Nahost-Konflikt
Nach Hamas billigt auch Israel das Gaza-Abkommen - Geiselaustausch steht kurz bevor
Aktualisiert:
von Max StrumbergerMenschen versammeln sich auf dem Geiselplatz in Tel Aviv, um die Bekanntgabe einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas über die Umsetzung der ersten Phase des US-Friedensplans für den Gazastreifen zu feiern.
Bild: Ilia Yefimovich/dpa
Die Vereinbarung sieht ein sofortiges Ende der Kämpfe, den Rückzug des Militärs und die Freilassung der Geiseln vor. Damit scheint der Weg für ein Ende des Krieges frei. Doch Skepsis bleibt.
Das Wichtigste in Kürze
Das israelische Kabinett hat dem Gaza-Abkommen mit der Hamas zugestimmt.
Zuvor bereits hatte die Terrororganisation den Gaza-Krieg für beendet erklärt.
Grundlage sind internationale Zusicherungen, darunter die Öffnung des Grenzübergangs Rafah und die Freilassung palästinensischer Gefangener.
Israels Regierung hat dem mühsam errungenen Abkommen mit der islamistischen Hamas zugestimmt und damit den Weg für ein sofortiges Ende der Kämpfe im Gazastreifen geebnet. Laut dem vom Fernsehsender Kan veröffentlichten Vertragstext sollen die Militäreinsätze nach dem Kabinettsbeschluss unverzüglich eingestellt und Hilfslieferungen in den Gazastreifen ermöglicht werden. Die Abmachung sieht auch vor, dass binnen 72 Stunden alle Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Terroristen ausgehändigt werden. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen 20 am Leben sind – darunter auch deutsche Staatsbürger.
Mehrere rechtsextreme Minister in der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu stimmten Medienberichten zufolge gegen die Vereinbarung mit der Hamas, darunter Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich.
Erste Abmachungen zwischen Israel und Hamas
Israel und die Hamas hatten bei den indirekt geführten Verhandlungen im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich eine Einigung über die erste Phase des jüngst von US-Präsident Donald Trump vorgestellten 20-Punkte-Friedensplans erzielt. Neben den Vereinigten Staaten waren auch Katar, Ägypten und die Türkei als Vermittler an den Gesprächen beteiligt. Die Führung der Hamas erklärte den Gaza-Krieg nach dem Verhandlungsdurchbruch für beendet. Allerdings sind mehrere zentrale Streitpunkte weiterhin ungeklärt.
Fast zeitgleich mit dem Kabinettsbeschluss teilte das Weiße Haus mit, die USA wollten die Einhaltung der Waffenruhe mit eigenen Truppen unterstützen. Die für die Region zuständige Kommandozentrale des US-Militärs (Centcom) werde 200 Soldaten bereitstellen, die allerdings nicht im Gazastreifen eingesetzt würden, erklärten hochrangige US-Regierungsbeamte in einem Telefonat mit Journalisten.
Es gehe darum, ein gemeinsames Kontrollzentrum zu errichten, an dem auch Streitkräfte aus Ägypten, Katar, der Türkei und wahrscheinlich auch der Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt sein sollen, hieß es weiter. Das Zentrum solle die verschiedenen Sicherheitskräfte zusammenführen und Einsätze mit der israelischen Armee abstimmen. Wo genau die Soldaten stationiert sein sollen, werde noch ermittelt und später bekanntgegeben.
Internationale Mission mit US-Truppen soll Frieden absichern
Mit der internationalen Mission soll die Waffenruhe abgesichert werden. Auf beiden Seiten gebe es nicht viel Vertrauen, dass der Plan tatsächlich eingehalten werde, sagten hochrangige US-Regierungsvertreter. Beispielsweise fürchte die Hamas, dass Israel die Militäreinsätze zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen könnte. Es herrsche große Angst davor, was als Nächstes passiere.
Binnen 24 Stunden nach dem Kabinettsbeschluss sollen sich die israelischen Streitkräfte gemäß Abmachung auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, innerhalb von 72 Stunden danach wiederum alle lebenden Verschleppten im Gazastreifen freigelassen und die Leichen toter Geiseln übergeben werden. Die Rückkehr der Geiseln soll ohne öffentliche Zeremonie und ohne anwesende Medienvertreter vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz organisiert werden.
"Wir haben in diesen zwei Jahren gekämpft, um unsere Kriegsziele zu erreichen", sagt Israels Ministerpräsident Netanjahu während der Kabinettssitzung an der Seite des US-Sondergesandten Steve Witkoff und des Schwiegersohns des US-Präsidenten, Jared Kushner. "Eines der zentralen Kriegsziele ist die Rückkehr der Geiseln, aller Geiseln, der Lebenden und der Toten. Und wir sind dabei, dieses Ziel zu erreichen."
Israel muss im Gegenzug Inhaftierte freilassen
Gemäß Abmachung soll die Hamas zudem Informationen über die sterblichen Überreste toter Geiseln teilen, deren Verbleib unklar ist. Eine internationale Taskforce aus Experten aus Israel, den USA, Ägypten, Katar, der Türkei und vom Roten Kreuz solle nach den Leichen suchen, berichtete der Fernsehsender i24.
Im Gegenzug für die Aushändigung der Verschleppten muss Israel laut dem Abkommen rund 250 wegen schwerer Straftaten zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge und etwa 1.700 weitere Palästinenser freilassen, die nach dem 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. Unklar war zunächst, welche Häftlinge davon betroffen sein werden und ob auch prominente Köpfe darunter sind.
Der Gaza-Krieg begann vor zwei Jahren mit einem brutalen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln verschleppt wurden. Seitdem sind laut der Hamas-kontrollierten Gesundheitsbehörde über 67.000 Palästinenser ums Leben gekommen. Die jüngsten Entwicklungen könnten nun ein Ende des Blutvergießens einleiten – doch die Wunden des Konflikts bleiben tief.
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