Polit-Talk "Markus Lanz"
"Offene Auseinandersetzung": Karl-Theodor zu Guttenberg fordert bei Lanz anderen Umgang mit der AfD
Aktualisiert:
von Natascha WittmannBei "Markus Lanz" kritisierte Karl-Theodor zu Guttenberg den aktuellen Umgang mit der AfD und erklärte, dass man ihr nicht mit Schweigen begegnen dürfe.
Bild: ZDF / Cornelia Lehmann
Ein Sozialist ist zum Bürgermeister von New York gewählt worden und sorgt für Diskussionen. Bei "Markus Lanz" warnte Karl-Theodor Guttenberg vor übertriebener Euphorie, während er eine tiefere Krise erkannte: Auch Deutschland verliere seine Streitkultur - und die AfD profitiere davon.
Das Wichtigste in Kürze
Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnt vor zu früher Euphorie über Wahlsieg der Demokraten in New York.
Die Gäste sehen den Grund für den Wahlerfolg von Zohran Mamdani in seinem Fokus auf soziale Gerechtigkeit.
Zu Guttenberg fordert eine "offen Auseinandersetzung" der Union mit der AfD.
Ist der neue Bürgermeister von New York ein Vorbild für die politische Linke? Bei "Markus Lanz" diskutierten die Gäste über den überraschenden Wahlsieg des jungen Demokraten Zohran Mamdani, der als erster muslimischer Bürgermeister der Metropole Geschichte schrieb - und dabei viele Kontroversen auslöste.
Der 34-Jährige gilt als Symbolfigur für einen politischen Neuanfang. Doch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnte vor überzogener Euphorie: "An Charisma mangelt es ihm nicht, an Selbstbewusstsein offensichtlich auch nicht." Jedoch sei New York "relativ unregierbar", so zu Guttenberg. Gerade deshalb hätten auch Trump-Anhänger Hoffnung: "Man erwartet, dass er keinen Erfolg in New York haben wird."
Zu Guttenberg beschrieb Mamdani als Provokation für konservative Kreise: "Er ist im Grunde die Inkarnation des Feindbildes für das Weiße Haus." Moderator Markus Lanz zeigte sich überrascht, dass Mamdani trotz seiner umstrittenen Haltung zu Israel so viele Stimmen gewinnen konnte - immerhin gelte er in bestimmten Kreisen als offen antisemitisch.
Journalistin Melanie Amann bestätigte: "Er kommt aus einem ganz klar radikal pro-palästinensischen Milieu." Um die Dimension des Wahlerfolgs zu verdeutlichen, zog Amann einen drastischen Vergleich: "Man muss sich das so vorstellen in deutschen Verhältnissen, als wäre Heidi Reichinnek Ministerpräsidentin von Bayern geworden." Lanz reagierte mit einem Lachen: "Komm, jetzt nicht so brutal!"
"Soziale Brandmauern" auch in Deutschland
Amann erklärte Mamdanis Aufstieg mit seinem Fokus auf soziale Gerechtigkeit: "Er hat eine hohe Glaubwürdigkeit bei den normalen Leuten. (...) Er hat eine Art, die anzusprechen und zu mobilisieren, die vorher keiner hatte." Lanz ergänzte: "Da hat einfach einer ganz hart die soziale Frage adressiert. Das ist es im Kern!" Auch Psychologe Stephan Grünewald sah in Mamdanis Versprechen von Stabilität und einer besseren Infrastruktur einen entscheidenden Faktor für seinen Wahlerfolg, da der öffentliche Nahverkehr auch in Deutschland "häufig so als Alltagssabotage erlebt" werde.
Trotz des Wahlerfolgs zeigten sich die Gäste bei "Markus Lanz" skeptisch, was Mamdanis Strahlkraft über New York hinaus betrifft. Grünewald sprach von einer "erodierenden Streitkultur", die nicht nur die USA, sondern auch Deutschland betreffe: "Wir sind nicht mehr miteinander im Gespräch. Wir haben eine Krise in der Verbundenheit. (...) Da kann man durchaus schon von sozialen Brandmauern sprechen." Ob diese überwunden werden können, fragte Lanz zum Ende der Sendung. Grünewald antwortete ehrlich, dass es zwar "eine große Sehnsucht nach Verbundenheit" gebe, aber "nur noch neun Prozent haben die Hoffnung, dass das in Zukunft anders wird".
Karl-Theodor zu Guttenberg fordert "offene Auseinandersetzung" mit der AfD
Mit Blick auf Deutschland analysierte Grünewald eine wachsende gesellschaftliche Unruhe: "Aus 'Made in Germany' wird zunehmend 'Marode in Germany' - und da ist eine ungeheure Unruhe auf einmal da." Viele Menschen hätten das Gefühl, ihre angestaute Energie müsse "kanalisiert" werden. Die AfD bediene dabei eine Sehnsucht nach Ordnung und Richtung und "eine Sehnsucht nach richtungsgebender Geschlossenheit".
Zu Guttenberg warnte in dem Zusammenhang davor, dieser Entwicklung mit Schweigen zu begegnen: "Die Menschen folgen Ansagen und Ideen, sie folgen nicht Affekt-masturbierenden Streithähnen." Er forderte deshalb mit Blick auf die Union eine "offene Auseinandersetzung" mit der AfD - über Parteigrenzen hinweg. "Das ist kein großes Kunststück und trotzdem findet es kaum statt."
Eine politische Zusammenarbeit mit der AfD schloss der CSU-Politiker aus. Extremist:innen gehörten hinter die Brandmauer. Ein Fehler sei es jedoch, diese Mauer auch um die AfD-Wähler:innen zu ziehen.
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