US-Shootingstar
Muslim, Rapper, Linker: Das ist New Yorks neuer Bürgermeister Mamdani
Veröffentlicht:
von dpa:newstime
Mamdani wird neuer Bürgermeister von New York
Videoclip • 01:04 Min • Ab 12
Er rappt für seine Oma, will den Alltag bezahlbarer machen und legt sich mit Trump an - aber auch mit der eigenen Partei. Wer ist der linke Demokrat, der bald New York regiert?
Das Wichtigste in Kürze
Zohran Mamdani wird als erster muslimischer Bürgermeister New Yorks zum neuen Gesicht des linken Flügels der Demokraten.
Der 34-Jährige gewann mit sozialpolitischen Versprechen und unkonventionellem Stil die Herzen vieler junger Wähler:innen.
Nun muss er beweisen, dass er seine ambitionierten Ideen auch umsetzen kann.
Zohran Mamdani ist links, charismatisch und künftig sowohl der erste muslimische Bürgermeister von New York als auch einer der prominentesten Gegenspieler von US-Präsident Donald Trump.
Ein besseres Feindbild als den 34-jährigen Demokraten könnte sich der Republikaner im Weißen Haus wohl kaum wünschen. Doch so gegensätzlich die beiden sind: Sie sprechen auf jeweils ihre Art die Sorgen vieler Amerikaner:innen an. Der Wahlsieg des charismatischen Newcomers Mamdani heizt bei den Demokraten eine schon lange schwelende Debatte an: Die Frage, wie Trump am besten beizukommen ist.
Wer ist Zohran Mamdani?
Mamdani wurde 1991 als Sohn indischstämmiger Eltern in Uganda geboren. Seine Mutter ist Filmemacherin, sein Vater renommierter Politikprofessor. Als er sieben war, zog die Familie nach New York; 2018 wurde Mamdani US-Staatsbürger.
Während seines Studiums engagierte er sich politisch, danach arbeitete er mit Menschen in prekären Wohnsituationen. Als Aktivist forderte er unter anderem mit drastischen Worten Kürzungen bei der New Yorker Polizei, was er jüngst öffentlich zurücknahm. Unter den Künstlernamen Young Cardamom und Mr. Cardamom veröffentlichte er außerdem einige Rap-Songs.
2021 zog Mamdani für seinen Wahlkreis im Stadtteil Queens ins Parlament des Bundesstaats New York ein. Als Mitglied der "Democratic Socialists of America" gehört er zum linken Flügel der Demokraten. Etwas Aufmerksamkeit erregte der junge Abgeordnete mit einem Hungerstreik, um auf die Lage von New Yorker Taxifahrer:innen hinzuweisen, die nach einem drastischen Wertverfall ihrer teuren Lizenzen in existenzielle Not geraten waren.
Was versprach er im Wahlkampf?
Mamdanis zentrales Wahlkampfthema waren die horrenden Lebenshaltungskosten in einer der teuersten Städte der Welt. Er verspricht einen Mietdeckel, kostenlose Busse und Gratis-Kinderbetreuung. Finanzieren will er das durch höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen. Dafür bräuchte er die Unterstützung des New Yorker Parlaments und von Gouverneurin Kathy Hochul. Die Demokratin unterstützte Mamdani zwar im Wahlkampf, lehnt Steuererhöhungen aber bislang ab.
Wie gewann er die New Yorker?
Begünstigt wurde der Erfolg von Mamdani durch die politischen Umstände: Der amtierende Bürgermeister Eric Adams - ein Demokrat - zog sich nach Korruptionsvorwürfen aus dem Rennen zurück. Der Ex-Gouverneur des Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, wiederum war wegen Vorwürfen sexueller Belästigung und seinem Handeln während der Corona-Pandemie als Gouverneur extrem unbeliebt. So entstand in der liberalen Demokraten-Hochburg New York ein Vakuum, das Mamdani füllte.
In der Metropole war es zuletzt kaum möglich, nicht irgendwann einem seiner Zehntausenden Wahlkampfhelfer:innen zu begegnen. Der eloquente Shootingstar mobilisierte vor allem junge Menschen, solche mit Migrationsgeschichte und Gewerkschaftsmitglieder.
Mamdani war allgegenwärtig, sprach mit den Menschen, deren Bürgermeister er werden wollte. Er spazierte, joggte oder radelte durch New York - und lachte auffallend viel. Dabei ging er auch gezielt mit Trump-Wähler:innen ins Gespräch. Viele von ihnen, so sagte es Mamdani kürzlich beim konservativen Sender Fox News, hätten für den Republikaner Trump gestimmt, weil das Leben einfach zu teuer geworden sei. Diesem Gefühl wolle er mit anderen politischen Antworten begegnen.
Wie inszenierte er sich?
Neben Bürgernähe setzte Mamdani auf Popkultur, Humor und soziale Medien. Seine Hochzeitsfotos mit Künstlerin Rama Duwaji in der New Yorker U-Bahn gingen viral, ebenso ein altes Musikvideo aus seiner Zeit als Mr. Cardamom: Mamdani rappt darin in einem Halal-Imbisswagen - mit nacktem Oberkörper unter der Schürze - ein Lied für seine Großmutter. Bei politisch engagierten Wähler:innen unter 45 kam das gut an. Für andere New Yorker:innen, die Politik eher mit einem gewissen Abstand verfolgen oder ihr überdrüssig sind, war Mamdani wohl vor allem eines: der Kandidat, der am meisten herausstach.
Wo stößt Mamdani an Grenzen?
Mamdanis drastische Israel-Kritik stößt in Teilen der vielfältigen jüdischen Bevölkerung New Yorks auf Ablehnung. Manche ältere schwarze und lateinamerikanische New Yorker:innen sehen in dem kosmopolitischen Millennial aus privilegiertem Hause das Gesicht der Gentrifizierung, die ihre Mieten steigen lässt. Reiche Stadtbürger:innen wiederum befürchten, Einfluss oder gar Teile ihres Vermögens abgeben zu müssen.
New York ist mit seinen rund 8,5 Millionen Einwohner:innen die bevölkerungsreichste Stadt der USA - und das Finanzzentrum des Landes. Skeptiker:innen bezweifeln, ob der junge Senkrechtstarter Mamdani mit wenig Politikerfahrung seine ambitionierten Versprechen halten und zugleich den etwa 116 Milliarden Dollar (rund 100 Milliarden Euro) schweren Stadthaushalt sowie Hunderttausende Beamt:innen managen kann. Die New Yorker Wähler:innen haben ihm die Chance gegeben, sich nun zu beweisen.
:newstime verpasst? Hier neueste Folge ansehen
Mehr entdecken

Immer dreister
Selfie-Wahn nimmt überhand: So wehren sich die Händler in Palma jetzt gegen Touristen

"Bock auf Biathlon"
Tödlich verunglückte Laura Dahlmeier: Auch in ihrem letzten Interview ging es ums Bergsteigen

Scharfe Kritik
Finger weg vom Kindersekt: Experten warnen vor diesen Gefahren

Bestnoten
Öko-Test nimmt Vanillepudding unter die Lupe - und kommt zu überraschendem Ergebnis

Ermittlungen laufen
Autofahrer in Frankreich rast in Passanten - mehrere Verletzte

Sexarbeit
Deutschland als "Puff Europas": Klöckner will Prostitution verbieten
