Bürokratieabbau und KI
Historische Entlassungswelle: Amazon streicht 14.000 Jobs
Veröffentlicht:
von Kira BornDer US-Konzern Amazon soll den größten Personalabbau in seiner Firmengeschichte planen.
Bild: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Wer einem Bürojob bei Amazon nachgeht, könnte um seinen Arbeitsplatz bangen müssen. Um Kosten abzubauen und die KI-Nutzung voranzutreiben, spart Amazon große Teile seiner Office-Jobs ein.
Das Wichtigste in Kürze
Amazon streicht weltweit rund 14.000 Bürojobs, um seine Organisation in Zeiten Künstlicher Intelligenz effizienter aufzustellen.
Der Konzern betont, dass Liefer- und Logistikbereiche nicht betroffen seien und Kund:innen keine Einschränkungen spüren sollen.
Inwiefern deutsche Standorte vom Stellenabbau betroffen sind, ist noch unklar – insgesamt beschäftigt Amazon hierzulande rund 40.000 Menschen.
Bei dem Onlineversand-Händler Amazon soll es zu einem der größten Jobbeben in der Unternehmensgeschichte kommen. US-Medien und die Nachrichtenagentur Reuters hatten zuvor berichteten, dass Amazon mehr als 30.000 seiner Bürojobs in der Verwaltung zu streichen wolle.
In einem offiziellen Statement am Dienstag (28. Oktober) gib es nun Klarheit: 14.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen.
Von diesem Stellenabbau sind am stärksten die insgesamt 350.000 Bürojobs des US-Konzerns betroffen. Besonders hart soll es dabei die Personalabteilung treffen. Hier sollen fünfzehn Prozent der Angestellten weggespart werden, wie das Nachrichtenportal "Fortune" meldet.
Der Abbau von Jobs reiht sich dabei in die von Amazon-Konzernchef Andy Jassy bereits angekündigte Umstellungen ein - mit einer Verschlankung der Bürokratie und verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).
Wie viele deutsche Mitarbeitende des weltgrößten Onlinehändlers betroffen sind, ist noch offen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.
Sparmaßnahmen und KI: Deshalb baut Amazon Stellen ab
Der Jobabbau beim von Jeff Bezos gegründeten US-Konzerns erfolgt aufgrund von Sparmaßnahmen. Auch soll die Streichung der Bürojobs einen Ausgleich für übermäßige Neueinstellungen während der Corona-Pandemie sein, wie es in Medienberichten heißt. In der offiziellen Mittelung Amazons wird der Schritt mit einer administrativen Verschlackung und der Weiterentwicklung von KI begründet.
Besonders vom Kahlschlag betroffen sollen Berichten zufolge Jobs in der Personalverwaltung und auf der Führungsebene sein. Durch die Verringerung der Anzahl von Führungskräften soll der "Exzess der Bürokratie", wie Amazon-CEO Jassy ihn in der Vergangenheit kritisiert hatte, reduziert werden. In der Pressemitteilung heißt es dazu: "Wir sind davon überzeugt, dass wir schlanker organisiert sein müssen, mit weniger Hierarchieebenen und mehr Eigenverantwortung, um für unsere Kunden und unser Unternehmen so schnell wie möglich handeln zu können."
Jassy hatte zudem im Juni erklärt, dass der zunehmende Einsatz von KI bei Routineaufgaben wahrscheinlich zu weiteren Stellenstreichungen führen werde. Schon seit Monaten wird darüber diskutiert, ob KI-Software wie ChatGPT oder Claude von dem von Amazon unterstützten Entwickler Anthropic viele Bürojobs überflüssig machen könnte. Denn die Programme können nach Darstellung der Entwicklerfirmen zum Teil im Alleingang Wissensaufgaben erledigen und Verwaltungsprozesse automatisieren. Die Entwicklung bekamen bisher unter anderem Beschäftigte in Programmiererjobs zu spüren, so die dpa.
Weniger Arbeitsplätze: Was bedeutete das für Amazon-Lieferungen?
Verbraucher:innen in Deutschland müssen vorerst aber nicht um ihre Bestellungen fürchten. Die Folgen der Jobkürzungen werden beim Liefergeschäft wohl nicht spürbar sein. Denn der Jobabbau trifft maßgeblich die Verwaltungsinstanz. Die Beschäftigtenzahlen in den riesigen Lagerhallen sollen laut Konzern unverändert bleiben. Ebenso bleibt bei den Paketliefernden alles wie bisher, da diese als Subunternehmer nicht direkt beim Unternehmen angestellt sind. Ein Umstand, den die Gewerkschaft Verdi schon seit Jahren kritisiert. Generell ist Verdi schlecht auf Amazon zu sprechen - das Unternehmen lehnt es seit Langem ab, einen Tarifvertrag abzuschließen.
Amazon investiert in deutsche Standorte
Amazon investiert zugleich deutlich stärker in Deutschland als früher: 2024 waren es Unternehmensangaben zufolge rund 14 Milliarden Euro und damit zwei Milliarden mehr als 2023. Laut Aussage von Deutschlandchef Rocco Bräuniger bei einer Firmenpräsentation im September soll weiter stark investiert werden. Damals war von Jobkürzungen noch keine Rede. Die Investitionen fließen zum großen Teil in eine bessere Automatisierung der Logistikabläufe - so werden immer mehr Roboter eingesetzt, die den Menschen Arbeit abnehmen sollen.
Der US-Konzern hat in Deutschland gut 40.000 Beschäftigte an mehr als 100 Standorten, darunter Sortier- und Logistikzentren, Verwaltungsbüros in München und Berlin sowie Entwicklungsstandorte - so wird in Aachen daran getüftelt, dass der Sprachassistent Alexa besser wird und auch deutsche Dialekte gut versteht. Auch Rechenzentren der Cloud-Sparte AWS (Amazon Web Services) gehören dazu. Personell ging es zuletzt in Deutschland deutlich nach oben, binnen eines Jahres hat das Unternehmen 4.000 Arbeitsplätze aufgebaut.
US-Medien berichten dramatischeren Kürzungen bei Amazon
Amazon verwies in der Mitteilung darauf, dass gleichzeitig neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen geschaffen würden. Die meisten betroffenen Beschäftigen sollen zudem 90 Tage Zeit bekommen, sich im Unternehmen nach anderen Positionen umzusehen.
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Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa
Nachrichtenagentur Reuters
CNBC: "Amazon to announce largest layoffs in company history, source says"
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