Prozess
Taleb A. "wusste, was er getan hat": Polizeibeamte sagen zum Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt aus
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von dpaDer Angeklagte Taleb A. (links) nimmt neben Pflichtverteidiger Thomas Rutkowski in einem kugelsicheren Glaskasten am Gerichtsprozess teil.
Bild: Heiko Rebsch/dpa
Vor Gericht beschreiben mehrere Polizeibeamt:innen die Festnahme und Vernehmung von Taleb A. Einige beschreiben ihn als höflich und gefasst, andere als wahnhaft. Woran sich die Polizist:innen erinnert haben.
Der Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt hat bei der ersten Vernehmung am Tag nach der Tat bei der Polizei seine eigenen Anliegen in den Vordergrund gestellt und zum Tatgeschehen geschwiegen.
So haben sich zwei Polizeibeamte erinnert, die Taleb A. am Tag nach der Tat als Erste befragten. Er habe auf ihn sehr gefasst und höflich gewirkt, sagte ein Beamter als Zeuge am Landgericht Magdeburg.
Es sei für den damals 50-Jährigen sehr wichtig gewesen, über seine Erfahrungen mit Behörden, der Polizei und Gerichten zu berichten, von denen er sich nicht ernst genommen gefühlt habe. Dabei habe er auch Tränen in den Augen gehabt. Über die Tat auf dem Weihnachtsmarkt habe der Mann aus Saudi-Arabien nicht reden wollen.
Ein zweiter Beamter, der bei der ersten Vernehmung dabei war, sagte: "Mein Eindruck war, dass er zumindest nicht logisch erklären konnte, was ihn zu der Tat bewegt hat."
Was der damals 50-Jährige berichtet habe, habe auf ihn nicht nachvollziehbar gewirkt, so der Beamte. "Ich persönlich hatte den Eindruck, es ging ihm mehr um sein eigenes Wohl." Er habe gesagt, er habe nicht geschlafen und nichts gegessen und sei bei der Festnahme unsanft behandelt worden.
Das sagt der Polizist, der sich dem Todesfahrer gegenüberstellte
Als Zeuge wurde auch der Polizeibeamte gehört, der sich dem Todesfahrer direkt nach der Tat mit der Waffe im Anschlag entgegenstellte und ihn aufforderte, aus dem Auto zu steigen und sich auf den Boden zu legen. Der Mann habe aufgeregt gewirkt und auf die Ansprache zuerst nicht reagiert. Seine Augen seien weit aufgerissen gewesen. Der Beschuldigte habe mit mehreren Äußerungen rechtfertigen wollen, was er getan habe.
Es habe auf ihn wahnhaft gewirkt, so der 25 Jahre alte Beamte. Der heutige Angeklagte habe gesagt, er sei an einer "großen Sache dran", sei Psychiater, man wolle ihm etwas antun. Ein weiterer Polizist, der bei der Festnahme dabei war, sagte: "Er war orientiert, wusste, was er getan hat". Der Mann habe auf keinen Fall einen verwirrten Eindruck gemacht.
Der inzwischen 51-jährige Taleb A., der als Arzt im Maßregelvollzug mit psychisch kranken Straftätern arbeitete, war am 20. Dezember 2024 mit einem mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS starken Mietwagen über den Weihnachtsmarkt gerast. Laut der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg lenkte der Mann aus Saudi-Arabien den Wagen etwa 350 Meter weit und mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde über den Weihnachtsmarkt.
Es starben ein Neunjähriger und fünf Frauen, mehr als 300 weitere Menschen wurden verletzt. A. hat die Tat zugegeben. Reue zeigte er bislang nicht. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft ihm unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord in 338 weiteren Fällen vor.
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