Einfrieren der Front?

Militärexperte Thiel: "Wir sehen, dass Putin Trump relativ gut im Griff hat"

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von Christopher Schmitt

Trump will sich bald mit Putin in Budapest treffen. (Symbolbild)

Bild: :newstime


Mit einem Einfrieren des Frontverlaufs will Donald Trump die Waffen in der Ukraine zum Schweigen bringen. Im Interview mit :newstime ordnet ein Militärexperte den Vorschlag ein.

US-Präsident Donald Trump hatte vorgeschlagen, den Frontverlauf in der Ukraine einzufrieren, um den Konflikt zu befrieden. Doch in Moskau will man von einem Stop des Angriffskriegs offenbar nichts wissen. "Wenn man einfach so aufhört, bedeutet das, die Ursachen dieses Konflikts zu vergessen", sagte Außenminister Sergej Lawrow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Im :newstime-Interview mit Redakteurin Elena Brächer hat Militärexperte Ralph Thiele Trumps Idee eingeordnet. Der US-Präsident robbe sich an seinen nächsten Gesprächstermin mit Kreml-Chef Wladimir Putin heran, so Thiel. Ein Treffen in Budapest ist geplant. "Nachdem es ihm offensichtlich nicht gelungen ist, Selenskyj den Kopf zu waschen, ist das wohl die Ausgangslage, mit der er jetzt in das Rennen geht", erklärt Thiele.

Thiele: Selenskyj ist "geduldeter Präsident"

Dabei wirft der Militärexperte auch einen kritischen Blick in die Ukraine. Das angegriffene Land verliere im Grunde den Status Quo, den es zu Beginn des Konflikts noch innegehabt habe. "Im Grunde scheint mir jeder Tag auch ein Verlusttag zu sein für die Ukraine: Menschen, Soldaten, Infrastruktur, Gebiet - das verliert sie alles jeden Tag", führt Thiele aus. Moskau würde hingegen kleine Fortschritte erzielen, mit denen sich Putin zufriedengebe.

Wolodymyr Selenskyj sei ein "geduldeter Präsident", da es aktuell keine Wahlen gebe. "Da muss er auch im Auge behalten, dass er diese vielen Fraktionen von Menschen in seinem Land auch bei der Stange hält, die Schluss machen wollen und die unerbittlich weiterkämpfen sollen."

In Kiew reagierte man wohlwollend auf Trumps Vorschlag. "Selenskyj hat politisch gelernt", erläutert Thiel. "Er weiß, dass er im Grunde Prügel bezieht, wenn er Trump Widerstand leistet." Also gebe er diplomatische Antworten. Der ukrainische Präsident betrachte es als sehr unrealistisch, dass Putin sich auf ein Einfrieren der Front einlasse.

Wie würde die Grenzziehung funktionieren?

Doch wie könnte eine Grenzziehung im Donbass aussehen? Thiel verweist auf "willkürlich gezogene Grenzen" in Afrika und im Nahen Osten, die, obwohl umkämpft, irgendwann Bestand gefunden hätten. Falls man sich in dieser Frage wirklich annähern sollte, würden die Ukraine und Russland wohl aber beispielsweise Gelände- und Flussverläufen Rechnung tragen, so der Militärexperte gegenüber :newstime.

Und der Einfluss des US-Präsidenten? Das einzig beständige an Trump sei, dass dieser beständig seine Meinung ändere, sagt Thiele. "Wir sehen, dass Putin Trump relativ gut im Griff hat". So gehe der US-Präsident auf Putins Argumente mehr ein, als auf die Selenskyjs - während Europa sich fragen muss, ob es die richtige Strategie verfolgt.

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