Paranoide Schizophrenie
Messer-Anschlag in Hamburg: Staatsanwaltschaft vermutet Schuldunfähigkeit
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von dpaFast sechs Monate nach der Tat beginnt am Landgericht Hamburg ein Prozess gegen die mutmaßliche Messerstecherin.
Bild: Christian Charisius/dpa
Im Fall um eine Frau, die Hamburg wahllos auf Menschen eingestochen haben soll, beginnt der Prozess. Die Staatsanwaltschaft geht wegen einer psychischen Störung von Schuldunfähigkeit aus – es war nicht der erste Angriff der Frau.
Binnen weniger Sekunden stach eine Frau am 23. Mai 2025 im Hamburger Hauptbahnhof wahllos auf Menschen ein. Vor einer großen Strafkammer am Landgericht Hamburg beginnt nun heute (18. November, 12.00 Uhr) der Prozess gegen die mutmaßliche Messerstecherin. Die Staatsanwaltschaft wirft der 39-Jährigen versuchten Totschlag in 21 Fällen vor, davon in 15 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.
Während sechs Personen den Stichen ausweichen konnten, erlitten nach Angaben der Behörde 15 Menschen zum Teil erhebliche Schnitt- oder Stichverletzungen. Früheren Angaben nach wurden drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren und ein 24 Jahre alter Mann lebensgefährlich verletzt.
Unterbringung in psychiatrischer Klinik beantragt
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 39-Jährige bei der Tat schuldunfähig war. Sie leide an einer mit Realitätsverkennung einhergehenden paranoiden Schizophrenie, hieß es. Die Anklagebehörde hat die Unterbringung der Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragt. Das sogenannte Sicherungsverfahren soll nach Angaben einer Gerichtssprecherin komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden.
Die Polizei war den Senatsangaben zufolge vier Minuten nach der Tat auf dem Bahnsteig. Da hatten schon zwei Zeugen die Frau überwältigt. Sie waren wenige Sekunden nach Tatbeginn auf die 39-Jährige aufmerksam geworden. Einer brachte sie zu Fall und gemeinsam hielten sie die Angreiferin bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Messer in Waffenverbotszone geklaut
Um die Sicherheit am Hamburger Hauptbahnhof zu verbessern, gilt dort seit Oktober 2023 ein Waffenverbot. Seither stellte die Polizei nach Angaben der Innenbehörde rund 1.200 Waffen sicher, darunter rund 900 Messer. Die 39-Jährige brachte allerdings kein Messer mit in den Bahnhof. Wie Senatsvertreter:innen im Innenausschuss der Bürgerschaft berichteten, war sie wenige Minuten vor der Tat in eine Drogerie in der Wandelhalle des Bahnhofs gegangen und hatte dort ein Küchenmesser mit einer 8,5 Zentimeter langen Klinge gestohlen.
Angriffe auf Kind und eigenen Vater
Im Prozess soll es auch um zwei weitere Taten gehen. Im Januar 2025 soll die 39-Jährige in Großhansdorf (Kreis Stormarn) nordöstlich von Hamburg versucht haben, ihren damals 69 Jahre alten Vater mit einer Schere zu töten. Das scheiterte jedoch, weil die 71 Jahre alte Mutter dazwischen ging und ihr die Schere abgenommen habe. Gleichwohl sei der Vater im Schulter- und Oberarmbereich verletzt worden.
Am 26. Februar wurde sie den Senatsangaben zufolge gegenüber einem Kind auf einem Spielplatz im Hamburger Flughafen gewalttätig. Sie habe das sechsjährige Mädchen unvermittelt an der Schulter gepackt, geschüttelt und mit der flachen Hand auf den Oberarm geschlagen. Die Große Strafkammer hat sieben Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte am 27. Januar 2027 - ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit - verkündet werden.
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