Spaltung des Landes befürchtet
Paramiliz vertreibt Sudans Armee aus letzter Großstadt in Region Darfur
Veröffentlicht:
von Michael ReimersIm Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. (Archivbild)
Bild: Eva-Maria Krafczyk/dpa
Im Sudan hat die Paramiliz RSF die letzte von der Armee kontrollierte Großstadt in der westlichen Region Darfur eingenommen. Die Armee teilte mit, sie habe sich aus der Stadt El Fascher mit rund 300.000 Zivilist:innen zurückgezogen.
Das Wichtigste in Kürze
Im Sudan droht eine dauerhafte Spaltung des Landes.
Grund dafür ist die Vertreibung der Armee aus der letzten Großstadt in der Region Darfour.
Die Paramiliz kontrolliert jetzt fast den gesamten Westen des ostafrikanischen Staates.
Im Sudan hat sich die Armee nach 18-monatiger Belagerung aus der letzten größeren Stadt der Region Darfur zurückgezogen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, kontrolliert die paramilitärische RSF-Miliz mit der Eroberung von El-Faschir fast den gesamten Westen des ostafrikanischen Staates. "Unsere dortigen Truppen sind zu der Einschätzung gelangt, dass ein Rückzug aus der Stadt notwendig ist", räumte der Armeechef Abdel Fattah al-Burhan am Montag ein. Der Sieg der RSF schürt Befürchtungen vor einer Teilung des Landes zwischen den beiden rivalisierenden Fraktionen. Zudem wird mit Racheakten gegen die schätzungsweise 250.000 in der Stadt verbliebenen Menschen gerechnet.
Die Rapid Support Forces (RSF) erklärten, sie würden die Zivilbevölkerung in Al-Faschir schützen. Menschenrechtler warnen jedoch seit Langem vor Racheakten an Zivilist:innen vom Stamm der Zaghawa. Sie veröffentlichten Videos, auf denen offenbar RSF-Kämpfer unbewaffnete Männer erschießen und um Leichen herum jubeln. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Videos nicht verifizieren. Nach Berichten von Augenzeugen hindern RSF-Kämpfer Zivilisten an der Flucht und halten sie in nahe gelegenen Ortschaften fest. Rund 26.000 Menschen seien durch die Kämpfe vertrieben worden, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit. Zudem sollen Tausende Soldaten der Armee und verbündeter Rebellengruppen in westlichen Stadtteilen von Al-Faschir von RSF-Kämpfern umzingelt worden sein.
Keine baldige Entspannung in Sicht
Expert:innen zufolge könnte die Kontrolle der RSF über die Region Darfur einen Wendepunkt in dem Bürgerkrieg darstellen. Der US-Berater Massad Boulos verglich im Sender Al Dschasira die Lage im Sudan mit der in Libyen, wo konkurrierende Regierungen seit Jahren verschiedene Landesteile beherrschen.
Darfur gilt als Hochburg der RSF. Die Paramilitärs haben dort eine Parallelregierung eingerichtet, und auch ihre Führungsriege um General Mohamed Hamdan Dagalo soll sich dort aufhalten. Die sudanesische Armee wirft den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, die RSF militärisch zu unterstützen, was diese bestreiten. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte, die ausländische Einmischung und Waffenlieferungen untergrüben die Chancen auf eine politische Lösung des Konflikts.
Die Armee und die RSF-Miliz hatten 2021 bei einem Putsch zusammengearbeitet, der den Übergang zur Demokratie nach dem Sturz des langjährigen Autokraten Omar al-Baschir im Jahr 2019 zum Entgleisen brachte. Ein Machtkampf zwischen beiden Seiten mündete im April 2023 in einen Bürgerkrieg, der seither erbittert geführt wird.
Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur Reuters
Nachrichtenagentur dpa
Mehr entdecken

Ex-Oligarch beschuldigt
Russischer Geheimdienst: Putin befürchtet Putsch von Regimekritiker

Strafmündigkeit
Kampf gegen Kriminalität: Schweden schickt 13-Jährige ins Gefängnis

Machtpoker
Regierungskrise in Spanien: Katalanen beenden Pakt mit Pedro Sanchez

US-Wahl 2028
Trump will als Präsident, aber nicht als Vize antreten

Geopolitik
Russland und Venezuela schließen strategische Partnerschaft

Edelmetall
Absturz beim Goldpreis: Feinunze sackt deutlich unter 4.000 US-Dollar