Debatte um Sommerferien
Lehrerverbände fordern Reform der Ferienregelung - Bayern bleibt hart
Veröffentlicht:
von Michael ReimersFerien-Zoff: Bayern und BaWü könnten davon profitieren.
Bild: :newstime
Die Diskussion um die Sommerferientermine wird intensiver: Während mehrere Bundesländer Änderungen fordern, beharren Bayern und Baden-Württemberg auf ihren späten Ferienstarts. Lehrerverbände und Politiker:innen kritisieren das System als unfair.
Die Sommerferienregelung sorgt erneut für Spannungen zwischen den Bundesländern. Während 14 Länder ihre Ferientermine jährlich rotieren, genießen Bayern und Baden-Württemberg seit Jahrzehnten das Privileg eines festen Ferienbeginns Ende Juli.
Diese Sonderregelung ist Teil des sogenannten Hamburger Abkommens von 1964, das die Staffelung der Sommerferien zur Entlastung von Verkehr und Urlaubsinfrastruktur regelt. Doch die Kritik daran wird immer lauter.
In der aktuellen Debatte gibt sich Mecklenburg-Vorpommern zurückhaltend. Bildungsstaatssekretär Tom Scheidung (Die Linke) verwies darauf, dass die Sommerferientermine bis ins Schuljahr 2029/30 festgelegt sind und die Verhandlungen für den Zeitraum ab 2030/31 erst Ende dieses Jahres beginnen. "Ich gehe von zielführenden Gesprächen aus, in denen sich alle Länder gleichermaßen wiederfinden", erklärte er. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) konnte sich aufgrund einer Erkrankung nicht äußern.
Kritik aus mehreren Bundesländern an Feriensystem
Insbesondere Nordrhein-Westfalen kritisiert die Sonderregelung für Bayern und Baden-Württemberg. Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbands NRW, bezeichnete den September als "geldwerten Vorteil", da Reisen in der Nebensaison deutlich günstiger seien. Er forderte einesachliche Diskussion innerhalb der Kultusministerkonferenz (KMK), um eine gerechtere Lösung zu finden.
Auch aus Niedersachsen, Thüringen und Hamburg kommt Unmut über die aktuelle Praxis. "Das empfinden auch wir als unbefriedigend", sagte ein Sprecher von Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Tim Reukauf, Landesvorsitzender des Lehrerverbands Thüringen, verwies zudem auf die Belastungen durch extrem kurze Schuljahre in Ländern mit frühen Ferienstarts: "Das sorgt für Stress bei den Lehrkräften, wenn trotzdem der Lehrplan geschafft werden muss." Er brachte eine bundeseinheitliche Regelung ins Gespräch, ähnlich wie bei den Osterferien.
Bayern und Baden-Württemberg verteidigen ihre Schulferien-Position
Bayern zeigt sich unnachgiebig. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, dass der späte Ferienstart "fest in der DNA der Bayern" verankert sei. CSU-Generalsekretär Martin Huber ergänzte: "Wenn andere Länder untereinander tauschen wollen, steht ihnen das frei – Bayerns Ferien bleiben, wie sie sind." Auch Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands und Schulleiter eines bayerischen Gymnasiums, sieht keinen Handlungsbedarf: "Ich glaube, das ist ein Emotionsthema, bei dem man keine bessere Lösung findet als die aktuelle."
Baden-Württemberg, das ebenfalls vom festen Ferienbeginn profitiert, äußerte sich weniger deutlich, zeigte sich jedoch bisher wenig offen für Änderungen.
Hamburger Abkommen: Grundlage der aktuellen deutschen Schulferien
Das Hamburger Abkommen von 1964 bildet die Basis für die Sommerferienregelung in Deutschland. Ziel ist es, durch eine Staffelung der Termine Verkehrsstaus und Engpässe bei Ferienunterkünften zu vermeiden. Die Bundesländer sind dabei in fünf Gruppen eingeteilt, die jährlich rotierend früher oder später in die Ferien starten. Ein Zeitraum zwischen dem 20. Juni und dem 15. September darf dabei ausgeschöpft werden.
Bayern und Baden-Württemberg nehmen jedoch nicht am rotierenden System teil und starten immer als Letzte in die Sommerferien. Diese Sonderregelung geht auf regionale Traditionen zurück und wird von beiden Ländern vehement verteidigt.
Reformbedarf versus Tradition in der schulfreien Zeit
Die Forderungen nach einer Reform der Sommerferienregelung stoßen zunehmend auf Unterstützung in mehreren Bundesländern und bei Lehrerverbänden. Kritiker:innen sehen in der aktuellen Regelung eine Benachteiligung der Länder mit frühen Ferienstarts, sowohl finanziell als auch organisatorisch. Gleichzeitig argumentieren Befürworter:innen des Status quo mit Planbarkeit und regionalen Gegebenheiten.
Eine Änderung könnte frühestens ab 2031 erfolgen und müsste in der KMK einstimmig beschlossen werden – ein schwieriges Unterfangen angesichts der unterschiedlichen Interessenlagen.
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