Wunschliste über 377 Milliarden
Merz will stärkste Armee des Kontinents: So viele Milliarden kostet der Bundeswehr-Plan
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von Joachim VonderthannAuch F-35-Kampfjets aus den USA gehören zur milliardenschweren Wunschliste für den Ausbau der Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas.
Bild: Ricardo Arduengo/REUTERS
Die Bundesregierung plant eine umfassende Modernisierung der Bundeswehr. Und das wird teuer: 377 Milliarden Euro soll das ehrgeizige Ziel kosten, Deutschland zur führenden militärischen Macht in Europa zu machen.
Das Wichtigste in Kürze
Die Bundesregierung plant 377 Milliarden Euro für eine umfassende Modernisierung der Bundeswehr ein.
Das geht aus internen Regierungsdokumenten hervor, die "Politico" vorliegen.
Bei wichtigen strategischen Fähigkeiten will Deutschland weiter auf US-Waffen setzen.
Angesichts der Bedrohung durch Russland und der wackeligen Zusammenarbeit mit den USA hatte Kanzler Friedrich Merz schon in seiner ersten Regierungserklärung im Mai ein ambitioniertes Ziel formuliert: Er will die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas machen. Dafür sollen "alle erforderlichen finanziellen Mittel" zur Verfügung gestellt werden.
Bundeswehr will Waffen für 377 Milliarden Euro anschaffen
Wie milliardenschwer das Vorhaben werden wird, berichtet jetzt das Magazin "Politico" unter Berufung auf interne Regierungsdokumente. Demnach listet das 39 Seiten starke Dokument eine Waffen-Wunschliste in Höhe von 377 Milliarden Euro auf.
Dabei sind große Beschaffungsprojekte in den Bereichen Land, Luft, See, Weltraum und Cyberspace vorgesehen. Einige Maßnahmen sollen bereits 2026 im deutschen Verteidigungshaushalt aufgenommen werden, während andere langfristig geplant sind. Besonders auffällig: Knapp die Hälfte der Projekte ist in der heimischen Industrie verankert.
Rheinmetall und Diehl profitieren am meisten
Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall zählt zu den größten Profiteuren der geplanten Investitionen. Laut den Dokumenten entfallen auf das Unternehmen und seine Partnerprojekte rund 88 Milliarden Euro. Dazu gehört unter anderem die Lieferung von 687 Panzern des Typs Puma bis 2035, darunter auch spezielle Ausbildungsfahrzeuge. Für den Schutz im Nahbereich und die Abwehr von Drohnen plant die Bundeswehr zudem, 561 Skyranger-Turmsysteme von Rheinmetall zu beschaffen.
Ein weiteres Großprojekt betrifft den bayerischen Raketenhersteller Diehl Defence, dessen IRIS-T-Raketenfamilie das Herzstück der deutschen Luftverteidigung bilden soll. Geplant ist die Anschaffung von insgesamt 14 kompletten IRIS-T SLM-Systemen sowie hunderten Raketen für eine Gesamtsumme von rund 4,2 Milliarden Euro.
Neben traditionellen Waffensystemen rückt auch der Weltraum stärker in den Fokus des deutschen Verteidigungsministeriums. Die Bundeswehr plant Investitionen von über 14 Milliarden Euro in Satellitentechnologien, darunter geostationäre Kommunikationssatelliten und eine Konstellation von Satelliten im niedrigen Erdorbit. Diese sollen künftig eine unterbrechungsfreie Kommunikation zwischen Truppen und Gefechtsständen gewährleisten.
Sondervermögen fast weg - was nun?
Ein weiterer zentraler Bestandteil der Modernisierungsstrategie ist die Beschaffung von F-35-Kampfjets des amerikanischen Herstellers Lockheed Martin im Wert von rund 2,5 Milliarden Euro. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass Deutschland weiterhin an der nuklearen Teilhabe innerhalb der NATO beteiligt bleibt. Auch andere Großprojekte wie der Kauf von 400 Tomahawk-Marschflugkörpern und Typhon-Raketen aus den USA sind dem Bericht nach vorgesehen. Der Kauf dieser Waffen verstärkt allerdings die Abhängigkeit von den USA. In Zeiten eines US-Präsidenten Donald Trump, der die Partnerschaft mit Europa immer wieder mal infrage stellt, kein risikoarmes Unterfangen.
Die politischen Auswirkungen dieser ambitionierten Pläne sind erheblich. Die Bundesregierung strebt an, die Verteidigungsausgaben von der sogenannten Schuldenbremse auszunehmen, um langfristige Investitionen zu ermöglichen. Der bisherige Sonderfonds von 100 Milliarden Euro ist nahezu ausgeschöpft, sodass neue Finanzierungswege gesucht werden müssen. Wie "Politico" berichtet, sollen daher die einzelnen Punkte auf der Liste in kleineren Tranchen erscheinen, "sobald sie reif genug für eine Abstimmung im parlamentarischen Haushaltsausschuss sind". Beschaffungen , die die 25 Millionen-Euro-Grenze überschreiten, benötigen das Ja-Wort des Ausschusses.
Weiter hohe Abhängigkeit von Trumps USA
Die milliardenschwere Wunschliste der Bundeswehr dürfte aber nicht nur wegen der hohen Ausgaben für Diskussionen sorgen. Insbesondere die Abhängigkeit Deutschlands von amerikanischer Technologie könnte zum Streitpunkt werden. Denn trotz des hohen Anteils an inländischen Rüstungsprojekten bestimmen US-Systeme weiterhin zentrale militärische Aufgaben wie nukleare Abschreckung und strategische Fähigkeiten.
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Verwendete Quellen:
Politico: "Germany’s new €377B military wish list"
Nachrichtenagentur Reuters
Nachrichtenagentur dpa
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