Erst sieben, dann acht
Trump, der Friedensstifter? Diese acht Kriege will der US-Präsident beendet haben
Veröffentlicht:
von Emre BölükbasiDen Friedensnobelpreis 2025 hat Trump nicht bekommen, doch jetzt richten seine Unterstützer ihre Blicke schon auf die nächste Nobelpreisvergabe.
Bild: REUTERS
Noch vor kurzem waren es sieben, jetzt schon acht: Trump will immer mehr Kriege beendet haben. Welche er genau meint und was sein tatsächlicher Beitrag dazu war, erfährst du hier!
Das Wichtigste in Kürze
US-Präsident Trump ist fest davon überzeugt, dass seine Administration in wenigen Monaten zahlreiche Kriege beendet hat.
Manche Expert:innen bewerten den Beitrag Trumps aber anders als der US-Präsident selbst.
Ein Überblick über die Kriege, die Trump befriedet haben will.
"Wir haben acht Kriege in acht Monaten beigelegt." Ein Satz, der am Montag (13. Oktober) in der Knesset fiel. US-Präsident Donald Trump wies erneut auf die diplomatischen Errungenschaften seiner Administration in verschiedenen Regionen der Welt hin. Das neue Nahost-Abkommen reiht sich seiner Meinung nach ein in eine lange Liste von gelösten Konflikten.
Was es mit dieser Behauptung auf sich hat und welche Konflikte genau Trump meint - ein Überblick.
Naher Osten: Ruhen endlich die Waffen?
Für viele Expert:innen und Staats- und Regierungschef:innen ist es ein diplomatischer Erfolg, der Trump zu verdanken ist: das Gaza-Abkommen zwischen der Hamas und Israel. Vergangene Woche einigten sich beide Parteien auf einen 20-Punkte-Plan der US-Administration.
Beobachter:innen zufolge brachte Trumps Team alle in den Krieg involvierten Parteien dazu, den bewaffneten Konflikt vorerst auf Eis zu legen und nach über zwei Jahren die Rückkehr der israelischen Geiseln im Gazastreifen nach Israel zu ermöglichen.
Ägypten und Äthiopien: Wortgefecht um den Nil
Der jahrzehntelange Konflikt um die Wasserrechte des Nils zwischen Ägypten und Äthiopien eskalierte 2025 erneut mit der Einweihung eines Staudamms. Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit versucht zu vermitteln, setzte Wirtschaftshilfen aus und brachte die Parteien an den Verhandlungstisch. Ein Durchbruch gelang ihm nicht.
Obwohl das Weiße Haus den Streit für beigelegt erklärte, bleibt der Konflikt ungelöst. "Sie waren in einem bitteren Krieg der Worte", sagte der Sicherheitsexperte Moses Chrispus Okello kürzlich gegenüber der US-Zeitung "The Hill". Echte Kampfhandlungen hätten aber nie stattgefunden. Trumps Rolle in dem Konflikt scheint begrenzt zu sein - und ein echter Friedensschluss steht aus.
Armenien und Aserbaidschan: Ein jahrzehntelanger Konflikt
Im August 2025 kamen Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev im Weißen Haus zusammen – mit Trump als Gastgeber. Unterzeichnet wurde ein Abkommen über den Bau einer neuen Handelsstraße - der "Trump Route for International Peace and Prosperity" (TRIPP). Eine Handelsstraße, die Aserbaidschan Zugang zu Nachitschewan gewähren soll, ohne Armeniens Souveränität zu verletzen.
Trump erklärte: "Wir haben es endlich geschafft, Frieden zu schließen." Marcel Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung betonte aber jüngst gegenüber dem ZDF: "Es ist ein Schritt, keine Frage, aber es ist eben noch nicht der finale Punkt unter dem Konflikt." Der Konflikt gilt als abgekühlt, aber nicht endgültig gelöst.
Indien und Pakistan: Streit um Rolle Trumps
Nach heftigen Gefechten im Mai 2025, bei denen dutzende Menschen auf beiden Seiten starben, verkündete Trump über Truth Social eine Waffenruhe zwischen den Atommächten Indien und Pakistan. Er schrieb dies einer "langen Nacht der Verhandlungen" unter US-Vermittlung zu. Während Pakistan ihn daraufhin für den Friedensnobelpreis vorschlug, wies Indien jede Rolle Washingtons zurück.
Iran und Israel: Deeskalation - aber kein Frieden
Im Juni 2025 eskalierte der jahrzehntelange Schattenkrieg zwischen Israel und dem Iran in offene Kampfhandlungen. Nachdem Israel iranische Atomanlagen angegriffen hatte, griffen auch die USA – auf Trumps Befehl – drei iranische Nuklearstandorte an. Trump sprach danach vom "verhinderten Weltkrieg" und forderte öffentlich den Rückzug israelischer Kampfjets. Zwei Tage später verkündete er einen Waffenstillstand. Die Feuerpause kam auch dank Katar zustande.
Trotz dieses diplomatischen Erfolgs bleibt der Grundkonflikt um das iranische Atomprogramm ungelöst. Analyst:innen weisen darauf hin, dass die Waffenruhe zwar halte, ein umfassender Frieden aber nicht in Sicht sei.
Kambodscha und Thailand: Dauerstreit über Grenzfragen
Ende Juli 2025 kam es zu schweren Gefechten an der thailändisch-kambodschanischen Grenze. Trump schaltete sich per Telefon ein und drohte beiden Seiten mit dem Abbruch laufender Handelsverhandlungen: "Wir wollen mit keinem der beiden Länder einen Deal schließen, wenn sie kämpfen."
Wenig später vereinbarten die Konfliktparteien eine Waffenruhe. Kambodschas Premier Hun Manet nominierte Trump für den Friedensnobelpreis. Allerdings hatte auch Malaysia aktiv vermittelt. Expert:innen sehen Trumps Rolle eher als Druckmittel denn als strategischen Vermittler.
Kongo und Ruanda: Ein langjähriger Konflikt in Afrika
Im Juni 2025 vermittelte Trump ein Friedensabkommen zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda. Doch auf dem Boden eskalierte die Lage weiter. Die M23-Miliz war nicht Teil der Verhandlungen in den USA. Die UNO warnte, die Gewalt sei "völlig losgelöst von den Gesprächen".
Richard Moncrieff von der International Crisis Group urteilt: "(Trump) hat absolut nichts beendet." Zwar brachte Trump Bewegung in die diplomatische Ebene, aber der Konflikt im Osten Kongos bleibt eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt – ungelöst und blutig.
Kosovo und Serbien: Frieden ohne Krieg?
Trump verweist gern auf seine Rolle im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo, doch dieser war kein aktiver Krieg. Bereits 2020 vermittelte er ein Wirtschaftsabkommen, das vor allem den bilateralen Handel fördern sollte. Trump behauptet, ein "großer Krieg" sei durch seine Drohungen gegen Serbien verhindert worden.
Doch NATO-Diplomat:innen bleiben skeptisch – konkrete Belege für eine bevorstehende Eskalation fehlen. Der Statuskonflikt bleibt bestehen: Serbien erkennt das unabhängige Kosovo weiterhin nicht an.
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Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa
The Hill: "Did Trump end 7 wars? What to know ahead of Nobel Peace Prize announcement"
ZDF heute: "Wie stehen Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis?"
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