Über CO2-Steuer

Autofahrer-Club verblüfft: ADAC fordert höhere Benzinpreise

Veröffentlicht:

von Michael Reimers

Ladekabel an einer Schnellladesäule für Elektroautos: Um den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen zu forcieren, fordert der ADAC teurere Preise für Benzin und Diesel.

Bild: Julian Stratenschulte/dpa


Damit der Umstieg auf die Elektromobilität in Deutschland gelingt, sollten nach Ansicht des ADAC die Preise für Benzin und Diesel erhöht werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Sprit für Verbrennermotoren müsse an den Tankstellen in Deutschland teurer werden, fordert der ADAC.

  • Im Gegenzug sollte die Regierung den Strompreis deutlich senken, damit E-Autos attraktiver würden.

  • Nur auf diesem Weg könne hierzulande der Umstieg auf Elektromobilität gelingen.

Statt auf Kaufanreize für E-Autos zu setzen, müsse der Ladestrom günstiger werden. Für diesen Paradigmenwechsel spricht sich der ADAC aus. Wie der Verkehrspräsident des Automobilclubs, Gerhard Hillebrand, im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) fordert, müssten Diesel und Benzin zugleich teurer werden. Dafür sei der geplante CO2-Preis sei "das richtige Instrument".

Das von der EU-Kommission verhinderte Verbrenner-Aus hält der ADAC-Chef für den falschen Weg. "Der Vorschlag der Kommission lässt es in engen Grenzen zu, dass auch ab 2035 weiterhin Pkw mit Otto- oder Dieselmotor zugelassen werden. Das ist einerseits industriepolitisch motiviert, andererseits stößt die Elektromobilität aktuell noch nicht auf ausreichend Akzeptanz bei Verbrauchern", so Hillebrand in der NOZ.  Eine Öffnung für andere Antriebstechnologien sei richtig, doch sie falle zu kompliziert aus. "Es wurde versäumt, alternative Kraftstoffe, die es ja auch für den Bestand braucht, ausreichend anzureizen. Höhere Quoten würden auch Investitionen der Energiebranche in die Produktion dieser erneuerbaren Energien attraktiver machen."

Dem ADAC-Verkehrspräsidenten zufolge wäre es ein fataler Irrtum, so zu tun, als gäbe es den Klimawandel nicht: "Die E-Mobilität prägt die Zukunft, ganz klar. Und die deutschen und europäischen Autobauer dürfen sich nicht von der Konkurrenz aus China abhängen lassen. Wir sind das Land der Ingenieure, wir sind ein Hochtechnologie-Standort und können es uns leisten, einen echten Wettbewerb der Technologien zuzulassen."

Durch die Vorschläge der EU-Kommission erhalte die E-Mobilität zusätzlichen Schwung: etwa die neue Fahrzeugklasse kleiner E-Pkw und vor allem die Vorgaben zur Elektrifizierung der Unternehmensflotten. "Dadurch wird sich auch der Gebrauchtwagenmarkt in Richtung Elektro verschieben. Unter dem Strich brauchen wir für den schnellen Anstieg von E-Autos mehr als günstigere Fahrzeuge. Gerade bei den Ladekosten und beim Thema Ladeinfrastruktur muss sich noch eine Menge tun." Das typisch deutsche Thema der Reichweitenangst habe sich inzwischen eigentlich erledigt, so Hillebrand weiter. Batteriezellen werden günstiger und die Hersteller:innen kommen zunehmend mit kleineren Modellen in den Markt.


Auf die Frage, ob der teurere Strom öffentlicher Schnellladestationen im Vergleich zum Sprit an der Tankstelle das E-Autos nicht zum Luxusautos macht, antwortet der ADAC-Verkehrspräsident: "Da ist der Gesetzgeber gefragt, das zu regulieren und eine Markttransparenzstelle wie beim Kraftstoff einzurichten. Wenn eine Kilowattstunde einen Euro kostet, steigt die Masse nicht um. Nur, wenn der Ladestrom günstiger als der Sprit wird, kommt die E-Mobilität richtig in Gang. Eine Senkung der Stromsteuer würde dabei natürlich helfen. Die Leute brauchen den Anreiz, um auf klimaschonende Alternativen zum Diesel und Benziner umzusteigen."

Dass sich die EU noch Zeit lässt, den Sprit über eine CO2-Abgabe zu verteuern, um die Belastungen nicht zu stark werden zu lassen, sei "absolut in Ordnung, zumal eine Preiserhöhung nur dann positiv wirkt, wenn auch ausreichend Möglichkeiten bestehen, diese mit alternativen Angeboten zu vermeiden".


Verwendete Quellen:

noz.de: "ADAC hält teureren Sprit für sinnvoll: Verkehrspräsident nennt CO₂-Preis 'richtiges Instrument'"

Nachrichtenagentur Reuters

Nachrichtenagentur dpa

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