Gesundheitswesen
Reformpläne im Detail: So will Gesundheitsministerin Warken Apotheken zu Gesundheitszentren ausbauen
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von Max Strumberger:newstime
Mehr Befugnisse für Apotheken
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Mehr Verantwortung für Apotheken: Die Reformpläne von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sehen vor, Apotheken zu erweiterten Gesundheitszentren auszubauen. Von Impfungen bis hin zur Medikamentenabgabe ohne Rezept – die Maßnahmen sollen Patienten entlasten.
Das Wichtigste in Kürze
Mit der Apothekenreform will die Bundesregierung die medizinische Versorgung in Deutschland verbessern.
Geplant sind neue Leistungen wie Schutzimpfungen und Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken.
Auch die Abgabe bestimmter Medikamente ohne Rezept steht im Fokus
Die geplante Apothekenreform von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) könnte das Gesundheitssystem in Deutschland grundlegend verändern. Mit neuen Leistungen wie Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und der Abgabe bestimmter Medikamente ohne Rezept sollen Apotheken künftig eine noch zentralere Rolle in der medizinischen Versorgung übernehmen. "Die Reform stärkt die Apothekenteams, entlastet die Betriebe von Bürokratie und schafft neue Kompetenzen, die Patientinnen und Patienten unmittelbar zugutekommen", betonte SPD-Gesundheitsexperte Christos Pantazis. Doch die Pläne stoßen nicht nur auf Zustimmung – insbesondere von ärztlicher Seite gibt es Kritik.
Ein zentraler Baustein der Reform ist die Ausweitung der Vorsorgeangebote in Apotheken. Neben Tests zur Früherkennung von Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes sollen auch Beratungen rund ums Rauchen angeboten werden. Besonders innovativ ist die Idee, Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen – etwa gegen Tetanus oder FSME – direkt in Apotheken durchführen zu lassen. "Das könnte gerade in ländlichen Regionen, wo Arztpraxen oft schwer erreichbar sind, einen echten Mehrwert bieten", heißt es aus dem Ministerium. Kritiker warnen jedoch vor einer möglichen Überlastung der Apotheken und einer Verwässerung der ärztlichen Zuständigkeiten.
Rezeptpflichtige Medikamente bald rezeptfrei?
Auch bei der Abgabe von Medikamenten soll es Neuerungen geben. In bestimmten Fällen könnten Apotheken künftig verschreibungspflichtige Präparate ohne ärztliche Verordnung abgeben – etwa bei bekannten Langzeitmedikamenten oder akuten, unkomplizierten Erkrankungen. Dies soll Patienten helfen, schneller an notwendige Medikamente zu kommen, wenn ein Arztbesuch nicht sofort möglich ist. Allerdings müssten die Patienten diese Medikamente selbst bezahlen, und Apotheken könnten eine Gebühr von bis zu fünf Euro pro Medikament erheben. Diese Regelung könnte besonders für chronisch Kranke eine Erleichterung darstellen, birgt jedoch die Gefahr, dass Patienten aus Kostengründen auf notwendige Arztbesuche verzichten.
Flexibilität ist ein weiteres Schlagwort der Reform. Die Öffnungszeiten sollen künftig in die Eigenverantwortung der Apotheken gelegt werden, um besser auf regionale Bedürfnisse eingehen zu können. Gerade in ländlichen Gebieten könnte dies dazu beitragen, die Versorgung zu verbessern. Gleichzeitig sollen pharmazeutisch-technische Assistent:innen nach einer Weiterbildung zeitweise die Leitung einer Apotheke übernehmen dürfen – ein Schritt, der vor allem kleineren Betrieben mehr Spielraum verschaffen soll. "Das ist ein wichtiger Schritt, um die wohnortnahe Arzneiversorgung zu sichern", so Pantazis.
Nicht zuletzt soll die Gründung von Zweigapotheken erleichtert werden, um die Versorgung in abgelegenen Regionen zu stärken. Durch den Abbau bürokratischer Hürden erhofft sich das Ministerium, dass mehr Standorte entstehen und so auch Menschen in strukturschwachen Gebieten besser versorgt werden können. Die Reformpläne zeigen: Die Bundesregierung will Apotheken als zentrale Anlaufstelle im Gesundheitssystem stärken. Doch ob diese Maßnahmen tatsächlich die erhofften Verbesserungen bringen oder neue Herausforderungen schaffen, bleibt abzuwarten – insbesondere angesichts der kritischen Stimmen aus der Ärzteschaft.