Digitale Symptom-Beschreibung?

Krankenkassen fordern einheitliches Arzttermin-Portal – Patientenschutz: "abenteuerlich"

Veröffentlicht:

von Christopher Schmitt

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Gesundheitsministerin Warken kritisiert Krankenkassen (22. Dezember)

Videoclip • 01:20 Min • Ab 12


Mit einem einheitlichen Portal für Arzttermine wollen die Krankenkassen den Zugang zu Terminen vereinfachen und digitalisieren. Bei der Deutschen Stiftung Patientenschutz rauft man sich die Haare.

Das Wichtigste in Kürze

  • Einfacher und moderner soll einer Forderung der Krankenkassen zufolge der Zugang zu medizinischer Versorgung werden – mit einem einheitlichen Portal.

  • Freie Arzttermine sollen zukünftig anteilig an eine unabhängige Plattform gemeldet werden.

  • Die Deutsche Stiftung Patientenschutz positioniert sich klar dagegen – noch mehr echauffiert man sich jedoch über die geforderte ärztliche Ersteinschätzung.

Gesetzliche Krankenkassen in Deutschland streben ein einheitliches Portal für Arzttermine an, das Patient:innen einen umfassenden Überblick über freie Termine ermöglichen soll. Diese digitale Lösung soll den Zugang zur medizinischen Versorgung vereinfachen und modernisieren.

Die stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Stefanie Stoff-Ahnis, betont die Notwendigkeit einer digitalen Lösung: "Es ist heute Standard, dass ich alles Mögliche über mein Handy regeln kann und das muss natürlich künftig auch regelhaft beim Buchen von Arztterminen gehen."

Direkte Reaktion auf Symptome?

Die Krankenkassen fordern konkret, dass freie Arzttermine zukünftig anteilig an eine unabhängige Plattform gemeldet werden müssen, sodass Versicherte über ihre Krankenkassen-App bei Bedarf einen freien Termin buchen können. Diese Forderung wird durch die aktuelle Situation unterstützt, da die telefonische Erreichbarkeit von Arztpraxen zunehmend problematisch ist.

Neben der Terminbuchung fordert Stoff-Ahnis auch eine digitale ärztliche Ersteinschätzung: "Im ersten Schritt gebe ich meine Symptome und die Beschwerden ein und bekomme dann eine Rückmeldung." Diese Rückmeldung könnte verschiedene Empfehlungen geben - vom Hausarzttermin über den Weg zur Notdienstpraxis bis hin zur einfachen Bettruhe.

Ein solches System würde laut Stoff-Ahnis "den Menschen direkt helfen und gleichzeitig zum Beispiel auch die Notaufnahmen entlasten". In Verbindung mit einer digitalen Überweisung könnten dann Termine nach Dringlichkeit vergeben werden, ohne die Frage nach der Versicherungsart (privat oder gesetzlich).

Patientenschutz: Vorsicht vor "Dr. Google"

Scharf kritisiert wird der Vorstoß vom Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der ihn als "abenteuerlich" bezeichnet. Brysch bemängelt: "Der Vorschlag der Krankenkassen ist an Selbstüberschätzung nicht zu überbieten. Er fußt auf der Überzeugung, dass Praxen, Krankenhäuser und Patientinnen und Patienten umfassend von den gesetzlichen Krankenversicherungen digital gesteuert werden können."

Brysch warnt insbesondere vor der Gefahr von Fehldiagnosen: "Denn digital eingegebene Symptome und Beschwerden führen keinesfalls zu einer sicheren Diagnose. Schließlich führt 'Dr. Google' jeden Tag zu zehntausenden Fehleinschätzungen bei den Menschen."

Zudem weist er darauf hin, dass eine "digitalisierte, durchorganisierte Lebenswelt Millionen von Menschen ohne digitalen Zugang" abkoppeln würde. Besonders ältere Menschen haben mit digitalen Anwendungen Schwierigkeiten. Fast die Hälfte der 65- bis 74-Jährigen fühlt sich im Umgang mit digitalen Anwendungen unwohl.

Aktuelle Möglichkeiten der Terminsuche

Derzeit gibt es bereits mehrere Wege, Arzttermine zu vereinbaren:

  1. Der Terminservice 116 117 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, erreichbar per Telefon, App oder im Internet

  2. Kommerzielle Online-Buchungsportale wie Doctolib, Jameda und Samedi

  3. Terminservices einzelner Krankenkassen wie der Techniker Krankenkasse oder der DAK Gesundheit

Diese bestehenden Systeme bieten jedoch keine einheitliche Lösung und sind teilweise mit Einschränkungen verbunden.

Diskriminierung gesetzlich Versicherter

Ein wichtiger Aspekt der Forderung nach einem einheitlichen Portal ist die aktuell beobachtete Bevorzugung von Privatversicherten bei der Terminvergabe. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen kritisiert: "Wenn Sie auf ein Buchungsportal gehen und als gesetzlich Versicherte einen Facharzttermin suchen, bekommen Sie einen in sechs Wochen oder noch später angeboten. Klicken Sie dagegen 'Privatpatient' an, klappt es schon am nächsten Tag."

Die stellvertretende Vorsitzende Stoff-Ahnis betont, dass es bei der Terminvergabe zu "100 Prozent um die medizinische Notwendigkeit gehen" sollte und nicht um die Versicherungsart.

Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.


Verwendete Quellen

Nachrichtenagentur dpa

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