Krieg in der Ukraine

Warum Putin ihn fürchtet: Das kann der US-Marschflugkörper Tomahawk

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von Joachim Vonderthann

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Trump: "Das hat Putin nicht gefallen"

Videoclip • 49 Sek • Ab 12


Die USA haben viele davon, die Ukraine will sie, Russland fürchtet sie: Die Rede ist vom Marschflugkörper Tomahawk. Was macht die Raketenwaffe so besonders?

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine bitte die USA dringend um die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern.

  • Damit könnten auch Ziele tief in Russland bekämpft werden.

  • Das macht die US-Lenkwaffe so wichtig für Kiew.

Gibt Trump Tomahawk-Raketen an Selenskyj?

Wenn der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj am Freitag (17. Oktober) in Washington US-Präsident Donald Trump trifft, dann geht es ganz besonders um eine Frage: Liefern die USA der Ukraine im Abwehrkrieg gegen Russland Tomahawk-Marschflugkörper? Eine Waffe, die von Kiew aus Moskau erreichen könnte.

Trump hatte die Lieferung vor ein paar Tagen angedeutet. Die ukrainischen Hoffnungen haben durch das jüngste Telefonat zwischen Trump und Russlands Machthaber Wladimir Putin allerdings einen Dämpfer erhalten. Doch: Beim US-Präsidenten weiß man nie. Möglicherweise gibt er gegenüber Selenskyj doch grünes Licht und die Ukraine darf die Tomahawks demnächst einsetzen. Doch was macht den Marschflugkörper für Kiew so begehrenswert, warum fürchtet ihn Putin?

Könnte von Kiew aus Moskau erreichen

Der Typ Tomahawk ist der bekannteste Marschflugkörper der USA. Die Waffe des US-Herstellers Raytheon gibt es in verschiedenen Versionen mit Reichweiten bis zu 2.500 Kilometern - von Kiew bis Moskau sind es rund 800 Kilometer. Die herkömmliche Version erreicht eine Geschwindigkeit von rund 900 Kilometern pro Stunde.

Tomahawk sind allwettertaugliche Marschflugkörper für extrem niedrige Angriffe, die meistens von Schiffen und U-Booten abgefeuert werden. Es gibt aber auch Versionen, die von Land gestartet werden. Dazu weiter unten mehr.

Womit wird der Tomahawk angetrieben?

Marschflugkörper verfügen anders als ballistische Raketen über einen permanenten eigenen Antrieb. Nach dem Start werden Tomahawks von einem Treibstoff angetrieben, später übernimmt ein kleines Triebwerk den Flug. Sie werden in vorher definierte Ziele gelenkt und tragen häufig Tragflächen zur Stabilisierung der Flugbahn.

Die unbemannten Flugkörper mit einem Sprengkopf, der auch nuklear bestückt sein kann, können nach dem Abfeuern ein programmiertes Ziel automatisch treffen. In manchen Versionen kann die Rakete im Flug über Satelliten mit neuen Zielkoordinaten programmiert werden.

Wie die "New York Times" (NYT) berichtet, handelt sich bei den Tomahawks um wendige Waffen, die ihren Kurs ändern können, um Hindernisse wie feindliche Luftabwehr, Gebäude oder Berge zu umfliegen - bevor sie ihr Ziel erreichen.

Was kostet ein Marschflugkörper?

Bei einer Flughöhe von weniger als 200 Metern sind die rund sechs Meter langen und bis zu 1,5 Tonnen schweren Flugkörper von gegnerischem Radar nur schwer zu orten. Die Stückkosten können je nach Version bis zu 2 Millionen US-Dollar betragen.

Ist der Tomahawk eine neue Waffe?

Raytheon begann mit der Entwicklung der Tomahawks schon in den frühen 1970er Jahren. Erstmals operativ wurden sie von den USA im Golfkrieg 1991 eingesetzt. Bei der Invasion des Irak 2003 wurden nach Angaben der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) mehr als 800 Tomahawks abgefeuert.

So könnte die Ukraine die Marschflugkörper abfeuern

2024 setzte die US-Armee laut NYT eine neue landgestützte Abschussvorrichtung für Tomahawks und andere Marineraketen namens Typhon ein. Dabei handelt es sich vor allem um einen rund 12 Meter langen Schiffscontainer. Darin sind vier Raketenrohre verborgen, die sich zum Abfeuern nach oben drehen. Die USA testeten demnach 2023 erstmals einen Tomahawk mit diesem Werfer.

Das Pentagon entwickelte Typhon ziemlich schnell. Vorangegangen war 2019 das Scheitern des Vertrags über nukleare Mittelstreckensysteme zwischen Russland und den Vereinigten Staaten, der landgestützte Marschflugkörper verboten hatte.

Ob die Ukraine die Tomahawks tatsächlich einsetzen wird können, wird sich vielleicht nach dem Treffen zwischen Trump und Selenskyj zeigen. Oder auch erst nach dem neuerlichen Gipfel zwischen Trump und Putin, der bald in Ungarn stattfinden soll. Für Selenskyj ist die mögliche Lieferung der US-Marschflugkörper auch der Grund für Putins Bereitschaft zu einem neuen Treffen mit Trump. "Wir sehen bereits, dass Moskau die Wiederaufnahme des Dialogs überstürzt, sobald es von Tomahawks hört", schrieb er auf der Plattform X.


Verwendete Quellen:

NYT: "What Are Tomahawk Missiles, and Why Might Trump Give Them to Ukraine?

Nachrichtenagentur dpa

Nachrichtenagentur Reuters

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