Trotz Sanktionen
Brisante Recherchen: Russland nutzt westliche Technik zum Schutz seiner Atomwaffen
Veröffentlicht:
von Joachim VonderthannRussland nutzt offenbar westliche Technologie, um seine Atomwaffen in der Arktis zu schützen.
Bild: Sputnik/Gavriil Grigorov/Pool via REUTERS
Russland hat trotz Sanktionen jahrelang westliche Technologie für den Aufbau eines Unterwasserspähsystems in der Arktis beschafft. Das System soll die strategisch wichtigen Atomwaffen schützen und U-Boote ausspähen.
Das Wichtigste in Kürze
Russland baute in der Arktis ein Spähsystem zum Schutz seiner Atomwaffen mit westlicher Technologie auf.
Das deckte ein internationales Rechercheprojekt auf.
Deutsche Unternehmen lieferten unter anderem Seekabel und Sonargeräte an das Netzwerk um die zypriotische Firma Mostrello.
Ein internationales Rechercheprojekt hat aufgedeckt, dass Russland trotz Sanktionen über Jahre hinweg Technologien aus Europa, den USA und anderen westlichen Ländern beschafft hat. Die Recherchen des internationalen Rechercheprojekts "Russian Secrets", dem auch NDR, WDR und die "Süddeutschen Zeitung" angehören, legen offen, wie ein russisches Firmennetzwerk gezielt hoch spezialisierte Ausrüstung importierte.
Diese Technik wurde offenbar genutzt, um in der Arktis ein Unterwasserspähsystem namens "Harmonie" aufzubauen, wie die "Zeit" berichtet. Es dient zur Überwachung westlicher U-Boote und soll das strategisch wichtige russische Atomwaffenarsenal schützen.
Moskau schützt mit West-Technologie sein Atomwaffen-Arsenal
Im Zentrum des Netzwerks steht laut der Recherche die Firma Mostrello Commercial Limited mit Sitz in Zypern. Das Unternehmen gehört einem russischen Geschäftsmann, der in der Unterwassertechnik tätig ist. Zusammen mit weiteren ihm zuzuordnenden Firmen soll Mostrello seit 2013 spezielle Unterwassertechnik und Forschungsschiffe im Wert von über 50 Millionen US-Dollar beschafft haben. Die Waren wurden aus zehn europäischen Ländern sowie den USA, Kanada und Japan nach Russland importiert.
Besonders brisant: Die Beschaffungen erfolgten teilweise auch nach Einführung der EU-Sanktionen im Jahr 2014 und sogar nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022. David O’Sullivan, EU-Sanktionsbeauftragter, erklärte gegenüber dem ARD-Magazin Panorama: "Russland hat äußerst raffinierte und clevere Wege gefunden, unsere Sanktionen zu umgehen."
Unterwassersystem soll U-Boote aufspüren
Den Recherchen zufolge wurde die beschaffte Technik für ein Unterwasser-Sensoriksystem in der Barentssee verwendet. Dieses soll bogenförmig vor den strategisch wichtigen Gebieten Murmansk, Nowaja Semlja und Alexandraland installiert worden sein. Ziel ist es, westliche U-Boote aufzuspüren und die dort stationierten russischen Atomwaffen zu schützen.
Die Untersuchung zeigt, dass das Netzwerk um Mostrello unter anderem beim norwegischen Rüstungskonzern Kongsberg Geräte erwarb. 2014 wurde beispielsweise bei einer britischen Firma ein Unterwasserroboter bestellt, der in bis zu 3.000 Meter Tiefe arbeiten kann. Auch deutsche Unternehmen waren beteiligt: Zwischen 2013 und 2019 verkauften die Norddeutschen Seekabelwerke (NSW) Telekommunikationskabel im Wert von 15 Millionen US-Dollar an Mostrello. Zudem lieferte die Innomar GmbH aus Rostock im Jahr 2015 ein leistungsstarkes Sonargerät.
Neben Geräten und Kabeln wurden auch Spezialschiffe beschafft, etwa von einer Bremer Reederei. Zu den Schiffen gehörten die "Aquarius" und die "Aurelia", die für die Installation des Spähsystems eingesetzt worden sein könnten.
Russen "klug und entschlossen" beim Umgehen der Sanktionen
Obwohl die EU seit 2014 zunehmend strengere Exportbeschränkungen gegen Russland verhängt hat, gelang es dem Netzwerk um Mostrello offenbar immer wieder, diese zu umgehen. Die Mechanismen dahinter sind noch nicht vollständig bekannt, doch laut dem EU-Sanktionsbeauftragten O’Sullivan muss Europa entschlossener gegen diese Praktiken vorgehen: "Wir müssen genauso klug und entschlossen daran arbeiten, das zu verhindern, wie die Russen klug und entschlossen darin sind, es aufzusetzen."
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Verwendete Quellen:
Zeit: "Russland schützt seine Atomwaffen offenbar mit westlicher Technologie"
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