Franklin, Polarexpress und der Grinch
Schildkröte mit Maschinengewehr: Wie die US-Regierung unter Trump Kinderfiguren instrumentalisiert
Veröffentlicht:
von Jana WejkumEine liebenswerte Kinderfigur wird von der US-Regierung für ihre Politik der Deportationen eingesetzt.
Bild: Kids Can Press/dpa
Harmlose Kinderfilme und -bücher verwendet das Weiße Haus, um Hass und Hetze zu verbreiten. Nicht nur ein Kinderbuchverlag verurteilt diese Praxis scharf.
Franklin könne "die schönsten Geschichten erfinden und schon seine Schuhe binden": So beginnt jede Folge der Kinderserie "Franklin" rund um die junge Schildkröte und seine Freunde. Franklin sei eine kanadische Ikone, die Generationen von Kindern inspiriert habe und für Freundlichkeit, Empathie und Inklusivität stehe, so der Verlag "Kids Can Press", bei dem die Kinderbücher erscheinen.
Umso verstörender wirkt das Bild, das der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth Ende November auf seinem X-Account postete: In US-Militäruniform gekleidet und mit Maschinenpistole in den Händen feuert die Kinderbuchfigur auf Boote.
Dass dies eine Anspielung auf Trumps Abschuss-Aktionen gegen angebliche venezolanische Drogendealer im Pazifik ist, daran lässt die Überschrift keinen Zweifel: "Franklin Targets Narco Terrorists", heißt es. "Für eure Weihnachts-Wunschliste", schreibt Hegseth weiter.
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Kinderbuchverlag verurteilt Post
Die empörte Reaktion des kanadischen Kinderbuchverlags ließ nicht lange auf sich warten: "Wir verurteilen jede herabwürdigende, gewalttätige oder unbefugte Verwendung von Franklins Namen oder Bild, die diesen Werten direkt widerspricht, aufs Schärfste."
Auch Politiker:innen hatten wenig Verständnis für Hegseths Humor: So nannte der Demokrat Chuck Schumer den Post am nächsten Tag "eine kranke Parodie eines bekannten Kinderbuchs". Der demokratische Abgeordnete Adam Smith kritisierte, dass Hegseth offenbar "den Ernst und die Wichtigkeit seines Jobs" nicht verstanden habe.
Gegenüber "National Public Radio" (NPR) kommentierte das Pentagon den Vorfall folgendermaßen: "Wir bezweifeln, dass Franklin die Schildkröte inklusiv gegenüber Drogenkartellen sein möchte... oder die Freundlichkeit und Empathie von Drogen-Terroristen loben will".
Hetze gegen Migrant:innen mit Polarexpress und dem Grinch
Dass es sich bei Hegseths Post nicht um einen missglückten Einzelfall, sondern um eine Strategie handelt, zeigt ein Blick auf den offiziellen X-Account des Weißen Hauses.
Der Weihnachtsklassiker "Der Polarexpress" wird in einem Post vom 9. Dezember kurzerhand zum "Deportation Express". Zynisch schreibt das Weiße Haus "Believe you can go home!" und preist die App der US-Grenzbehörde (CBP) an, mit der sich illegale Migrant:innen offenbar selbst "deportieren" sollen.
Auf einem manipulierten Filmplakat vom 13. Dezember stiehlt nicht die Kinderfigur Grinch Weihnachten, sondern angeblich illegale Migrant:innen die Gesundheitsversorgung. "Hass, Hass, Hass. Doppel-Hass", schreibt das Weiße Haus in dem an die Demokraten gerichteten Post.
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Weißes Haus sieht sich im Recht
Auch die Sängerin Sabrina Carpenter hatte sich bereits darüber beschwert, dass ihre Musik in einem Video genutzt wurde, das Gewalt gegen Migrant:innen verherrlicht. Sie bezeichnete das Video als "bösartig und widerwärtig" und forderte, aus der Agenda der Regierung herausgehalten zu werden.
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Rechtfertigen will sich das Weiße Haus nicht, im Gegenteil: "Wir entschuldigen uns nicht dafür, dass wir gefährliche Kriminelle, illegale Mörder, Vergewaltiger und Pädophile aus unserem Land abschieben", heißt es gegenüber dem Portal "The Hill", "jeder, der diese kranken Monster verteidigt, muss dumm sein".
Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa
CBC: "Pete Hegseth's use of Canadian character Franklin the turtle in post about boat strikes prompts anger, mockery"
NPR: "'Franklin' publisher slams Hegseth for his post of the turtle firing on drug boats"
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