Von Millionen auf Mindestlohn

Moskau in Geldnot? Russlands Armee kürzt massiv Soldaten-Boni

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von Kira Born

Russische Soldaten bereiten sich auf dem Einsatz zum Wehrdienst vor. Für den Eintritt in die Armee gibt es jedoch nun deutlich weniger Rubel als zuvor.

Bild: ---/AP/dpa


Russlands Wirtschaft ächzt unter den Kriegskosten. Jetzt soll die Regierung die Antrittsprämien für neue Soldaten drastisch gekürzt haben – ein Zeichen wachsender finanzieller Engpässe durch den andauernden Ukraine-Krieg.

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland kürzt die Antrittsprämien für neue Vertragssoldaten, die sich freiwillig zum Kampf in der Ukraine melden.

  • Die Kürzungen sind eine Folge der angespannten Haushaltslage Russlands, die durch Inflation, westliche Sanktionen und einen massiven Arbeitskräftemangel verschärft wird.

  • Expert:innenen sehen darin ein deutliches Zeichen, dass die russische Kriegswirtschaft an ihre finanziellen Grenzen stößt.

Was einst als lukratives Lockmittel für den Wehrdienst galt, schrumpft nun zum Mindestbetrag: Immer mehr russische Regionen kürzen die Startboni für Freiwillige, die sich zum Wehrdienst und häufigem anschließenden Einsatz im Ukraine-Krieg verpflichten. Hinter den Einsparungen steht laut Beobachter:innen ein überlasteter Haushalt und sinkende Einnahmen des russischen Staates.

Noch drastischer zeigt die Entscheidung, dass die russische Kriegswirtschaft an ihre Grenzen stößt. Nach mehr als 45. Kriegsmonaten zwingen Inflation, Arbeitskräftemangel und hohe Ausgaben die Regierung laut Medienberichten zum Sparen.


Von Millionen Rubel zu Minimalzahlungen für neue russische Soldaten

In der Region Samara und Tatarstan erhalten neue Freiwillige laut "Radio Free Europe/Radio Liberty" nur noch 400.000 Rubel (rund 4.300 Euro) wenn sie sich für den Kriegsdienst verpflichten. Ein drastischer Einbruch - denn im Januar 2025 gab es für die Männer noch bis zu 3,6 Millionen Rubel (rund 38.600 Euro). Auch in Baschkortostan werden die Boni massiv gekürzt. Der gesetzlich vorgeschriebene Mindestbetrag wird inzwischen vielerorts zur Norm. Auch in Mari El, einer der ärmsten Republiken des Landes, fielen die Boni von 2,6 Millionen Rubel auf den gesetzlichen Mindestwert. Noch Anfang des Jahres war die Provinz östlich von Moskau, dank der Kriegsprämien, eine der bestbezahlten im Land.

Die drastischen Einschnitte spiegeln eine tiefere Krise wider: "Das ist das Ergebnis der Politik des Finanzministeriums, […] die das Land auspresst, einschließlich wohlhabender Regionen wie Baschkortostan", sagte der Abgeordnete im wirtschaftspolitischen Ausschuss Mikhail Delyagin gegenüber "RTVi".


Russland schnallt Gürtel für den Krieg enger

Schätzungen zufolge könnten bereits eine Million Russen im Kampf in der Ukraine verletzte oder getötet worden sein. Das zeigt: Das Militär braucht Nachschub. Das spiegelt sich auch in der offensiven Kampagne der russischen Streitkräfte.

Die Rekrutierungskampagnen zeigt, wie verzweifelt das Militär um neue Kräfte wirbt. Plakate und Onlineanzeigen preisen den Dienst an der Front als "Job für echte Männer: Sofortiges Geld, sofortige Auszahlung." Dies soll sich an eine finanzielle schwächere Zielgruppe richten, die in der wirtschaftlich angespannten Lage ihre Jobs verloren hat oder das Darlehn für das Eigenheim nicht mehr bedienen können, so "RTVi".

Doch immer weniger Russen lassen sich von diesen Versprechen überzeugen.


Ein teures Unterfangen und dein Drahteilakt mit den Staatsfinanzen so Janis Kluge, Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik. Laut Kluge gab Russland allein im ersten Halbjahr 2025 rund vier Milliarden US-Dollar für Antrittsprämien aus (rund 3,4 Milliarden Euro). Die Gesamtausgaben könnten jedoch in diesem Jahr die zehn Milliarden Dollar Marke übersteigen, wie der Experte prognostiziert. Ob die geplante Anhebung der nationalen Mehrwertsteuer die auffängt, ist ebenfalls fragwürdig.

Dass die Regierung nun kürzt, sei ein unmissverständliches Signal: Die Kriegsökonomie läuft aus dem Ruder.


Verwendete Quellen:

n-tv: "Russische Regionen kürzen Prämien für neue Rekruten drastisch"

"RTVi": "Why Are Russian Regions Cutting Signing Bonuses For Soldiers Heading To Ukraine?"

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