Künstliche Intelligenz

Effizienter Arbeiten durch KI? Studien widersprechen

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von Jana Wejkum

Macht Künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse effizienter? Studien bezweifeln das.

Bild: Christin Klose/dpa-tmn


Die einen fürchten um ihre Arbeitsplätze, die anderen wittern hohe Gewinne: In jedem Fall soll KI die Arbeitswelt revolutionieren. Stimmt das?

Erst am Montag (27. Oktober) gab es den jüngsten Schlag der viel beschworenen "KI-Revolution": Amazon will rund 14.000 Bürojobs streichen, zeitweise war in verschiedenen Medien sogar von doppelt so vielen Stellen die Rede. Monatelang hatte man im Vorfeld intern diskutiert, ob KI-Software wie ChatGPT einen Teil der Bürojobs überflüssig machen könnte.

Doch kann Künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse wirklich so effizient machen, dass sie menschliche Arbeitskräfte ersetzt? Mehrere Studien sprechen nach Recherchen der "taz" dagegen.

KI-Paradox: Viel Nutzung, wenig Nutzen

Laut einer McKinsey-Studie aus dem Juni setzten acht von zehn der untersuchten Unternehmen auf Künstliche Intelligenz - ebenso viele stellten keine signifikanten Effekte fest. Zwar seien Tools wie Chatbots weit verbreitet, ihr Nutzen jedoch schwer messbar. Spezialisierte KI-Technologien, die mehr bewirken könnten, blieben häufig in den Kinderschuhen stecken. Es reiche laut McKinsey also nicht aus, KI einfach in existierende Workflows zu integrieren.

95-prozentige Versagensquote

Das Magazin "Fortune" berichtete bereits im August über einen Report des MIT-Instituts. Dieser räume KI-Initiativen niederschmetternde Erfolgschancen ein: Die meisten Projekte, die mit KI schnell Gewinne einfahren sollen, seien gescheitert. Genauer: Nur fünf Prozent der KI-Pilotprojekte hätten es geschafft, rasante Gewinnsteigerungen zu generieren. Der Rest bringe kaum messbare Vorteile.

Dabei seien laut Aditya Challapally, Leiterin der Studie, nicht die KI-Modelle selbst schuld. Das Problem seien zu wenig Wissen und fehlerhafte Integration der KI in das Unternehmen. Außerdem könnten generische Anwendungen wie ChatGPT zwar Einzelpersonen nutzen, sich aber nicht an die Arbeitsprozesse im Unternehmen anpassen. Zusätzlich würden Unternehmen an falscher Stelle investieren: Nicht im Marketing und im Verkauf, worauf KI am häufigsten spezialisiert sei, sondern im Backoffice winkten die größten Sparpotenziale.

"Abfallprodukt" statt Produktivität

Ein anderes Phänomen dürfte Nutzer:innen bekannt vorkommen: Was die KI ausspuckt, ist nicht selten von zweifelhafter Qualität. Eine Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) aus dem Oktober zeigt, dass KI-Chatbots in rund 40 Prozent der Fälle fehlerhafte oder "halluzinierte" Ergebnisse liefern. Reine Fiktion werde als überzeugender Fakt dargestellt.

Das Stanford Social Media Lab machte im September gemeinsam mit der "Harvard Business Review" auf sogenanntes "AI-Workslop", zu Deutsch "KI-Abfallprodukte", aufmerksam. Damit sind Arbeitsleistungen gemeint, die dank KI zwar professionell aussehen, aber objektiv keine gute Arbeit sind.

In geschätzt 40 Prozent der Fälle würde die Technologie schlicht dazu genutzt, unvollständige, nutzlose oder vom Kontext losgelöste Ergebnisse zu produzieren. Diese führten später anderswo zu mehr Arbeitsaufwand, obwohl - oder gerade weil - die Ersteller:innen weniger Zeit investiert haben.

Die Forschenden kommen zu einem ernüchternden Fazit: Weil "AI-Workslop" die Produktivität schmälere, würde ein Beispielunternehmen mit 10.000 Beschäftigten jährlich mehr als neun Millionen US-Dollar Verlust machen.


Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur Reuters

Tagesschau: "Amazon baut 14.000 Stellen in der Verwaltung ab"

taz: "Künstliche Intelligenz in Unternehmen: KI spart kaum Arbeitszeit"

EBU: "News Integrity in AI Assistants. An international PSM study"

McKinsey: "Seizing the agentic AI advantage"

Fortune: "MIT report: 95% of generative AI pilots at companies are failing"

Harvard Business Review: "AI-Generated "Workslop" IsDestroying Productivity"

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