Förderung von Satanismus
"Ein perverses Spiel mit dem Tod": Russland will Halloween verbieten
Veröffentlicht:
von Claudia ScheeleRussland will Halloween verbieten, da es Satanismus fördern soll.
Bild: Andreas Arnold/dpa/dpa-tmn
In Russland wird Halloween seit Jahren von konservativen Politikern und Aktivist:innen als Angriff auf die "traditionellen Werte" des Landes verurteilt. In diesem Jahr scheint der Widerstand besonders laut – doch ob es zu einem landesweiten Verbot kommt, bleibt fraglich.
Das Wichtigste in Kürze
- Russische Politiker:innen und Aktivist:innen fordern erneut ein Verbot von Halloween wegen angeblicher Förderung von Satanismus und Verletzung "traditioneller Werte". 
- Kritiker:innen sehen das Fest als westlichen Import, der nicht zur orthodoxen Kultur Russlands passt und Kinder gefährden könnte. 
- Trotz jahrzehntelanger Bemühungen gibt es bis heute kein landesweites Verbot von Halloween in Russland – der Widerstand zeigt jedoch die anhaltende Polarisierung im Kulturkampf. 
Halloween ist in Russland ein wiederkehrender Streitpunkt zwischen Befürworter:innen des westlichen Brauchs und den sogenannten Hüter:innen der "traditionellen Werte". Auch in diesem Jahr haben Politiker:innen und Aktivist:innen die Diskussion neu entfacht. Argumentiert wird vor allem damit, dass die Feierlichkeiten für Kinder schädlich seien und im Widerspruch zu den orthodoxen und kulturellen Werten Russlands stünden.
So forderte die Public Chamber der russischen Republik Burjatien im fernen Osten des Landes lokale Lehrer:innen auf, Halloween-Feiern abzusagen. Die Begründung: Der Brauch sei "unvereinbar mit nationalen Traditionen und spirituellen Werten" und könnte bei Kindern Aggressionen fördern. Ähnliche Appelle kamen aus anderen Regionen. Alexey Malyonkin, ein Aktivist aus Jekaterinburg und Veteran des Ukraine-Kriegs, bezeichnete Halloween als "unerwünschte Nachahmung westlicher Traditionen". In der von Russland besetzten Stadt Donezk rief Bürgermeister Alexey Kulemzin dazu auf, stattdessen "Familienfeste" zu feiern und "Volkshelden" zu ehren.
Halloween: "Ein perverses Spiel mit Tod und Gewalt"
Die Kritik an Halloween wird oft mit drastischen Worten formuliert. Semyon Sendersky, Stadtrat in Krasnojarsk, wetterte gegen die Feierlichkeiten und nannte sie "eine Perversion, die Tod und Gewalt als Unterhaltung tarnt". Der Anlass seiner Empörung war die Dekoration eines Kinderzentrums in der Republik Chakassien, wo unter anderem eine Puppe in einem schwarzen Müllsack ausgestellt wurde – was nach Beschwerden von Eltern entfernt wurde. Für Sendersky war dies jedoch nur ein Symptom für eine größere Problematik: Halloween fördere "Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz anderer".
Irina Volynets, Vorsitzende des National Parents’ Committee, ging noch weiter: Sie bezeichnete Halloween als "dubioses Fest", das Satanismus fördere und die Psyche von Kindern belaste. Die Sorge vor satanischen Einflüssen ist nicht neu: Bereits 2013 hatten Offizielle in Omsk Halloween unter dem Vorwand verboten, extremistische Tendenzen bekämpfen zu wollen.
Satanismus als offizieller Gegner
Seit Russland 2022 den Satanismus offiziell verboten hat, erhalten solche Argumente zusätzliche politische Brisanz. In Bryansk forderte der Politiker Mikhail Ivanov, Vorsitzender der Bewegung "Orthodoxes Russland", Halloween als satanische Propaganda einzustufen. Er argumentierte, das Fest "fördert das Okkulte und lehnt die moralischen Grundlagen ab, auf denen unser Land seit Jahrhunderten steht."
Im russischen Parlament hat die Anti-Halloween-Bewegung bislang wenig Unterstützung gefunden. Vitaly Milonov, bekannt für seine polarisierenden Aussagen, äußerte sich jedoch unterstützend: Er bezeichnete Halloween als eine Form von "Sektierertum" und schlug vor, dass Feiernde sich als "erbliche Druiden" registrieren sollten.
Heimische Alternativen ohne Erfolg
Um Halloween durch traditionellere Feste zu ersetzen, schlugen Kritiker:innen immer wieder Alternativen vor. So propagierte Mikhail Vetrov von der Association of Children’s Goods Manufacturers ein Erntedankfest, während der LDPR-Politiker Boris Chernyshov eine "Nacht der geheimnisvollen Geschichten" ins Gespräch brachte. Doch diese Vorschläge konnten sich nie wirklich durchsetzen und blieben Randerscheinungen.
Der erneute Versuch, Halloween zu verbieten, ist Teil eines größeren Kulturkampfes in Russland. Die Regierung versucht seit Jahren, sogenannte "traditionelle Werte" zu verteidigen und westliche Einflüsse zurückzudrängen. Halloween wird dabei symbolisch für eine vermeintlich schädliche Übernahme westlicher Kultur dargestellt – ein Narrativ, das sich gut in die politische Agenda einfügt, die russische Identität gegen äußere Einflüsse abzuschotten.
Verwendete Quellen:
Meduza: "'A perverse game with death' Russia’s moral guardians are once again trying to ban Halloween. Could this year be different?"
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