Ukraine-Krieg

Putins Wirtschaft vor dem Kollaps? Folgen von Krieg und Sanktionen spitzen sich zu

Veröffentlicht:

von Benedikt Rammer

Putins Krieg bringt die russische Wirtschaft am Rand des Kollaps.

Bild: Russian Look


Russland kämpft mit massiven wirtschaftlichen Problemen, die durch den Krieg gegen die Ukraine und internationale Sanktionen verschärft werden. Expert:innen warnen vor einer möglichen Bankenkrise und langfristigen Schäden für das Land.

Das Wichtigste in Kürze

  • Russlands Wirtschaft leidet unter den hohen Kosten des Krieges und internationalen Sanktionen.

  • Die Energiebranche ist stark betroffen; Einnahmen aus Öl und Gas sinken drastisch.

  • Die Bevölkerung spürt die Krise durch unbezahlte Löhne und steigende Lebenshaltungskosten.

Russlands wirtschaftliche Situation verschlechtert sich zunehmend aufgrund der hohen Kosten des Ukraine-Kriegs und der harten internationalen Sanktionen. Die Finanzreserven des Landes sind nahezu aufgebraucht, und die neuen US-Sanktionen gegen wichtige Ölkonzerne wie Rosneft und Lukoil verstärken den Druck. Laut Reuters sind die Einnahmen aus Öl und Gas im Dezember um 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, was das Staatsbudget weiter belastet. Gleichzeitig steigen die Militärausgaben auf ein Rekordhoch von 149 Milliarden US-Dollar in den ersten drei Quartalen 2025.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte laut der "Washington Post" bei einem Treffen mit seinen deutschen und britischen Amtskollegen, dass die Sanktionen ihre Wirkung zeigen: "Wir müssen diesen Einsatz fortsetzen und den Druck aufrechterhalten."

Bankenkrise droht

Die russische Zentralbank hat die Zinsen auf über 20 Prozent erhöht, um die Inflation einzudämmen. Zwar wurden die Zinssätze inzwischen leicht gesenkt, doch sie belasten weiterhin Unternehmen und führen zu einer Stagnation bei Investitionen und Produktion. Laut dem russischen Zentrum für makroökonomische Analyse könnte Russland bis Oktober eine systemische Bankenkrise erleben, wenn sich die Anzahl problematischer Kredite weiter erhöht und Einlagen in großem Umfang abgezogen werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Rüstungsindustrie von gelockerten Kreditregelungen profitiert hat, was eine massive Ausweitung der Unternehmensverschuldung zur Folge hatte. Alexander Shokhin, Präsident der russischen Industriellen-Union, warnte öffentlich vor einer prekären finanziellen Lage vieler Unternehmen.


Energiebranche unter Druck

Einst eine verlässliche Einnahmequelle für den Kreml, steht die russische Energieindustrie unter enormem Druck. Gazprom, das staatliche Gasmonopol, verzeichnete im vergangenen Jahr einen Verlust von 12,9 Milliarden US-Dollar und verlor seine Hauptmärkte in Europa. Rosneft meldete einen Rückgang seines Nettogewinns um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Experten gehen davon aus, dass zwischen 1,6 und 2,8 Millionen Barrel Öl pro Tag aufgrund fehlender Nachfrage unverkauft bleiben könnten.

Craig Kennedy von der Harvard Davis Center für Russische Studien kommentierte gegenüber der "Washington Post": "Die jüngsten Sanktionen beschleunigen die Krise in der russischen Ölindustrie. Russland sieht dadurch schwächer aus."


Auswirkungen auf die Bevölkerung

Die wirtschaftlichen Probleme schlagen zunehmend auf die Bevölkerung durch. Laut Sberbank-Berichten haben Konsument:innen ihre Ausgaben für Kleidung und Haushaltswaren deutlich reduziert. Zudem häufen sich Berichte über unbezahlte Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen in verschiedenen Regionen des Landes. Allein im Oktober erreichten laut der russischen Statistikbehörde Rosstat unbezahlte Löhne mehr als 27 Millionen US-Dollar.

In besonders betroffenen Regionen wie Kuzbass mussten zahlreiche Kohleunternehmen schließen, während andere Branchen wie die Metallurgie trotz hoher Nachfrage nach militärischer Produktion rückläufig sind.

Trotz der wachsenden Belastung der Bevölkerung erwarten Beobachter:innen keine größeren sozialen oder politischen Unruhen in Russland. Ein akademischer Berater erklärte: "Die wirtschaftlichen Probleme werden nicht zu gesellschaftlichen oder politischen Veränderungen führen." Das nächste Jahr würde aber das erste schwierige Jahr der "Militäroperation" werden.


Verwendete Quellen:

Washington Post: "Russia’s economy keeps driving its war, but it could break in 2026"

Nachrichtenagentur Reuters

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