Bevor Umweltschutz existierte
Suche nach radioaktiven Altlasten im Atlantik: Forscher orten mehr als 1.000 Atommüll-Fässer
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von dpaEine Expedition hat über 1.000 Fässer mit Atommüll im Atlantik geortet.
Bild: -/Flotte Océanographique Française/dpa
Etliche Staaten entsorgten vor Jahrzehnten mitten im Atlantik Fässer mit Atommüll. Wo genau sie sind, war lange unklar. Eine Expedition kommt ihnen jetzt auf die Schliche.
Das Wichtigste in Kürze
Ein internationales Forschungsteam hat im Nordostatlantik über 1.000 Fässer mit Atommüll geortet.
Zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren hatten viele Länder radioaktiven Abfall im Meer entsorgt – allein im Atlantik werden mindestens 200.000 Fässer vermutet.
Ziel der Expedition ist es, die genaue Lage der Fässer zu kartieren und Auswirkungen auf das Ökosystem zu untersuchen.
Bei ihrer Suche nach vor Jahrzehnten entsorgtem Atommüll haben Wissenschaftler:innen bereits mehr als 1.000 Fässer im Nordostatlantik entdeckt und verortet. Das teilte eine Sprecherin der französischen Forschungsorganisation CNRS mit. Das internationale Forschungsteam war Mitte Juni vom westfranzösischen Brest aus mit ihrem Schiff "L'Atalante" zu ihrem Suchareal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks aufgebrochen.
Vier Wochen lang wollen sie dort nach Atommüll-Fässern suchen und schauen, welchen Einfluss diese auf das örtliche Ökosystem haben. Mit dabei ist auch ein Forscher vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven.
Hunderttausende Atommüll-Fässer landeten vor Jahren im Ozean
Zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren haben etliche Staaten nuklearen Abfall im Ozean entsorgt. Die Tiefen des Ozeans, die fernab der Küste und von menschlicher Aktivität lagen, erschienen als günstige und einfache Lösung, um das zu entsorgen, was in der Industrieentwicklung und in Laboren anfiel – zumindest dort, wo der Ozean als geologisch stabil galt.
Über das Leben in den Weltmeeren wusste man damals wenig. Erst 1993 wurde die Entsorgung von Atommüll im Ozean schließlich untersagt. Mindestens 200.000 Fässer werden allein im Nordostatlantik vermutet – in 3.000 bis 5.000 Metern Tiefe.
Fachleute wollen Karte mit Fässern erstellen
Wo genau sich der Nuklearmüll befindet, ist aber nicht bekannt. Auch über den Zustand der Tonnen und ob sie einzeln oder in Gruppen liegen, weiß man nicht viel. 21 Forschende sind deshalb derzeit in dem Gebiet unterwegs, in dem wohl die Hälfte der Abfälle landete.
Das Team will eine Karte mit Atomfass-Funden erstellen und etliche Proben von Wasser, Boden und Tieren nehmen. Unterstützung bekommen sie dabei vom autonomen Tauchroboter Ulyx, der unter anderem über eine Kamera für 3D-Bilder und ein Sonarsystem zur Ortung von Gegenständen mit Schall verfügt.
Patrick Chardon, Leiter des Projekts NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring) geht davon aus, dass bei den allermeisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik die Radioaktivität nach etwa 300 bis 400 Jahren quasi verschwunden sein dürfte. Jedoch seien die Fässer damals so konzipiert worden, dass sie dem Druck der Tiefe standhalten, nicht aber so, dass sie die Radioaktivität wirklich einschließen. Schon seit längerem könnte Radioaktivität aus den Behältern entweichen, vermutet der Atomphysiker.
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