Kritik am Bezahldienst

PayPal gibt offenbar sensible Kundendaten an Werbekunden weiter

Veröffentlicht:

von Michael Reimers

"Mit PayPal zahlen": In Sekundenschnelle über den US-Dienstleister Geld zu überweisen kann gefährlich sein.

Bild: Silas Stein/dpa


Der Bezahldienst PayPal stellt einer Studie zufolge Details zu Transaktionen seiner Nutzer:innen ohne hinreichende Rechtsgrundlage Hunderten Werbefirmen zur Verfügung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine aktuelle Studie zeigt gravierende Datenschutzverstöße bei PayPal.

  • Sie betreffen 30 Millionen Nutzer:innen in Deutschland.

  • Sensible Finanzdaten sollen für Werbung missbraucht worden sein.

Das "Netzwerk Datenschutzexpertise" hat herausgefunden, dass PayPal sensible Finanzdaten seiner Kund:innen mit bis zu 600 externen Unternehmen teilt. Dazu zählen etwa Facebook, TikTok, Google und zahlreiche Werbefirmen, wie der WDR am Mittwoch (17. Dezember) berichtet

Eine aktuelle Untersuchung des US-Konzerns durch die Datenschützer:innen habe ergeben, dass PayPal zum Beispiel detaillierte Kaufhistorien mit genauen Angaben zu erworbenen Produkten und Dienstleistungen übermittelt. Die Transaktionsdaten enthalten dem Bericht zufolge auch Zahlungsbeträge und Zeitangaben. Zudem werde das Kaufverhalten in Form von Zahlungsfrequenzen und bevorzugte Einkaufskategorien geteilt, ebenso Geräteinformationen und Standortdaten beim Bezahlvorgang.

Detaillierte Kundendaten an Werbefirmen weitergereicht

Wie es weiter heißt, ermöglichen diese Informationen ein erschreckend präzises Profil: Wer regelmäßig bei Apotheken-Onlineshops zahlt, könne etwa als gesundheitlich angeschlagen analysiert werden. Wer hingegen Kredite aufnimmt oder Inkassodienste nutzt, offenbare finanzielle Schwierigkeiten. Auch Käufe bei Dating-Plattformen, in Sex-Shops oder von Alkohol würden die Werbenetzwerke erfassen.

Als besonders brisant kritisiert der Bericht, dass PayPal die Datenweitergabe hinter sogenannten "berechtigten Interessen" versteckt. Das sei eine Klausel, die in der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) eigentlich nur in engen Grenzen zulässig ist. Nutzer:innen von PayPal hätten der Weitergabe ihrer Daten nie explizit zugestimmt.

Ausschluss der Datenweitergabe dauert länger als eine Stunde

Stattdessen präsentiere PayPal beim Login ein sogenanntes "Consent Management". Bei dieser Art Datenschutzerklärung, für die der Bezahldienst die Zustimmung seiner Nutzer:innen einholft, seien bereits 593 Partner vorausgewählt. PayPal macht dem Bericht zufolge keinen Hehl daraus, bei der Datenweitergabe mit Hunderten Unternehmen zusammenzuarbeiten.

"Sich durch diese Liste zu klicken und alle Partner einzeln abzuwählen, dauert über eine Stunde", zitiert der WDR das "Netzwerk Datenschutzexpertise". Dass die meisten Nutzer:innen vor dieser Aufgabe kapitulieren, darauf scheine PayPal zu setzen.


Datenschutz-Beschwerde gegen PayPal eingereicht

Nach Angaben von PayPal dient die Datenweitergabe der "Verbesserung des Services" und der "Betrugsprävention". Darüber hinaus nutzten die 600 Partner-Unternehmen die Informationen jedoch für personalisierte Werbung und Tracking, so der Vorwurf der Datenschützer. Mit Betrugsbekämpfung habe zumindest die Weitergabe der Daten nichts zu tun.

Die für PayPal Europe zuständige irische Datenschutzbehörde DPC hat die Beschwerde vom "Netzwerk Datenschutzexpertise" bestätigt und ein Verfahren eingeleitet, heißt es weiter in dem Bericht. Allerdings sei Irland für seine eher laxe Durchsetzung des Datenschutzes bekannt. Ob und wann Konsequenzen folgen, sei deshalb offen. Befragt nach den Vorwürfen der Studie gab inzwischen eine PayPal-Sprecherin eine Stellungnahme ab und sagte dem WDR: PayPal sei sich des Gutachtens bewusst und prüfe es derzeit eingehend.

Europa baut mit Wero Alternative zu PayPal auf

Als Alternative zu PayPal wird derzeit bei europäischen Banken und Zahlungsdienstleistern die Bezahl-App Wero schrittweise etabliert. Kund:innen von Deutsche Bank und Postbank können seit 17. Dezember bereits den vollen Leistungsumfang der noch jungen digitalen Bezahl-App nutzen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch weiter meldet, befürwortet die Bundesbank schon aus strategischen Gründen eine europäische Zahlungsinfrastruktur. Das Bezahlen werde in der Zukunft "vielfältiger, individueller und vor allem digitaler".

Wero ist dpa zufolge bisher in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Luxemburg und Belgien verfügbar und bietet nach dem Muster des US-Konkurrenten PayPal vor allem direkte mobile Geldzahlungen von Mensch zu Mensch an. Inzwischen könne der Dienst auch im Onlinehandel zum Bezahlen genutzt werden.


Verwendete Quellen:

wdr.de: "Paypal in der Kritik: Sensible Finanzdaten für Werbung missbraucht"

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