In Speyer

Rheinland-Pfalz plant 2026 große Sisi-Ausstellung

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von dpa

Kaiserin Sisi steht 2026 im Zentrum einer großen Schau in Speyer.

Bild: Christiane Oelrich/dpa


"Kaiserin Elisabeth – unverstanden & unsterblich": Dem anhaltenden Mythos um die österreichische Kaiserin Sisi will das Historische Museum der Pfalz in Speyer im neuen Jahr mit einer großen Sisi-Ausstellung auf den Grund gehen.

Sisi fasziniert auch nach Jahrzehnten. Der Zauber der Elisabeth von Österreich interessiert generationenübergreifend - bis ins Streaming-Zeitalter. Im kommenden Jahr will das Historische Museum der Pfalz in Speyer zeigen, was hinter all dem steckt: Mythos, Missverständnis – und eine Kaiserin, die sich einer eindeutigen Deutung bis heute entzieht.

Ab dem 20. Dezember 2026 öffnet die Ausstellung "Kaiserin Elisabeth – unverstanden & unsterblich", die bis zum 20. Juni 2027 läuft. Museumsdirektor Alexander Schubert spricht von einer Figur, die "jede Generation erneut in den Bann zieht". Warum eigentlich?

Internationale Leihgaben zu Sisi angekündigt

Kuratorin Sabine Kaufmann sieht darin eine Art Spiegel unserer Sehnsüchte. "Jede Zeit erschafft sich ihre eigene Sisi", sagt sie – einmal Märchenprinzessin, dann Tragödin, Freiheitsikone, Influencerin avant la lettre. Auch die schriftlichen und bildlichen Quellen zeichnen ein oft widersprüchliches Bild, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht.

Für die Schau über Sisi (oder auch Sissi) hat das Museum sein internationales Netzwerk ausgeschöpft. Wichtige Museen und Archive in Deutschland, Österreich und der Schweiz steuern Leihgaben bei, dazu zahlreiche Privatsammler:innen. Welche Schätze genau zu sehen sein werden, bleibt vorerst unter Verschluss – viele Verhandlungen laufen noch.

Schau will mehr als das kitschige Sisi-Bild zeigen

Inhaltlich will die Ausstellung weit mehr als das kitschige Sisi-Bild bedienen. "Die Faszination dieser Figur liegt ja gerade in ihrer Vielgestaltigkeit und den enormen Widersprüchen, die sie in sich trug", sagt Kaufmann. Das glamouröse Hofleben ist nur die Folie für die eigentliche Geschichte: für das Unglücklichsein einer Frau, die am Wiener Hof nie ankam, für körperliche Selbstdisziplin an der Grenze zur Selbstzerstörung, für extreme sportliche Ambitionen, ruhelose Reisen, poetische Selbstsuche – und für eine Unabhängigkeit, die sie sich mühsam erkämpfte, aber nie glücklich machte.

Museumsleiter Schubert verortet dieses Leben in einer Epoche im Zerfall. Der Niedergang des Habsburgerreichs, der Krimkrieg, militärische Niederlagen, Nationalismus – all das bildet den historischen Hintergrund. Kaufmann betont: "Die äußeren Umstände prägen auch die Ehe des Kaiserpaars." Die Ehe zwischen Elisabeth und Franz Joseph geriet zunehmend aus dem Gleichgewicht. Während sein Selbstbewusstsein nach politischen Fehlschlägen bröckelte, entfernte sich Sisi räumlich und politisch vom Hof.


Die "Übergangsfrau" Sisi zeigen

Ihr einziges langfristiges politisches Engagement blieb der Ausgleich mit Ungarn. Gleichzeitig verachtete sie die Monarchie – und profitierte doch von ihren Privilegien. Kuratorin Kaufmann sieht darin die Widersprüchlichkeit einer "Übergangsfrau".

Die Ausstellung will all das zeigen: Jugendjahre, frühe Hofzeit, die Zäsuren im Leben der Kaiserin, den Tod ihres Sohnes Rudolf, ihre späten Jahre voller Schwermut und Fluchtbewegungen. Multimediale Elemente sollen die Zeitgeschichte erlebbar machen, humorvolle Interventionen die Ernsthaftigkeit brechen. Auch die Rezeptionsgeschichte wird thematisiert, vor allem im Rahmenprogramm.

Sisis heutige Relevanz erklärt die Kuratorin auch mit gesellschaftlichen Debatten über Selbstbestimmung, mentale Gesundheit und die Tyrannei körperlicher Ideale. Elisabeths strenges Regime aus Diäten, Haarpflege und Sport wirkt wie eine historische Vorwegnahme moderner Selbstoptimierung. Der Preis war hoch: Einsamkeit, Unruhe, Todessehnsucht.

Sisi soll auch als Influencerin präsentiert werden

Schon zu Lebzeiten versuchte Elisabeth (1837-1898), die Kontrolle über ihr Bild zu behalten. Späte Fotos lehnte sie ab, ihr Gesicht verbarg sie hinter Schleiern. Ihre Gedichte sollten "Zukunftsseelen" erreichen – sie erschienen tatsächlich erst 1984 als "Poetisches Tagebuch". Vielleicht ist es genau diese Mischung aus Nähe und Entzug, die Elisabeth bis heute zu einer Projektionsfläche macht.

"Die Deutungen sagen mehr über die jeweilige Zeit als über die historische Elisabeth", sagt Kaufmann. Damit trifft sie einen Punkt, der die geplante Ausstellung wohl besonders aktuell macht: Sie will zeigen, wie Öffentlichkeit Menschen formt – und verzerrt. Ein Thema, das vom Wiener Hof bis ins Zeitalter der Influencer:innen erstaunlich konstant geblieben ist.

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