichen. Mit beiden Ländern werde die USA laut Trump bilaterale Abkommen über den Abbau seltener Erden unterzeichenen. Einige der bedeutendsten US-Unternehmen sollen nach Ruanda und in den Kongo entsendet werden. Kommentar Trump: "Alle werden viel Geld verdienen."
Schon im Juni 2025 hatte Trump ein Abkommen zwischen den beiden afrikanischen Ländern vermittelt. Doch auf dem Boden war die Lage weiter eskaliert. Die M23-Miliz war nicht Teil der Verhandlungen in den USA. Die UNO hatte gewarnt, die Gewalt sei "völlig losgelöst von den Gesprächen". Richard Moncrieff von der International Crisis Group urteilte: "(Trump) hat absolut nichts beendet." Zwar hatte Trump Bewegung in die diplomatische Ebene gebracht, doch der Konflikt im Osten Kongos blieb eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt.
Auch weiterhin? Die Zukunft wird zeigen, ob mit dem neuen Friedensvertrag Besserung einkehrt. Während der ruandische Präsident Paul Kagame Trump in seiner Rede würdigte, sprach Félix Tshisekedi, der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, von einem langen, schwierigen Weg. Während der Zeremonie würdigten sich die Staatschefs kaum eines Blickes, auf den Handschlag verzichteten sie gleich ganz.
Naher Osten: Wie stabil ist die Waffenruhe?
Für viele Expert:innen und Staats- und Regierungschef:innen war es ein diplomatischer Erfolg, der Trump zu verdanken ist: das Gaza-Abkommen zwischen der Hamas und Israel. Beide Parteien hatten sich im Oktober auf einen 20-Punkte-Plan der US-Administration geeinigt.
Beobachter:innen zufolge brachte Trumps Team alle in den Krieg involvierten Parteien dazu, den bewaffneten Konflikt vorerst auf Eis zu legen und nach über zwei Jahren die Rückkehr der israelischen Geiseln im Gazastreifen nach Israel zu ermöglichen.
Allerdings gilt die Waffenruhe als brüchig, beide Seiten werfen sich Verstöße vor. Zudem befindet sich der Plan immer noch in der ersten Phase. Während die Hamas eine Entwaffnung nach wie vor ablehnt, hat Israel die sogenannte gelbe Linie schärfer gezogen – und die Fläche des Gazastreifens weiter verkleinert. Sobald die Hamas die letzte tote israelische Geisel übergibt und Israel im Gegenzug die Leichen von 15 Palästinensern übermittelt, kann die nächste Phase des Friedensplans beginnen.
Verharren die Bemühungen beim Status Quo, oder gelingt es Trump, den Friedensplan erneut anzuschieben? Israelischen Angaben zufolge will er sich am 29. Dezember mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu treffen, um die nächsten Schritte zu besprechen.
Ägypten und Äthiopien: Wortgefecht um den Nil
Der jahrzehntelange Konflikt um die Wasserrechte des Nils zwischen Ägypten und Äthiopien eskalierte 2025 erneut mit der Einweihung eines Staudamms. Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit versucht zu vermitteln, setzte Wirtschaftshilfen aus und brachte die Parteien an den Verhandlungstisch. Ein Durchbruch gelang ihm nicht.
Obwohl das Weiße Haus den Streit für beigelegt erklärte, bleibt der Konflikt ungelöst. "Sie waren in einem bitteren Krieg der Worte", sagte der Sicherheitsexperte Moses Chrispus Okello gegenüber der US-Zeitung "The Hill". Echte Kampfhandlungen hätten aber nie stattgefunden. Trumps Rolle in dem Konflikt scheint begrenzt zu sein - und ein echter Friedensschluss steht aus.
Armenien und Aserbaidschan: Ein jahrzehntelanger Konflikt
Im August 2025 kamen Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev im Weißen Haus zusammen – mit Trump als Gastgeber. Unterzeichnet wurde ein Abkommen über den Bau einer neuen Handelsstraße - der "Trump Route for International Peace and Prosperity" (TRIPP). Eine Handelsstraße, die Aserbaidschan Zugang zu Nachitschewan gewähren soll, ohne Armeniens Souveränität zu verletzen.
Trump erklärte: "Wir haben es endlich geschafft, Frieden zu schließen." Marcel Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung betonte aber gegenüber dem ZDF: "Es ist ein Schritt, keine Frage, aber es ist eben noch nicht der finale Punkt unter dem Konflikt." Der Konflikt gilt als abgekühlt, aber nicht endgültig gelöst.
Jedoch haben sich die Beziehungen der lange verfeindeten Republiken im Südkaukasus nach Trumps Initiative anscheinend spürbar verbessert. Armenien hat den aserbaidschanischen Präsidenten, Ilham Aliyev, zum Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) 2026 in Eriwan eingeladen.
Indien und Pakistan: Streit um Rolle Trumps
Nach heftigen Gefechten im Mai 2025, bei denen dutzende Menschen auf beiden Seiten starben, verkündete Trump über Truth Social eine Waffenruhe zwischen den Atommächten Indien und Pakistan. Er schrieb dies einer "langen Nacht der Verhandlungen" unter US-Vermittlung zu. Während Pakistan ihn daraufhin für den Friedensnobelpreis vorschlug, wies Indien jede Rolle Washingtons zurück.
Iran und Israel: Deeskalation - aber kein Frieden
Im Juni 2025 eskalierte der jahrzehntelange Schattenkrieg zwischen Israel und dem Iran in offene Kampfhandlungen. Nachdem Israel iranische Atomanlagen angegriffen hatte, griffen auch die USA – auf Trumps Befehl – drei iranische Nuklearstandorte an. Trump sprach danach vom "verhinderten Weltkrieg" und forderte öffentlich den Rückzug israelischer Kampfjets. Zwei Tage später verkündete er einen Waffenstillstand. Die Feuerpause kam auch dank Katar zustande.
Trotz dieses diplomatischen Erfolgs bleibt der Grundkonflikt um das iranische Atomprogramm ungelöst. Analyst:innen weisen darauf hin, dass die Waffenruhe zwar halte, ein umfassender Frieden aber nicht in Sicht sei.
Kosovo und Serbien: Frieden ohne Krieg?
Trump verweist gern auf seine Rolle im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo, doch dieser war kein aktiver Krieg. Bereits 2020 vermittelte er ein Wirtschaftsabkommen, das vor allem den bilateralen Handel fördern sollte. Trump behauptet, ein "großer Krieg" sei durch seine Drohungen gegen Serbien verhindert worden.
Doch NATO-Diplomat:innen bleiben skeptisch – konkrete Belege für eine bevorstehende Eskalation fehlen. Der Statuskonflikt bleibt bestehen: Serbien erkennt den unabhängigen Kosovo weiterhin nicht an.
Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa
Handelsblatt: US-Präsident Trump erhält erstmals vergebenen Fifa-Friedenspreis
The Hill: "Did Trump end 7 wars? What to know ahead of Nobel Peace Prize announcement"
ZDF heute: "Wie stehen Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis?"
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