Ex-Generalsekretär der SPD

Kühnert bei Lanz über seinen Rücktritt: "Persönlich in einer Sackgasse"

Veröffentlicht:

von Natascha Wittmann

Kevin Kühnert äußerte sich im Gespräch mit dem ZDF-Moderator zu den Gründen für seinen politischen Rücktritt.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


Ein Jahr nach seinem Rücktritt sprach Ex-SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert bei Markus Lanz überraschend offen – und lobte ausgerechnet Markus Söder. Als es um Olaf Scholz ging, wurde er jedoch auffallend wortkarg.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende 2024 trat Kevin Kühnert überraschend von seinem Amt als Generalsekretär der SPD zurück

  • Er begründet den Schritt mit persönlichen Zweifeln und politischen Zwängen

Über ein Jahr nach seinem überraschenden Rücktritt als SPD-Generalsekretär im Oktober 2024 sprach Kevin Kühnert bei Markus Lanz offen über seine Beweggründe - und sorgte mit einem Seitenblick auf Markus Söder für Verblüffung. Der 36-Jährige zeigte sich nachdenklich, selbstkritisch, aber auch auffallend zurückhaltend, als es um Olaf Scholz ging.

Gründe für den Rücktritt

Redefreudig war der ehemalige SPD-Generalsekretär lediglich bei der Frage, was der Auslöser für seinen Rücktritt gewesen sei. Kühnert antwortete ehrlich: "Das Gefühl ist gewesen, dass ich mich persönlich in einer Sackgasse befunden habe." Er habe sich zunehmend eingeengt gefühlt - "in Sachzwängen, unbeschriebenen Gesetzen". Das habe ihn zweifeln lassen, ob er in seinem Amt vielleicht "mutlos geworden" sei.

Journalistin Kerstin Münstermann zeigte Verständnis: "Dass man dann aufhört, finde ich folgerichtig." Sie beschrieb Kühnerts Entwicklung als die eines "Polit-Roboters" - eine Transformation, die authentisches Auftreten in der Politik zunehmend erschwere. Politologe Peter Neumann brachte das Problem daraufhin auf den Punkt: "Authentisch zu sein ist, glaube ich, etwas ganz, ganz Wichtiges für die Leute." Gerade Populist:innen wüssten das für sich zu nutzen: "Das ist auch eines der Erfolgsrezepte (...) von sogenannten Populisten."

Ein Lob an Söder?

Kühnert stimmte zu - und überraschte mit einer Beobachtung zu einem politischen Gegner. Laut des Ex-SPD-Mannes habe Söder nämlich eine "gute Beobachtungsgabe": "Er sieht ganz gut, worüber Leute im Alltag so reden." Seiner Meinung nach verkörpere der CSU-Chef daher "einen anderen Typus" in der Politik.

Lanz reagierte verblüfft: "Das heißt, so weit ist es jetzt gekommen, dass Kevin Kühnert Markus Söder lobt?" Kühnert konterte sofort: "Nein, Lob ist es nicht." Lanz blieb bei seiner Einschätzung: "Doch, das ist ein Kompliment." Kühnerts Antwort kam mit strengem Blick: "Es ist erst mal ein Anerkennen, dass jemand versucht, eine Reaktion zu zeigen." Darauf Lanz: "Das hätten Sie doch als SPD-Generalsekretär im Leben nicht hier sagen können."


Kühnert hält sich bedeckt über Scholz

Die Haltung, nicht mehr alles öffentlich bewerten zu wollen, zog sich durch Kühnerts Auftritt am Donnerstagabend (11. Dezember). Besonders, als es um Olaf Scholz ging, wich er aus. Der ZDF-Moderator wollte nämlich unter anderem von ihm wissen, ob es rückblickend klug war, dass Scholz erneut als Kanzlerkandidat ins Rennen ging. Kühnerts knappe Antwort? "Das kann ich tatsächlich nicht gut bewerten." Lanz zeigte sich irritiert: "Das ist Quatsch, Herr Kühnert. Wenn es jemand wirklich bewerten kann, dann Sie!"

Kühnert entgegnete derweil sichtlich genervt: "Ja, vielleicht könnte ich es bewerten. Aber dann nehme ich mir jetzt tatsächlich die Freiheit, das nicht nachträglich zu kommentieren." Denn: "Das trägt - finde ich - jetzt nicht zum Erkenntnisgewinn bei." Lanz ließ sich davon nicht beirren und stellte fest: "Sie haben es ja damit schon beantwortet." Doch Kühnert blieb standhaft: "Das ist ein netter Versuch, mich zu einer indirekten Aussage zu bringen, aber Nein!" Er wolle vermeiden, im Nachhinein über seine Partei zu urteilen, denn: "Ich will nicht so werden, dass ich meiner Partei jetzt im Nachhinein (...) sage, wie sie die Dinge machen soll. Das ist nicht gut."

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