"Maischberger"

"Das ist nicht gut": Grünen-Mann Özdemir bremst bei Maischberger grüne Jugend ein

Veröffentlicht:

von Marko Schlichting

Grünen-Politiker Cem Özdemir störte sich bei "Maischberger" am Verhalten der Jugendorganisation seiner eigenen Partei.

Bild: WDR / Melanie Grande


Cem Özdemir will Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden. Bei Sandra Maischberger erklärte der Grünen-Politiker, warum er nicht immer mit seiner Partei einverstanden ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende findet der Parteitag der Grünen statt - Cem Özdemir sprach bei Sandra Maischberger über Klimaschutz, Verbrenner-Aus, die Streitkultur im Land - und über seine eigene Partei.

  • Kritik übte er an der eigenen Jugendorganisation und an der Forderung für ein europaweites Verbrenner-Verbot 2035.

Am Wochenende treffen sich die Grünen zu ihrem Parteitag. Dabei soll auch ein neues Programm verabschiedet werden. Cem Özdemir ist Kandidat für den Ministerpräsidentenposten seiner Partei in Baden-Württemberg. Umfragen zeigen: Groß sind dessen Chancen darauf nicht, sein CDU-Herausforderer liegt deutlich vorne. Am Mittwoch sprach er bei Sandra Maischberger über Klimaschutz, Verbrenner-Aus, die Streitkultur im Land - und über seine eigene Partei. Über Letztere hatte er durchaus kritische Worte in petto.

Vor allem mit der eigenen Jugendorganisation scheint er ein wenig zu fremdeln. Deren Aussage zu den Stadtbild-Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz kritisierte Özdemir scharf. Die Grüne Jugend hatte sie als rassistisch verurteilt. Özdemir sah es anders: "Ich verstehe ein bisschen was von Rassismus. Ich habe das auch oft genug erlebt. Ich wäre vorsichtig mit der Rassismuskeule: Wenn man die ständig auspackt, nutzt sie sich ab, und irgendwann dort, wo wir es wirklich mit Rassismus zu tun haben, mit Menschenfeinden, nimmt man es nicht mehr ernst. Das ist nicht gut."

Doch auch sonst ist er mit vielem nicht einverstanden, was seine Partei will. So hatte sich Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge für ein europaweites Verbrenner-Verbot 2035 ausgesprochen. Das sei nicht zu schaffen, befürchtete Özdemir. Ein konkretes Datum für das europäische Verbrenner-Aus nannte der Grünen-Politiker aber dann auch nicht: "Ich kann keine konkrete Jahreszahl nennen, weil ich nicht EU-Kommissionspräsidentin bin." Als Baden-Württemberger könne er jedoch für eine schnellere Ladeinfrastruktur sorgen. "Wenn das alles kommt, was ich sage, werden wir das schneller schaffen, als Sie und ich es glauben."

Özdemir sieht ständigen Streit als "Förderprogramm für die AfD"

Derweil unterstützte Özdemir die Beschlüsse auf dem Autogipfel bei Bundeskanzler Merz. "Mein Angebot an die CDU ist: Lasst uns flexibel sein im Weg, aber klar im Ziel. Die CDU muss aufhören, den Elektromotor als Ziel in Frage zu stellen, und wir Grüne stellen nicht in Frage, dass wir auf dem Weg dorthin flexibel sein müssen", gab sich der Grünen-Mann kompromissbereit. "Das ist ein vernünftiger Kompromiss mit Maß und Mitte, der die Automobilindustrie mitnimmt, auch die Belegschaften sind alle einverstanden damit. Jetzt müsste die CDU aufhören, mit dem Auto Kulturkampf zu betreiben."

Auf den ersten Blick hatte es zunächst noch so gewirkt, als habe Özdemir den Begriff "Wahlkampf" besonders ernst genommen. Er trat mit verbundener Hand auf. Doch Özdemir stellte klar: Das komme vom Handballspielen. Da habe er sich zwei Finger gebrochen. Und trotzdem merkte man Özdemir an: Er ist gerade voll im Kampfmodus. Vor allem, wenn es gegen die AfD geht. Er forderte: "Wir müssen endlich mal Dinge entscheiden. Wir stellen in Deutschland nur Dinge in Frage. Was wir gestern entschieden haben, stellen wir morgen wieder in Frage. So macht man den Standort Deutschland kaputt." Der ständige Streit in Deutschland sei "ein Förderprogramm für die AfD". Özdemir stellte klar: "Ich will nicht, dass meine Kinder in einem Land leben, wo Putin-Freunde regieren."

Um das zu verhindern, hat Özdemir auch klare politische Ziele. Ein gerechteres Bildungssystem gehört dazu. Und er will, dass mehr Geld in den Klimaschutz fließt. Da müssen nur noch seine Parteikollegen mitziehen. Ob sie dazu bereit sind, wird sich bei dem Parteitag der Grünen herausstellen.

Mehr entdecken