Nach "Operation Rising Lion"

Mullah-Regime in der Krise: Spionageängste durch Israel erschüttern Irans Sicherheitsdienste

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von Max Strumberger

Im Iran wachsen die Spannungen und besonders die Sorge vor israelischen Spionageaktivitäten.

Bild: IMAGO/NurPhoto


Die iranischen Sicherheitsdienste stehen vor einer Zerreißprobe: Interne Machtkämpfe und Paranoia über Spionage schwächen das Regime.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die iranischen Sicherheitsbehörden kämpfen mit wachsender Paranoia und internen Machtkämpfen.

  • Rivalitäten innerhalb der Revolutionsgarden und die Angst vor Spionage erschüttern das System.

  • Expert:innen befürchten, dass diese Dynamik die Stabilität des Regimes massiv gefährden könnte.

Die iranischen Sicherheitsdienste befinden sich in einem Zustand wachsender Paranoia und interner Konflikte. Nach Berichten von Insidern, die mit "The Telegraph" sprachen, herrscht ein erbitterter Wettstreit unter hochrangigen Beamten und Mitgliedern der Revolutionsgarden (IRGC), um ihre Loyalität gegenüber dem Regime zu beweisen. Diese Spannungen sind eine direkte Folge der umfangreichen israelischen Infiltration während des 12-tägigen Krieges im Juni - auch "Operation Rising Lion" genannt.

Die Angst vor Spionage hat dazu geführt, dass sich führende Köpfe gegenseitig beschuldigen, Verräter zu sein – oft ohne Beweise. Insider fürchten, dass diese Dynamik das iranische Sicherheitssystem von innen heraus schwächen könnte. Die Situation wird durch die Unsicherheit über die Zukunft der iranischen Stellvertreterkräfte im Nahen Osten und die zunehmende Instabilität des Regimes verschärft. Ein hochrangiger Beamter aus Teheran erklärte, dass viele innerhalb der IRGC verzweifelt versuchen, ihre Unschuld zu beweisen, da die israelische Unterwanderung offensichtlich geworden sei.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Verhaftungen und Hinrichtungen wegen angeblicher Spionage. Doch anstatt Stabilität zu schaffen, scheinen diese Maßnahmen das Misstrauen innerhalb des Systems nur weiter zu verstärken. Alte Fehden werden genutzt, um Rivalen zu diskreditieren, während loyale Insider fälschlicherweise als Verräter denunziert werden.


Iran schlägt Proteste brutal nieder

Die innere Zerrissenheit des Regimes wird durch wachsenden öffentlichen Widerstand und massive Umweltprobleme weiter angeheizt. Die Hinrichtung von Dissidenten und die brutale Niederschlagung von Protesten haben die Wut der Bevölkerung nicht besänftigt. Im Gegenteil: Der Tod eines jungen Mannes, der ein Bild von Ayatollah Khamenei verbrannte, löste landesweite Proteste aus, bei denen Bilder des obersten Führers öffentlich verbrannt wurden. Gleichzeitig droht eine Wasserkrise in Teheran, und gefährliche Luftverschmutzung zwingt Schulen in mehreren Städten zur Schließung.

Auf internationaler Ebene ist Iran zunehmend isoliert. Die Wiedereinsetzung von UN-Sanktionen nach dem Scheitern des Atomabkommens von 2015 hat die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes stark geschwächt. Während das Regime glaubt, dass der Besitz von Atomwaffen seine Existenz sichern könnte, warnen Experten davor, dass dieser Kurs die Isolation und die Konflikte nur weiter verschärfen wird. Dennoch bleibt das Regime stabil, da es nach dem Krieg mit Israel eine gewisse nationale Solidarität mobilisieren konnte. Doch diese Stabilität ist brüchig und basiert auf einem fragilen Gleichgewicht zwischen Repression und Propaganda.


Verwendete Quellen:

"The Telegraph": Iran’s paranoid top brass turn on each other over spy fears

Nachrichtenagentur dpa

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