"Division E"
Verschärfter Sparkurs bei ZF Friedrichshafen – Verkauf der Antriebssparte ist vom Tisch
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von dpaDer Verkauf der Antriebssparte ist kein Thema mehr. (Archivbild)
Bild: Felix Kästle/dpa
Autozulieferer ZF will sich sanieren, die Antriebssparte "Division E" soll allerdings nicht verkauft werden. Stattdessen spricht das Unternehmen von einem Umbau der Kernsparte aus eigener Kraft.
Der Verkauf der Antriebssparte "Division E" beim hoch verschuldeten Autozulieferer ZF Friedrichshafen im Zuge der Sanierung ist kein Thema mehr. Die teilte das Unternehmen nach einer Einigung auf ein Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung mit dem Gesamtbetriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall mit. Eine Ausgliederung der Division werde nicht mehr angestrebt.
Stattdessen solle in der Kernsparte des zweitgrößten deutschen Autozulieferers die Wettbewerbsfähigkeit der Bestandsprodukte mit einem Umbau aus eigener Kraft wiederhergestellt werden. Zugleich sollten aber Partnerschaften für bestimmte Bereiche der Elektromobilität geprüft werden.
7.600 Stellen sollen gestrichen werden
Management und Arbeitnehmer:innen einigten sich auf umfassende Sparmaßnahmen, die zu Kosteneinsparungen von über 500 Millionen Euro bis 2027 führen sollen. Bei der "Division E", die nicht nur elektrische, sondern auch hybride Antriebe und Verbrenner entwickelt und produziert, wird bis 2030 der Abbau von 7.600 Arbeitsplätzen erwartet.
Ein Sprecher betonte, dass dies kein zusätzlicher Jobabbau sei - zu den bis Ende 2028 kommunizierten bis zu 14.000 Stellen. Betriebsbedingte Kündigungen sollten in der Kernsparte nach wie vor vermieden werden. Es wird weiter unter anderem auf Altersteilzeit, Abfindungen und Vorruhestand gesetzt. Das Freiwilligenprogramm soll Mitte Oktober starten.
Neuer Vorstandchef: "Harte Einschnitte für Mitarbeitende"
Der neue ZF-Vorstandschef Mathias Miedreich, der den Posten an diesem Mittwoch (1. Oktober) übernahm und den umstrittenen Holger Klein ablöste, sagte, mit dem Bündnis beschreite man in der Industrie neue Wege und erreiche einen Meilenstein für ZF. "Uns ist bewusst, dass der Weg dorthin mit harten Einschnitten für unsere Mitarbeitenden einhergeht."
Werksschließungen bei der "Division E" in Deutschland seien nicht geplant. Große Produktionsstätten gibt es am Stammsitz am Bodensee, in Saarbrücken und im bayerischen Schweinfurt. In der Antriebssparte sind weltweit etwas weniger als 30.000 Menschen beschäftigt, gut zwei Drittel davon in Deutschland.
Lohnerhöhungen werden verschoben und Arbeitszeit gekürzt
ZF-Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich sagte, der Arbeitnehmervertretung sei wichtig gewesen, dass der Pkw-Antrieb – das Herzstück des Unternehmens – auch weiterhin eine Zukunft bei ZF habe und die Ausgliederung der "DivisionE" vom Tisch sei. "Der Deal ist für uns völlig in Ordnung."
So soll unter anderem die für April 2026 vorgesehene tarifliche Lohnerhöhung in Höhe von 3,1 Prozent auf Oktober verschoben werden, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Für die Beschäftigten der "Division E" in Deutschland sowie an den Standorten Schweinfurt und Friedrichshafen im Betrieb Z (Verwaltung, Forschung und Entwicklung) wird die wöchentliche Arbeitszeit bis Ende 2027 um in der Regel rund 7 Prozent reduziert. Dann wird nur noch 32,5 Stunden in der Woche gearbeitet, wie Personalvorständin Lea Corzilius mitteilte. Das führt zu Gehaltseinbußen.
Schulden in Milliardenhöhe
Das Stiftungsunternehmen machte im ersten Halbjahr einen Verlust von 195 Millionen Euro. Da die Märkte sehr instabil seien, sei auch im Gesamtjahr ein Verlust zu erwarten, hieß es. Dann würde ZF im zweiten Jahr in Folge ins Minus rutschen.
ZF war in den vergangenen Jahren auf Einkaufstour - und das hat eine Menge Geld gekostet. Insbesondere die Käufe des Automobilzulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco müssen verarbeitet werden. Die Nettoverbindlichkeiten beliefen sich Ende Juni auf rund 10,5 Milliarden Euro.
In Zeiten der Niedrigzinsphase war die Finanzierung noch relativ günstig. Aktuell muss das Unternehmen nach Angaben eines Sprechers im Schnitt 4,5 Prozent an Zinsen zahlen. Es geht um Hunderte Millionen Euro. Geld, das an anderer Stelle fehlt und nicht in Zukunftsprodukte investiert werden kann.
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