"Pyro-Exzesse" befürchtet

Silvester in Berlin: 4.300 Polizisten im Einsatz

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von dpa

Die Polizei warnt vor gefährlichem Zünden von erlaubtem und illegalem Feuerwerk.

Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa


Die Berliner Polizei bereitet sich mit einem Großeinsatz auf Silvester vor. Bereits vor dem Jahreswechsel wurden tausende illegale Böller beschlagnahmt. Die Polizeipräsidentin warnt vor gefährlichen Exzessen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Berliner Polizei setzt in der Silvesternacht 4.300 Einsatzkräfte ein und erweitert die Feuerwerks-Verbotszonen.

  • Bereits vor Silvester wurden 147.000 überwiegend illegale Böller beschlagnahmt.

  • Die Polizei setzt auf mobile Kontrollen, Gefährderansprachen und notfalls Unterbindungsgewahrsam.

Erneut stellt die Silvesternacht die gesamte Berliner Polizei vor enorme Herausforderungen. Das LKA ermittelt schon seit Monaten wegen der immer größeren Gefahr durch illegale Böller. Es gab rund 400 Präventionsveranstaltungen vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene. Und in der Nacht schickt die Polizeiführung diverse Hundertschaften auf die Straßen.

Insgesamt 4.300 Polizist:innen sind in der Hauptstadt Silvester im Einsatz, um für Sicherheit zu sorgen. Besonders die Böllerei solle dabei kontrolliert und wenn nötig unterbunden werden, hieß es von der Polizei zwei Tage vor Silvester nach der großen Einsatzbesprechung. In normalen Nächten sind rund 1.000 Polizist:innen im Dienst.

Appell an Vernunft

Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel warnte vor "Pyroexzessen" mit legalen Feuerwerkskörpern, aber "völliger Empathielosigkeit und ohne Rücksicht auf Verluste". Dazu käme noch das illegale Feuerwerk, das nur für Profis zugelassen und für andere Menschen hochgefährlich sei.

Seit heute läuft der offizielle Verkauf und der Andrang in den Geschäften zeige, dass einiges zu erwarten sei. Slowik Meisel appellierte: "Es braucht Vernunft und Eigenverantwortung in erheblichem Maße, damit wir alle gut durch die Nacht kommen."

Kampf gegen illegale Käufer und Gefährder

Bis zum Wochenende beschlagnahmte die Polizei rund 147.000 Stück Feuerwerkskörper. Der größte Teil davon gehörte zur Klasse F 4, die Profis vorbehalten sei und meist aus dem Ausland eingeschmuggelt werde. In diesem Jahr war auch das Landeskriminalamt (LKA) früher und intensiver als in vergangenen Jahren gegen illegale Käufer:innen von Feuerwerk vorgegangen.

Am Montag waren 200 und am Dienstag sind 350 zusätzliche Polizist:innen in Berlin unterwegs, um schon vor Silvester gegen zu heftiges Böllern vorzugehen. Die Polizei nahm sich bereits 87 bekannte Täter:innen mit sogenannten Gefährder:innenansprachen vor und warnte sie vor Randale in der Silvesternacht. Auffällige Menschen sollten vorsorglich inhaftiert werden im Rahmen des sogenannten Unterbindungsgewahrsams, den Richter:innen genehmigen müssen.

Einrichtung von Tabu-Zonen

Die früheren Verbotszonen für Böller werden in Berlin deutlich vergrößert. Die Polizei spricht jetzt von "Pyrotechnik-Verbotsbereichen" im gesamten Bereich des Alexanderplatzes, in der Sonnenallee und Nebenstraßen von Neukölln, an der Admiralbrücke in Kreuzberg und im erweiterten Steinmetzkiez in Schöneberg.

Besonders am Alexanderplatz, wo sich in den vergangenen Jahren Hunderte junge Menschen zusammenfanden und sich massiv gegenseitig mit Böllern und Raketen beschossen, gilt das Verbot nun für den gesamten Bereich zwischen Alexanderplatz, Fernsehturm bis hin zum Neptunbrunnen.

Nur teilweise Absperrungen

Die Polizei will nicht mehr starr an Absperrgittern stehen, sondern mit Kontrollen die großen Bereiche im Blick haben und vor allem auffällige und problematische Gruppen von jungen Männern kontrollieren und Feuerwerkskörper beschlagnahmen. Absperrungen gibt es nur noch zum Teil, aber Kreuzungen werden weiterhin ausgeleuchtet.

Deutlich präsent will die Polizei aber auch an vielen anderen Stellen sein, an denen es in den vergangenen Jahren heftige Böllerei und Angriffe auf Polizist:innen und Feuerwehrleute gab: am Bahnhof Gesundbrunnen, in Gropiusstadt, in der High-Deck-Siedlung in Neukölln.

Pufferzone zwischen Party-Locations

In der Umgebung des Brandenburger Tores gibt es zwei Veranstaltungen: von 22.00 bis 01.00 Uhr die vom Senat konzipierten Silvesterparty direkt am Tor mit einigen DJs und Feuerwerk und nahe dem Großen Stern auf der Straße des 17. Juni eine Demonstration, die ebenfalls eine Party sein soll. Dazu werden etwa 16.000 Besucher:innen erwartet. Es gibt Lastwagen mit DJs und Musik.

Dazwischen gibt es eine abgesperrte Pufferzone, damit die beiden Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen nicht zusammenfließen. Privates Feuerwerk ist nicht erlaubt.

Explosion beschädigt Wohnhaus

In Schöneberg wurden am Sonntagabend gegen 19.00 mehrere Fensterscheiben in der Sponholzstraße durch eine Explosion vermutlich von einem illegalen Feuerwerkskörper zerstört. Die Wirkung deute auf so etwas hin, sagte ein Polizeisprecher. Die Täter:innen flüchteten unerkannt. Ob es sich um eine Kugelbombe handelte, war unklar. In der Silvesternacht vor einem Jahr zerstörte ebenfalls in Schöneberg eine explodierende Kugelbombe zahlreiche Scheiben und die Fassade eines Mietshauses.

Erst kürzlich fand die Polizei bei einem Jugendlichen in der Wohnung seiner Eltern Feuerwerk mit 6,5 Kilogramm Explosivmasse, also Sprengstoff. Zum Vergleich: Eine Silvesterrakete hat 2 bis 4 Gramm Explosivmasse.

2,4 Mio Menschen fordern Verbot

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte vor den Gefahren: "Wir wollen nicht warten, bis einer unserer Kolleg:innen durch diesen sinnfreien und wilden Böller-Wahnsinn in der Nacht sein Leben lässt." Es sei für die Polizei in der Silvesternacht unglaublich schwer, Straftäter:innen aus der Masse herauszufiltern. "Weil auf unseren Straßen alles durch die Gegend fliegt und Pyrotechnik gezielt als Waffe eingesetzt wird, um Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr an der Arbeit zu hindern und sie zu verletzen." Mehr als 2,4 Millionen Menschen würden die Petition auf ein Verbot von Feuerwerk unterstützen.

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