Polit-Talk
"Es ist einfach nichts da": Top-Ökonom schlägt Renten-Alarm bei "Maybrit Illner"
Aktualisiert:
von Doris NeubauerÖkonom Clemens Fuest machte bei "Maybrit Illner" klar: "Entweder überlastet man die junge Generation oder wir haben Zumutungen für die Älteren."
Bild: ZDF/Thomas Kierok
Während Jungpolitiker von Union und SPD über Nachhaltigkeitsfaktoren und Haltelinien bei der gesetzlichen Rente diskutierten, fanden eine Journalistin und ein Top-Ökonom die wesentlich klareren Worte bei "Maybrit Illner". Sie formulierten "die unangenehmen Wahrheiten aus unserer Demografie".
Das Wichtigste in Kürze
Die Debatte um das Rentenpaket von SPD-Ministerin Bärbel Bas spaltet Politik und Gesellschaft.
Während junge CDU-Politiker gegen die hohen Folgekosten protestieren, fordern Experten wie Clemens Fuest schmerzhafte, aber notwendige Reformen.
Schon im Januar 2025 war die Dokumentation "Die Wahrheit über unsere Rente" im ZDF zu sehen: "Es ist keine geheime Wahrheit, sondern eine, die Ökonomen seit 30, 40 Jahren ankündigen", klärte die verantwortliche Filmemacherin Julia Friedrichs bei "Maybrit Illner" (ZDF) zum Thema "Umstritten, teuer, ungerecht - wie ist die Rente noch zu retten?" auf.
Die Rente sei ein Riesenproblem - und "eines der zentralen Themen, das uns auf die Füße fällt - mit Ankündigung." Dass man da sehenden Auges hineingehe, sei fatal und fahrlässig, richtete sie ihren Vorwurf an die Politik. "Und wenn im Koalitionsvertrag schlechte Lösungen festgelegt werden, muss man den aufkündigen."
Soweit ist es noch nicht. Doch das Rentenpaket von SPD-Ministerin Bärbel Bas, das unter anderem das Rentenniveau von 48 Prozent bis mindestens 2031 sichert, sorgt für Wirbel. Dass der Nachhaltigkeitsfaktor zulasten der jungen Generation bis dahin ausgesetzt werde, "ist bitter genug für uns", klagte Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union. Allerdings ginge der Gesetzesentwurf über 2031 hinaus und verursache enorme Folgekosten in den Jahren 2032 bis 2040, erklärte er seinen Widerstand. "Wenn es kleiner Beträge sind, okay, aber Folgekosten von über 118 Milliarden Euro sind generell weder vernünftig noch generationengerecht", so der 34-jährige Politiker, der sich gemeinsam mit 17 anderen jungen CDU-Abgeordneten gegen den Beschluss wehrt.
Journalistinnen-Schelte an beide Jungpolitiker
"Ich finde es richtig, aber Sie sind spät dran", hätte sich Friedrichs diese "Rebellion" bereits bei der von Markus Söder durchgeboxten Mütterrente gewünscht: "Warum habt Ihr da nicht Rabatz gemacht? Warum habt Ihr Söder nicht ins Lenkrad gegriffen?", wollte die Journalistin von Winkel wissen. Man hätte besser dagegenhalten sollen, zeigte sich der kleinlaut bis selbstkritisch.
Noch härtere Worte fand Friedrichs für den Koalitionspartner: "Ich wundere mich, wo die Jungen aus der SPD sind?", kritisierte sie. Die von Bas ausgearbeitete Stabilisierung des Rentenniveaus nütze den armen alten Menschen am wenigsten. "Sie machen es nicht für die, sondern für die Gruppe der Facharbeiter, die zum Glück in diesem Land noch gut versorgt sind", hatte sie mit dieser Kritik den anwesenden SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf im Visier und fuhr fort: "Die meisten Menschen sind auf die gesetzliche Rente angewiesen, deshalb ärgert mich, dass sich eine Partei, die auf der Seite der Arbeiter stehen will, an dieser Haltelinie klammert und nicht über Reformen nachdenkt."
"Dafür haben wir die Rentenkommission", antwortete Winkel. "Dann warten wir geduldig bis 2031", konterte Friedrichs prompt. "Merz hat gesagt bis 2026", meldete sich Klüssendorf zu Wort und zeigte sich "natürlich bereit für Reformen". Dass Kürzungen der Rente als einziger Ansatz funktionieren könne, wollte er aber nicht gelten lassen und lieber von einer Einbeziehung ausgenommener Berufsgruppen in die Rentenkassen sprechen. "Das Rentenniveau hat Priorität", sprach er aus einer "krassen Gerechtigkeitsperspektive". "Da halten wir das Niveau ein, dann fragen wir: Wie finanzieren wir das?"
Top-Ökonom: "Das ist eine der unangenehmen Wahrheiten aus unserer Demografie"
Deutlich klarere Worte fand indes der Top-Ökonom Clemens Fuest vom ifo-Institut: "Es ist einfach nichts da. Und wenn man keine oder zu wenig Kinder bekommt, dann gibt es nichts zu verteilen. Da gibt es keine guten Botschaften. Entweder überlastet man die junge Generation oder wir haben Zumutungen für die Älteren", schlug er Renten-Alarm.
"Wir werden Mangel zu verteilen haben, wir werden Verluste zu verteilen haben. Es ist ganz wichtig in einer Gesellschaft, offen darüber zu sprechen, denn es sind relativ harte Entscheidungen", forderte er von der Politik und verdeutlichte: "Wir können die Rentenversicherung nur entlasten, wenn wir den Leuten etwas wegnehmen. Es gibt da nichts umsonst. Wir müssen nicht Renten kürzen, aber das Wachstum verlangsamen. Die Renten werden künftig nicht wie die Löhne steigen können. Punkt. Das ist eine der unangenehmen Wahrheiten aus unserer Demografie."


