Imperiale Strategie

Kreml-Expertin: Russland will eine Ukraine als Satellitenstaat

Veröffentlicht:

von Michael Reimers

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Ukraine: Kompromiss-Vorschlag von Europa

Videoclip • 02:55 Min • Ab 12


Nachdem die Ukraine und die EU Änderungen in Trumps Friedensplan durchgesetzt hatten, folgte prompt das Nein aus Moskau zum Gegenvorschlag der Europäer. Russland-Expertin Gloger wundert das nicht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland strebt nach Einschätzung der Kreml-Expertin Katja Gloger unverändert die Kontrolle über die gesamte Ukraine an.

  • Ziel sei "eine Ukraine als russischer Satellitenstaat".

  • Nach dem Rückzug der USA wolle Moskau dann ganz Europa beherrschen.

Die imperialen Absichten Moskaus sind ungebrochen: Dieses Fazit zog Kreml-Expertin Katja Gloger im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Zib2" im Österreichischen Rundfunk (ORF). Kaum wurden in dem "Friedensplan" von US-Präsident Donald Trump für die Ukraine Forderungen des angegriffenen Landes sowie der EU aufgenommen, hieß die Antwort aus dem Kreml "Njet". Der ursprüngliche 28-Punkte-Plan sei ein einziges Russland-Wunschkonzert gewesen, so Gloger am Montagabend (24. November) im Gespräch mit ORF-Moderator Armin Wolf. Dieser Plan habe "bis ins Detail eine Zukunft der Ukraine unter russischer Kontrolle entworfen", zitiert sie "Der Standard".

Viele Aspekte des ursprünglichen US-Plans, die der Ukraine schmerzhafte Zugeständnisse abverlangt hätten – wie etwa Gebietsabtretungen, den Verzicht auf einen NATO-Beitritt und die Verkleinerung des Heers – seien "in Moskau wohl mit großer Begeisterung aufgenommen worden, wenn sie nicht sogar in wesentlichen Teilen von dort kommen", so Gloger. Es handele sich um Forderungen, die Russlands Präsident Wladimir Putin schon lange stelle, sagte die Journalistin, die bereits 2017 in ihrem Buch "Putins Welt" die imperiale Ideologie Russlands und die strategischen Fehler des seit Jahrzehnten abwiegelnden Westens analysiert hatte.


Putin-Biografin: Russland strebt Kontrolle über ganz Europa an

Europa habe sich bei den Verhandlungen über den Plan in Genf in den vergangenen Tagen immerhin wieder "einen Platz am Tisch erkämpft". Es sei ein großer Unterschied, "nicht vor der Tür draußen zu stehen und um Einlass bitten zu müssen". Und Europa habe sich solidarisch gezeigt, so Gloger weiter. So könnten "die Interessen der Ukraine und Europas weitaus kompetenter vertreten werden".

Befragt nach Russlands Zielen, fiel Glogers Antworts eindeutig aus: Putin und die Macht-Elite um ihn strebten "Kontrolle über die gesamte Ukraine an: über wichtige Teile des Territoriums, Politik und Ökonomie". Ziel sei "eine Ukraine als russischer Satellitenstaat" und in weiterer Folge die "Kontrolle über Europa", sobald sich die USA daraus zurückgezogen hätten.

Kreml-Expertin: "Dünne Luft" für souveräne Zukunft der Ukraine

Direkte Angriffe auf weitere Nachbarländer sieht die Kreml-Kennerin zwar nicht als Gefahr, aber Putin habe dem Westen und Europa schon vor vielen Jahren den Krieg erklärt: "Die hybriden Angriffe sowie Schwächungs- und Spaltversuche haben spätestens 2015 begonnen, zum Beispiel mit Cyber-Angriffen auf Deutschland. Damals war auch Angela Merkels Computer betroffen", so Gloger.

Zusammen mit Drohnen-Attacken, Überflügen auf NATO-Gebiet, Propaganda und Fake-News mache das alles die Luft für eine souveräne Zukunft der Ukraine dünn. Präsident Wolodymyr Selenskyj sei nach dem "beispiellosen Korruptionsskandal" im ukrainischen Energiesektor auch innenpolitisch in einer äußerst schwierigen Situation. "Er ist heute mehr denn je auf Unterstützung der Europäer angewiesen", resümierte Gloger.


Verwendete Quellen:

Der Standard: "Kreml-Expertin Gloger in der 'ZiB 2': Russland will eine Ukraine als Satellitenstaat"

Heute: "Friedens-Plan für Ukraine: 'Begeisterung in Moskau' – Russland-Expertin packt aus!"

Nachrichtenagentur dpa

Nachrichtenagentur Reuters

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