Als "Invasoren" verunglimpft

Grenzkontrollen: Polens Rechte hetzen gegen deutsche Polizei

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Wie hier an der polnischen Grenze kontrolliert Deutschland mittlerweile auch alle anderen Landgrenzen.

Bild: Patrick Pleul/dpa


Mit Videos aus dem Grenzwald befeuert Polens Rechte eine gefährliche Erzählung: Deutsche Polizisten als Invasoren. Was martialisch klingt, ist meist schlicht falsch – doch die Bilder wirken trotzdem.

Das Wichtigste in Kürze

  • Rechte Accounts verbreiten gezielt Falschinformationen über angebliche Grenzverletzungen.

  • Eine rechtsextreme Bürgerwehr patrouilliert inzwischen entlang der deutsch-polnischen Grenze.

  • Polnische Medien distanzieren sich größtenteils von der anti-deutschen Kampagne.

Die deutsch-polnische Grenze wird zunehmend Schauplatz politischer Inszenierungen. Vor allem von Polens Rechten kursieren in sozialen Netzwerken Videos, in denen deutsche Polizisten als "Invasoren" dargestellt werden. Laut eines Berichts des "Tagesspiegel" basiert das Bild auf Desinformation, gezielt gestreut durch rechte Accounts wie "Visegrád 24" oder "Based Poland".

Aus einem Wendemanöver wird eine Provokation

Auslöser war ein kurzes Video: Ein Polizeiauto der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern wendet auf einem Waldweg – angeblich mitten in Polen. Behauptet wird, deutsche Beamte hätten versucht, Migrant:innen illegal zurückzubringen. Als sie dabei von polnischen Staatsbürgern entdeckt worden seien, habe einer der Beamten den Mittelfinger gezeigt. Doch laut Polizeipräsidium Neubrandenburg ist der Clip irreführend. Das einzig Korrekte sei, dass die Aktion im Grenzgebiet stattgefunden habe. Darüber hinaus sei alles falsch. "Aus den Aussagen der Beamtinnen und Beamten ergibt sich für uns kein Anhaltspunkt für das Zeigen einer beleidigenden Geste."


Desinformation mit System – "Grenzschutzbewegung" marschiert

Die Bilder sind also laut deutscher Polizei harmlos, die Kommentare unter dem Video sind es nicht: In Foren und auf Plattformen wie X wird von einem angeblichen deutschen Grenzverstoß gesprochen. Unterstützt werden diese Narrative von der rechtsextremen Bürgerwehr "Ruch Obrony Granic" (ROG), deren Mitglieder an Übergängen wie Görlitz patrouillieren – ausgerüstet mit Drohnen, Pickups und Ferngläsern.

Vergleiche mit dem Zweiten Weltkrieg

Besonders drastisch: Nutzer:innen behaupten, "die Deutschen marschieren erneut in Polen ein". Hooligans aus der Fußballszene greifen die Stimmung auf – in Posen wurde ein Banner mit der Aufschrift "Deutschland, Finger weg von den polnischen Grenzen" gezeigt. Die Kampagne ist martialisch inszeniert, viele Posts sprechen von "polnischen Kriegern", die deutsche Behörden zurückdrängen.

Fakten: Deutsche und polnische Behörden kooperieren

Doch viele der gezeigten Szenen lassen sich als bewusste Fälschungen entlarven, so der "Tagesspiegel". So zeigt ein weiteres virales Video nicht etwa eine deutsche Feuerwehrinvasion, sondern ein Einsatzfahrzeug aus Osnabrück auf offizieller Partnerschaftsreise nach Olsztyn. Die Bundespolizei in Potsdam betont: "Diese Anwürfe entbehren jeder Grundlage." Man arbeite mit dem polnischen Grenzschutz eng und koordiniert zusammen.

Politisch motivierte Hetze statt Mehrheitsmeinung

Die Desinformation bleibt weitgehend auf soziale Medien beschränkt. Laut "Tagesspiegel" greift kaum ein etabliertes polnisches Medium das Narrativ auf. Im Gegenteil: Die Zeitung "Rzeczpospolita" kritisierte Anfang Juli sogar die Bürgerwehr und sprach von einer "Verhöhnung des Staates".

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