EU-Gipfel
Mercosur-Deal "ist erledigt": Merz irritiert mit Aussage zu Handelsabkommen
Veröffentlicht:
von dpaEU-Ratspräsident Costa (Mitte) muss beim Gipfel eine Äußerung des Kanzlers (zweiter von rechts) zurechtrücken.
Bild: Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa
Seit über 25 Jahren bemühen sich die EU und die Mercosur-Staaten um ein Handelsabkommen. Merz' Behauptung, es gebe einen Durchbruch, kommt nicht gut an.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat beim EU-Gipfel mit einer Äußerung zu einer angeblichen Einigung über das Freihandelsabkommen mit den vier lateinamerikanischen Mercosur-Staaten für Irritationen gesorgt.
Alle 27 EU-Mitgliedstaaten inklusive des bisher besonders skeptischen Frankreich hätten sich bei einer von Ratspräsident António Costa angesetzten Abstimmung für eine Unterzeichnung ausgesprochen, sagte er nach den zwölfstündigen Beratungen. "Es gibt aus den Mitgliedstaaten jetzt keine Vorbehalte mehr. Es ist erledigt. Es ist durch." Der Weg für das Abkommen sei frei.
Costa: "Wir haben keine Entscheidung getroffen"
Costa stellte später klar, er habe lediglich die Staats- und Regierungschef:innen gebeten, mit ihren Botschafter:innen zu sprechen, um die technischen Probleme mit den Übersetzungen zu lösen, damit das Abkommen rechtzeitig unterzeichnet werden könne. "Aber das war es. Wir haben darüber nicht diskutiert. Wir haben keine Entscheidungen getroffen."
Macron: "Die Arbeit geht weiter"
Ähnlich überrascht war der französische Präsident Emmanuel Macron von den Äußerungen des Kanzlers. Bei einer Pressekonferenz sagte er auf die Frage einer Journalistin danach, dass es eine endgültige Antwort erst in den nächsten Wochen geben könne. "Die Arbeit geht weiter." Es entwickele sich aber alles in die richtige Richtung und es gebe nach wie vor das Streben nach einem Abschluss.
Österreichs Kanzler sagt weiter "nein"
Der österreichische Kanzler Christian Stocker sagte sehr klar, dass er dem Abkommen aktuell gar nicht zustimmen könne. "Wenn abgestimmt wird bei der derzeitigen Lage, werde ich gar nicht anders können, als mit Nein zu stimmen, weil ich an einen Parlamentsbeschluss gebunden bin", erklärte er.
Verhandlungen laufen seit dem letzten Jahrtausend
Über das Abkommen zwischen der EU, den vier Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay wird seit 1999 verhandelt. Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohner:innen wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art und soll auch ein Zeichen gegen die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump setzen. Geplant ist, Zölle und Handelsbarrieren zwischen der EU und den Mercosur-Staaten weitestgehend abzubauen.
Die EU-Kommission hatte die Verhandlungen über das Abkommen im vergangenen Dezember trotz anhaltender Kritik aus Ländern wie Frankreich abgeschlossen. Es fehlt aber noch die Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten. Zuletzt brachte der Zollstreit der EU mit den USA noch einmal neue Dynamik in den Prozess. Viele Länder wollen jetzt zeigen, dass die Zeiten des fairen Handels nicht vorbei sind - zu ihnen gehört insbesondere auch Deutschland. Kritiker:innen der Pläne befürchten, dass europäische Landwirte in einen gnadenlosen Preiskampf gezwungen werden könnten und die Regenwaldzerstörung in Südamerika befeuert wird.
Merz spricht von Unterzeichnung am 19. Dezember
Zumindest in einem Punkt waren Costa und Merz sich einig. Bis Ende des Jahres soll das Abkommen unterzeichnet werden. Merz nannte auch einen Termin: 19. Dezember.
:newstime verpasst? Hier aktuelle Folge ansehen
Mehr entdecken

Gefährliche Spam-Anrufe
Vorsicht vor Telefonterror: Was hinter Nummern wie +31 631175645 steckt

Kritik an der Regierung
Arrest wegen Protestsongs gegen Putin: Sängerin Diana Loginowa im Visier der russischen Justiz

Wetter
Milder November: Hier klettert das Thermometer am Donnerstag bis auf 20 Grad

Zweiter schwerer Sturm in Folge
Taifun "Fung-Wong": Erdrutsche und Überflutungen auf den Philippinen

Nicht mehr Parteichefin
Wagenknecht gibt BSW-Vorsitz ab - das ist ihr Nachfolger

Beschwerde erfolgreich
Verdächtig im Fall Maddie McCann: Christian B. darf Deutschland verlassen
