Freizeit gegen Leistung?

Vorstoß von CDU-Politikerin: Diese Länder haben schon Feiertage gestrichen

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von Emre Bölükbasi

Gitta Connemann (CDU) kann sich die Streichung des Reformationstags vorstellen.

Bild: Rolf Vennenbernd/dpa


Die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung bringt die Abschaffung des Reformationstags ins Spiel. Andere Länder haben bereits freie Tage geopfert. Ein Blick auf Europas stille Feiertagsreformen.

In insgesamt neun Bundesländern zählt der Reformationstag, der 31. Oktober, zu den gesetzlichen Feiertagen. Nun rüttelt Gitta Connemann (CDU) mit einem Vorstoß an dieser vermeintlichen Gewissheit. "Können wir uns bestimmte Dinge noch erlauben, die Leistungsfähigkeit kosten?", fragte sie im Gespräch mit "Table.Briefings". Im evangelisch geprägten Niedersachsen seien "die Kirchen leer".

Die Debatte kommt mittlerweile immer wieder auf: Soll Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen Feiertage streichen - gegen die Interessen der meisten Arbeitnehmer:innen? Mitte Juli erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz noch, er führe die wiederkehrende Debatte nicht, auf Nachfrage brachte er jedoch in der Talkshow "Caren Miosga" am Sonntag (6. Oktober) selbst den Pfingstmontag ins Spiel.

Andere europäische Länder sind den Schritt, der in Deutschland nur als Gedankenspiel kursiert, schon gegangen. Aus wirtschaftlichem Kalkül – mit spürbaren Folgen. Ein Überblick über Europas stille Feiertagskürzungen:

Deutschland: Der stille Abschied vom Buß- und Bettag

Von 1981 bis 1994 war der Buß- und Bettag ein gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland – heute gilt er nur noch in Sachsen. Der Grund für das Aus: die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995. Um die Arbeitgeber:innen finanziell zu entlasten, wurde der Feiertag geopfert. Sachsen stemmte sich damals gegen die Streichung - dort ist der Buß- und Bettag noch immer ein arbeitsfreier Feiertag.

Dänemark: Ein Feiertag für die NATO

Im Jahr 2023 ließ Dänemark mit einem Beschluss aufhorchen: Der "Store Bededag" – Großer Gebetstag – wurde ersatzlos gestrichen, um mehr Geld für Rüstungsausgaben bereitzustellen. Das Parlament folgte Premierministerin Mette Frederiksen, die die Entscheidung mit den Worten untermauerte: "Es gibt alle möglichen Leute, die denken, wir könnten weniger arbeiten. Vergesst es, Freunde, vergesst es einfach."

Der Schritt war heftig umstritten: Kirchen, Gewerkschaften und Hunderttausende Demonstrierende liefen Sturm, eine Petition erreichte nahezu eine halbe Million Unterschriften. Doch Frederiksen blieb hart. Ziel: Das Zwei-Prozent-Ziel der NATO bis 2030 statt 2033 erreichen – und rund drei Milliarden Kronen (400 Millionen Euro) jährlich einsparen. Ein Feiertag für mehr Sicherheit.

Portugal: Vier Feiertage gestrichen, dann zurückgeholt

In der Schuldenkrise 2012 griff auch Portugal zum radikalen Mittel. Vier gesetzliche Feiertage wurden gestrichen – zwei weltliche, zwei religiöse. Darunter: der 5. Oktober (Gründung der Republik), der 1. Dezember (Wiedererlangung der Unabhängigkeit von Spanien), Allerheiligen und Fronleichnam.

Die Begründung: Wirtschaftsstärkung und ein Signal an internationale Kreditgeber. Doch die Maßnahme hatte ein Ablaufdatum: 2016 wurden alle vier Feiertage wieder eingeführt, nachdem eine neue linke Mehrheit im Parlament die Austeritätspolitik rückgängig gemacht hatte. Der Alltag kehrte zurück – mit freien Tagen.

Slowakei: Kein Feiertag für die Freiheit

Juni 2025, Bratislava: Die slowakische Regierung unter Premier Robert Fico streicht den 17. November – den "Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie" – als arbeitsfreien Feiertag. Symbolisch bleibt er bestehen, doch es wird gearbeitet. Fico begründet den Schritt mit einer Haushaltsschieflage.

"Wenn der Staat 200 oder 300 Millionen verliert, dann bieten wir eine Alternative – wir streichen einen staatlichen und einen religiösen Feiertag", sagte Fico. Analyst:innen beziffern das Einsparpotenzial des gestrichenen Tages auf rund 155 Millionen Euro. Die Wahl fiel bewusst auf einen symbolträchtigen Termin: den Beginn der Samtenen Revolution 1989.

Oppositionelle werfen der Regierung daher vor, bewusst demokratische Werte zu demontieren. "Sie hätten jeden anderen Tag wählen können. Sie haben diesen gewählt, weil er symbolisch ist", so der Abgeordnete Július Jakab.

Frankreich: Vorschlag abgeschmettert

Während Deutschland aktuell abwinkt und andere Länder bereits Fakten geschaffen haben, hatte auch Frankreichs Mitte-Rechts-Regierung im Juli über massive Kürzungen nachgedacht. Zwei Feiertage sollten gestrichen, Renten eingefroren und Beamtenstellen abgebaut werden. Gesamtziel: Einsparungen von 43,8 Milliarden Euro für den Haushalt 2026. Der damalige Premier Bayrou warnte vor einer Staatsschuldenkrise wie in Griechenland.

Der Ex-Premierminister hatte die Streichung des Ostermontags und des 8. Mai, an dem an das Ende des Zweiten Weltkrieges und den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland erinnert wird, vorgeschlagen.

Sein Nachfolger Sébastien Lecornu – mittlerweile bereits zurückgetreten – teilte jedoch im September laut "taz" mit, die Pläne Bayrous nicht weiter verfolgen zu wollen.

Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.


Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur dpa

NTV: "Merz lehnt Debatte über Streichung von Feiertagen ab"

NZZ: "Portugal führt abgeschaffte Feiertage wieder ein"

Stern: "Was ist der Buß- und Bettag und welche Bundesländer haben heute frei?"

SZ: "Dänemark streicht Feiertag - für Rüstungsausgaben"

The Slovak Spectator: "Slovakia ends November 17 public holiday amid fiscal pressures"

Welt: "Portugal streicht vier Feiertage"

taz: "Frankreichs Premier will doch keine Feiertage streichen"

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