Region Darfur
Massaker im Sudan: Hunderte Menschen laut WHO in Klinik getötet
Veröffentlicht:
von Christopher SchmittIm Saudi Maternity Hospital in al-Faschir ist es zu einem Massaker gekommen.
Bild: AP
In einem Krankenhaus in der Region Darfur ist es nach WHO-Angaben zu einem Massaker gekommen. Über 460 Personen seien getötet worden. Am Wochenende hatte die RSF-Miliz die Stadt al-Faschir eingenommen.
Das Wichtigste in Kürze
In der sudanesischen Stadt al-Faschir sind laut WHO über 460 Menschen bei einem Massaker ums Leben gekommen.
Bei den Opfern handele es sich um Patient:innen sowie deren Begleiter:innen.
Erst am Wochenende hatte die RSF-Miliz al-Faschir erobert, Expert:innen hatten vor Gräueltaten gewarnt.
Mehrfach hatten Expert:innen vor Massakern im Sudan gewarnt, nun wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in al-Faschir, der Hauptstadt des Bundesstaats Nord-Darfur, über 460 Menschen in einem Krankenhaus getötet. Dabei soll es sich um Patient:innen sowie deren Begleitpersonen im Saudi Maternity Hospital handeln. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge teilte dies WHO-Genearldirektor Tedros Adhanom Ghebreysus in Genf mit.
Tedros bezeichnete die Attacke als entsetzlich sowie zutiefst schockierend. Zuvor sei es bereits zur Entführung von Gesundheitspersonal gekommen. Die Stadt al-Faschir wurde erst am Wochenende nach eineinhalb Jahren Belagerung von den paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) eingenommen.
Bereits im Vorfeld des jüngsten Angriffs hat die WHO insgesamt 185 Angriffe auf Einrichtungen des Gesundheitswesens erfasst, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Dabei wurden 1.204 Tote sowie 416 Verletzte registriert, davon alleine 49 Angriffe mit 966 Getöteten im Jahr 2025.
Ärztenetzwerk: 1.500 Tote in drei Tagen
Die RSF hatte vor dem jüngsten Angriff nach Angaben des Sudanesischen Ärztenetzwerks innerhalb von drei Tagen mindestens 1.500 unbewaffnete Zivilist:innen in der Stadt al-Faschir getötet. Diese Zivilist:innen seien getötet worden, als sie versuchten, aus al-Faschir zu fliehen, teilte das Ärztenetzwerk mit. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.
Die Gruppe wirft der Miliz einen Genozid gegen die nicht-arabische Bevölkerung vor. Genozid ist die gezielte und systematische Verfolgung von Bevölkerungsgruppen, die sich durch Sprache, Religion und Tradition von anderen unterscheiden - mit dem Ziel, diese Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören.
Nach der Einnahme der sudanesischen Großstadt befürchten auch Expert:innen eine massive Verschlechterung der Lage für die dort noch lebenden, geschätzt rund 300.000 Zivilist:innen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) berichten Flüchtende von willkürlicher Gewalt, Morden und Hinrichtungen.
Justin Lynch, Sudan-Forscher und Geschäftsführer der Conflict Insights Group, sagte dem US-Sender CNN, die Einnahme von al-Faschir durch die RSF könnte der von Expert:innen befürchtete Beginn eines Massakers an Zivilist:innen sein. Die RSF hatte erklärt, Zivilist:innen schützen und denjenigen, die die Stadt verlassen wollen, sichere Korridore zur Verfügung zu stellen.
Die Hintergründe des blutigen Machtkampfs
In dem ostafrikanischen Land am Horn Afrikas herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert.
In der westlichen Region Darfur ist der Konflikt maßgeblich von ethnischen Faktoren geprägt, die eng mit Fragen von Landrechten, Ressourcenverteilung und politischer Marginalisierung verwoben sind. Dabei geht es vor allem um Konkurrenz um Land und Wasser zwischen traditionell nomadischen, arabischen Volksgruppen und sesshaften, nicht-arabischen Gruppen. Die RSF ist eine Nachfolgeorganisation arabischer Milizen und geht Berichten von UN-Vertreter:innen zufolge gezielt gegen den nicht-arabischen Teil der Bevölkerung vor.
Expert:innen kritisieren, dass westliche Regierungen bislang nur Appelle an die Miliz richteten und keine Sanktionen gegen sie unterstützende Staaten verhängten. "Es ist ein weiterer Freibrief an die RSF, an ihre Unterstützer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dass sie solche Massenhinrichtungen und ethnische Säuberungen durchführen können, ohne mit internationalen Maßnahmen rechnen zu müssen", sagte Annette Hoffmann von der Denkfabrik Clingendael Institut im ZDF.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) weisen eine Einmischung in den Konflikt zurück. Das "Wall Street Journal" berichtete allerdings unter Berufung auf US-Geheimdienste, die VAE hätten in diesem Jahr zunehmend Waffen an die RSF geliefert, darunter moderne chinesische Drohnen, aber auch Maschinengewehre, Fahrzeuge, Artillerie, Mörser und Munition. Dies sei das jüngste Beispiel dafür, wie die Emirate ihre Macht ausspielten, um ihre Interessen durchzusetzen.
Verwendete Quellen:
Süddeutsche Zeitung: "WHO: Mehr als 460 Tote bei Angriffen auf Krankenhaus im Sudan"
Bild: "Hunderte Menschen in Krankenhaus getötet!"
Nachrichtenagentur dpa
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