Grünen-Politiker im ARD-Talk

Cem Özdemir sorgt sich bei Miosga um Autoindustrie: "Das tut uns weh"

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von Marko Schlichting

"Das Rennen ist noch nicht entschieden", betont Cem Özdemir, als er mit Caren Miosga über die Autobranche spricht.

Bild: ARD / Thomas Ernst


Die Autoindustrie in Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Nahezu unbemerkt haben in den letzten Jahren chinesische Autos vor allem im Bereich E-Mobilität abgeräumt. Caren Miosga will deswegen am Sonntagabend in der ARD unter anderem von Cem Özdemir wissen, wie die Branche zu retten sei.

Das Wichtigste in Kürze

  • Cem Özdemir ist am Sonntagabend zu Gast in der ARD-Talkshow von Caren Miosga.

  • Der Grünen-Politiker will Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden.

  • Im Gespräch verrät er, was er für den Erhalt der deutschen Autoindustrie tun will.

Cem Özdemir hat im kommenden Jahr viel vor. Der Grünen-Politiker will Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden. Er ist Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahlen im kommenden Frühjahr. Doch Özdemir hat mehrere Probleme. Zunächst muss er damit leben, dass die Grünen in Baden-Württemberg viel an Beliebtheit verloren haben. Und die Krise in der Autoindustrie, von der auch der Südwesten Deutschlands betroffen ist, war bei den Wahlen von Winfried Kretschmann zum Ministerpräsidenten noch nicht so deutlich zu spüren wie heute. Was will und was kann Özdemir gegen die Krise tun? Das will am Sonntagabend Caren Miosga in der ARD herausfinden.

Cem Özdemir bei Miosga: "Stehe in der Mitte meiner Partei"

Dabei ist die Antwort eigentlich schon jetzt klar: Bund und Länder müssen zusammenarbeiten, um der Autoindustrie wieder auf die Beine zu helfen. Und die Autoindustrie selber muss kämpfen, um die chinesische Vorreiterstellung besonders bei E-Autos zu bremsen. Sonst sind in den nächsten zehn Jahren bis zu 190.000 Jobs bedroht, während China mit Billigprodukten auf den Markt drängt. Die Folgen sind nicht zu übersehen: Stellenabbau bei VW, Gewinneinbruch bei Mercedes. Und das ist erst die Spitze des Eisbergs.

"Ich stehe in der Mitte meiner Partei in Baden-Württemberg", sagt Özdemir, der einen guten Draht auch zur Industrie hat. Das ist schon mal von Vorteil. Als Ministerpräsident von Baden-Württemberg müsste der bekennende Radfahrer Özdemir Benzin im Blut haben. Darauf bereitet er sich schon mal vor: Özdemir fährt jetzt E-Bike. Mit Bosch-Motor, der in Baden-Württemberg hergestellt wird.

"Das Rennen ist noch nicht entschieden"

"Das tut uns weh", sagt Özdemir mit Blick auf die Branche. Gerade im mittleren Neckarraum sei die Autoindustrie die Leitindustrie. Aber man müsse jetzt den Blick nach vorne richten. Deutsche Autos seien auf dem internationalen Markt durchaus konkurrenzfähig. Das habe Özdemir auf der IAA in diesem Jahr erkannt. "Jetzt müssen wir alles dafür tun, dass die Automobilwirtschaft und die Politik ein Bündnis schmieden, um den Standort Deutschland zukunftsfähig zu machen.“

Klar sei, dass das Auto der Zukunft softwarebetonter sein müsse. „Das Rennen ist noch nicht entschieden. Deutschland kann noch viel Boden gut machen. Das setzt aber voraus, dass wir in der Politik aufhören, uns darüber zu streiten, ob wir uns auf Verbrenner oder Elektro konzentrieren. Die Messe ist gelesen. Der Markt hat sich entschieden: Das Auto der Zukunft ist elektrisch. Aber auf dem Weg dahin brauchen wir Flexibilität", sagt Özdemir bei Caren Miosga.

Auch Hildegard Müller glaubt: In Deutschland produzierte Autos sind wettbewerbsfähig. Aber der Standort Deutschland nicht, sagt die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie. "Die Angebote sind da, der Wettbewerb ist sehr hart", so Müller weiter. "Die Hauptsorge für die Arbeitsplätze, die ich habe, ist die: Können wir hier Wettbewerbsfähigkeit weiter aufrechterhalten?"

Özdemir: Daimler muss deutsches Unternehmen bleiben

So liege Europa beispielsweise beim Bau von Batterien ganz hinten. "Das hat unter anderem mit zu hohen Energiekosten zu tun", kritisiert die Auto-Lobbyistin. Was das Thema Batterien angeht, hat sie klare Forderungen: "Europa braucht eine unabhängige Batterieherstellung. Dafür brauchen wir zuerst Rohstoffe, die wir in der Europäischen Union nicht besorgen. Dafür brauchen wir eine wettbewerbsfähige Energiepolitik, die wir in Europa nicht haben. Und wir brauchen den unbedingten Willen Europas, Industrieproduktion auch ansiedeln zu wollen. Das kann ich leider nicht erkennen.“

Die Automobilindustrie stehe vor großen Herausforderungen, und die nehme sie an, so Müller weiter. So sollen in den nächsten vier Jahren 320 Milliarden Euro für Forschung und die Entwicklung neuer Antriebe investiert werden. Weitere 220 Milliarden sollen in den Auf- und Umbau von Werken gesteckt werden. "Die Frage, wo diese Investitionen stattfinden, richtet sich an die Politik: die Länder, den Bund und die EU. Und Brüssel hat bisher nicht erkannt, was zu tun ist."

"Können Sie sich Daimler in chinesischer Hand vorstellen?" Das will Caren Miosga am Ende der Sendung von Cem Özdemir wissen. "Ich will das nicht", bekennt der. "Ich will, dass Daimler weiterhin ein deutsches und ein baden-württembergisches Unternehmen bleibt. Aber dafür müssen wir was tun. Jeder muss seinen Job machen, dann können wir das auch schaffen."

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