Proteste vor Tiergarten
Nürnberger Tiergarten tötet zwölf Paviane - Organisationen schlagen Alarm
Aktualisiert:
von dpaTrotz massiver Proteste wurden mehrere Paviane im Nürnberger Tiergarten getötet.
Bild: Daniel Karmann/dpa
Trotz monatelanger Proteste hat der Nürnberger Tiergarten mehrere gesunde Paviane getötet. Der Aufschrei ist groß.
Aus Platzmangel hat der Nürnberger Tiergarten zwölf Paviane getötet. Das teilte der Tiergarten am Dienstagnachmittag (29. Juli) mit. Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie nun Strafanzeige stellen werden.
Auch in den News:
Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Von Tierrechts- und Tierschutzorganisationen kam scharfe Kritik. Zuletzt waren die Proteste immer lauter geworden.
Aktivisten und Aktivistinnen waren am Dienstag nach Angaben der Polizei über ein Tor in den Tiergarten eingedrungen. Einige klebten sich dort am Boden fest. Die Polizei nahm diese vorläufig fest. Der Tiergarten hatte am Morgen überraschend angekündigt, an dem Tag "aus betrieblichen Gründen" geschlossen zu bleiben. Die Organisation Animal Rebellion rief daraufhin zu einer Protestaktion gegen die Tötung der Paviane vor dem Eingang auf.
Abgabe und Verhütung waren nicht möglich
Das Pavian-Gehege ist seit langer Zeit überbelegt. In dem Gehege lebten dem Tiergarten zufolge zuletzt mehr als 40 Tiere, ausgelegt war es aber für 25 erwachsene Affen plus Jungtiere. Dadurch kam es demnach verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzten.
Der Tiergarten sah schließlich nach eigenen Angaben keine andere Möglichkeit, als einige der Tiere zu töten. Überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben, sei nicht möglich gewesen, erklärte Direktor Dag Encke. Ein implantiertes Verhütungsmittel bei den Weibchen habe nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Eine Auswilderung oder ein weiterer Ausbau des Geheges komme ebenfalls nicht infrage.
Der Tiergarten kündigte an, dass sich der Direktor und sein Stellvertreter zu mehr Details auf einer Pressekonferenz um 17:30 Uhr äußern werden.
Wird ein Exempel statuiert?
Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen halten die Probleme dagegen für hausgemacht. "Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat", teilte Pro Wildlife mit. "Diese Tötung war vermeidbar und ist aus unserer Sicht rechtswidrig."
Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem Tabubruch. "Die Verantwortung für Tiere, die man als Zoo hält und züchtet, endet nicht dort, wo es räumlich, finanziell oder organisatorisch unbequem wird", teilte dieser mit.
Die Organisationen befürchten außerdem, dass die Tötung der Paviane erst der Anfang sein könnte. "Mit den Pavianen wird ein gefährliches Exempel statuiert - es wird nicht bei dieser einen Tierart bleiben, wenn diese Praxis des Tötens ungewollter Zootiere erst etabliert ist", sagte etwa Laura Zodrow von Pro Wildlife. Sie fordert deshalb, dass die Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zoos und deren Zuchtprogramme verschärft.
Gängige Praxis?
Dass Tiere in Zoos getötet werden, ist laut dem Deutschen Tierschutzbund "gängige Praxis". In vielen Zoos werden extra Futtertiere gezüchtet, die als Mahlzeit für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser vorgesehen sind. Aber auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert. Trotzdem sorgen solche Fälle immer wieder für Schlagzeilen, etwa 2014 die Tötung von Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo oder die eines Zebras 2023 in Leipzig.
Auch der Nürnberger Tiergarten verfüttert regelmäßig extra gezüchtete Futtertiere, aus Platzgründen aber auch vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche - und informiert die Öffentlichkeit darüber auf Schautafeln. Dass es nun so einen Aufschrei bei den Paviane gibt, erklärt Direktor Dag Encke damit, dass es sich um Affen handelt, nahe Verwandten des Menschen.
Mehr News

Anerkennung illegaler Annektierungen?
Bericht: Trump will besetzte ukrainische Gebiete Putin überlassen

Emissionsfreier Energieträger
Ostdeutsche Bundesländer wollen gemeinsames Wasserstoff-Netz aufbauen

Kriminalität
Kunstraub im Louvre: Alle Hauptverdächtigen hinter Gittern

Kritik der Jüdischen Gemeinde
Antisemitismus-Ausstellung? Museum in Potsdam soll Terror verharmlosen

Militärgeheimnisse
Mecklenburg-Vorpommern: Drohnen über Bundeswehr-Standort gesichtet

Polit-Runde
"Caren Miosga": Darum geht es im Talk am Sonntag, das sind ihre Gäste

Neu Ifo-Erhebung
Umfrage: Klare Zustimmung zu strengeren Bürgergeld-Regeln

Handelskette
Streit um Schuhkartons: Wer zahlt für den Müll? Deichmann droht Niederlage vor Gericht

Infekte im Herbst
Daran erkennst du, ob du Corona oder nur eine Erkältung hast
