London zu "militärischen Optionen" bereit

Russen-Spionageschiff dringt in britische Gewässer ein - und richtet Laser auf Militärflugzeug

Veröffentlicht:

von Joachim Vonderthann

Das russische Spionageschiff "Jantar" sorgt vor der britischen Küste für massive Spannungen zwischen London und Moskau.

Bild: Stefan Rousseau/PA via AP


Ein russisches Spionageschiff dringt in britische Gewässer ein und bedroht Militärpiloten der Royal Air Force. London behält sich militärische Optionen vor.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein russisches Spionageschiff  hat vor der Küste Schottlands Laser auf britische Militärpiloten gerichtet.

  • Großbritannien wirft Russland vor, gezielt Unterseekabel auszuspionieren.

  • Der britische Verteidigungsminister warnt vor einer "neuen Ära der Bedrohung".

Das russische Spionageschiff "Jantar" sorgt für diplomatische Spannungen zwischen London und Moskau. Der britische Verteidigungsminister John Healey erklärte am Mittwoch (19. November), das Schiff sei in die ausschließliche Wirtschaftszone Großbritanniens nördlich von Schottland eingedrungen. Dabei habe es Informationen gesammelt und britische Unterseekabel kartiert. Zudem berichteten Piloten eines eingesetzten Poseidon-8-Militärflugzeugs der Royal Air Force (RAF), dass sie von Lasern des Schiffs angepeilt wurden.

Putins Spionageschiff bedroht britische Piloten

Healey zeigte sich alarmiert. "Diese russische Aktion ist äußerst gefährlich", sagte er in einer Rede in London. Er richtete eine klare Botschaft an Wladimir Putins Russland: "Wir sehen euch, wir wissen, was ihr tut, und wenn die Yantar diese Woche nach Süden fährt, sind wir bereit." Sollte die "Jantar" zu einer Bedrohung werden, halte sich Großbritannien "militärische Optionen" bereit, warnte er.

Moskau will einmal mehr von nichts wissen

Die russische Botschaft in London reagierte laut CNN empört auf die Anschuldigungen und bezeichnete die Aussagen des Verteidigungsministers als "provokativ". Laut einer Erklärung handelt es sich bei der "Jantar" um ein ozeanografisches Forschungsschiff, das in internationalen Gewässern operiere. Die Behauptung, Großbritanniens Unterwasserkommunikation ins Visier genommen oder die Sicherheit des Landes gefährdet zu haben, wurde entschieden zurückgewiesen.

"Der russophobe Kurs Londons und das Aufpeitschen einer militaristischen Hysterie tragen zur weiteren Verschlechterung der europäischen Sicherheit bei", hieß es aus Moskau.

Erstmals direkt Laser auf Militärflugzeuge gerichtet

Die britische Seite bleibt jedoch bei ihrer Einschätzung, dass das Schiff mit den Aktivitäten der geheimen russischen Tiefseeforschungseinheit GUGI in Verbindung steht. Die britische Regierung sieht die Aktivitäten Russlands als gezielte Provokation. Laut Healey ist dies das erste Mal, dass Russland Laser direkt auf britische Militärflugzeuge gerichtet habe. Er kündigte an, die Einsatzregeln der Marine angepasst zu haben, um die "Jantar" besser überwachen zu können.

Das Eindringen der "Jantar" reiht sich ein in die zunehmend rücksichtsloseren Vorstöße Russlands auf NATO-Gebiet. In den zurückliegenden Monaten und Wochen kam es immer wieder zu Vorfällen, darunter Drohneneinsätze im NATO-Luftraum und Sabotageakte in Europa. In Polen wurde Russland jüngst für eine Explosion auf einer Bahnstrecke verantwortlich gemacht – ein Ereignis, das Warschau als "beispiellosen Sabotageakt" bezeichnete.


Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur Reuters

CNN: "Russian spy ship enters UK waters and aims lasers at military pilots, Britain says"

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