Milliardengeschäft mit der Gesundheit

Offensive gegen Apotheken: dm startet Medikamenten-Versand

Aktualisiert:

von Michael Reimers

In einer Düsseldorfer dm-Filiale führt eine Verkäuferin eine Augenuntersuchung bei einem Kunden durch.

Bild: Christoph Reichwein/dpa


Online und in der App können bei dm ab sofort Arzneimittel bestellt werden. Die Versand-Apotheke dm-med liefert sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Medikamente, wahlweise nach Hause oder an eine Filiale.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Versand-Apotheke dm-med ist am 16. Dezember 2025 eröffnet worden.

  • Sie ist über den Webauftritt oder die App der Drogeriekette erreichbar.

  • Wahlweise werden die bestellten Produkte nach Hause geliefert oder in eine dm-Filiale.

Die Drogeriekette dm mischt ab sofort im Arzneigeschäft mit. Seit Dienstag (16. Dezember) lassen sich Medikamente online bei dm kaufen. Über die Versand-Apotheke dm-med können Kund:innen im Internet sowie in der dm-App ab sofort rezeptfreie und apothekenpflichtige Produkte sowie apothekenexklusive Artikel bestellen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Das Sortiment beinhaltet demnach unter anderem die Kategorien Schmerztherapie, apothekenpflichtige Nahrungsergänzung, Grippemittel und Frauengesundheit. Es umfasst zum Start rund 2.500 apothekenpflichtige Arzneimittel, apothekenexklusive Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine sowie knapp 1.000 Produkte aus dem Bereich Dermokosmetik. Die Artikel aus der Versand-Apotheke könnten gemeinsam mit Produkten aus dem Drogeriesortiment des dm-Onlineshops bestellt werden. Die Lieferung erfolge üblicherweise zusammen in einer Sendung und zwar wahlweise direkt nach Hause oder an eine Abholstation im dm-Markt.

Versand-Apotheke von dm versendet aus Tschechien

Der Versand von dm-med wird der Mitteilung zufolge im tschechischen Bor abgewickelt, wo sich auch die Präsenzapotheke befindet. Die dortigen Mitarbeitenden seien deutschsprachige Apotherker:innen und pharmazeutisch-technische Assistent:innen, die sowohl die Qualität und Sicherheit der Bestellungen garantieren als auch Fragen zum angebotenen Sortiment beantworten.

Das große Zutrauen der Menschen in dm zeige sich auch in der Sempora OTC- und Apothekenmarktstudie von 2024: Fast 70 Prozent der Bürger:innen würden demnach bei dm auch apothekenpflichtige Produkte kaufen. Das Unternehmen sieht darin eine Sortiment-Erweiterung, wie der Geschäftsführer im Ressort Marketing und Beschaffung, Sebastian Bayer, jüngst erklärt hatte. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) weiter meldet, sollen Kund:innen auf der dm-Homepage häufig etwa nach Aspirin oder Voltaren gesucht haben, hätten diese Produkte also bei Drogeriekette vermutet.


Blut,- Haut- und Augenscreening künftig bei dm

Bereits seit Anfang August 2025 testet dm als Pilotprojekt in drei Märkten Gesundheitsdienstleistungen mit Schwerpunkt auf Prävention und eigenverantwortliche Vorsorge. Zusammen mit den Partnern Aware Health, Skleo Health und dermanostic können den Angaben zufolge Kund:innen dort kostengünstig Blutanalysen, Augenscreenings sowie Hautzustands- und Hauttypanalysen durchführen lassen.

Der Deutsche Apothekerverband warnt dpa zufolge hingegen, dass Menschen mit gesundheitlichen Problemen verunsichert werden könnten, wenn der Unterschied zwischen Apotheke und Drogeriemarkt verwässert wird. "Es muss klar sein, dass ein hochwirksames und damit potenziell auch gefährliches Arzneimittel nur fachgerecht von einer Apotheke abgegeben und nicht marketinggesteuert von einem Drogeriemarkt rausgehauen werden darf", erklärte der Vorsitzende Hans-Peter Hubmann. 2023 hatte dm-Chef Werner das Thema Gesundheit als "Megatrend" bezeichnet.

Ökonom: Klassische Apotheken geraten unter Preisdruck

Durch den Vorstoß von dm geht BWL-Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn von einem deutlichen Wandel auf dem Apothekenmarkt aus. "Die Preise in den klassischen Apotheken sind deutlich höher, das sieht der Kunde sofort." Mehr Wettbewerb könnte zu Innovationen auch bei den klassischen Apotheken führen, sagte er. "Da gab es in den letzten Jahren wenig Neues, was Produkte und Angebote angeht."

Bei rezeptfreien Medikamenten wächst der Versandhandel nach Angaben des Deutschen Apothekerverbands seit der Zulassung vor mehr als 20 Jahren stetig. Im ersten Halbjahr 2025 habe der Umsatz hier fast genau eine Milliarde Euro betragen. Damit habe der Versandhandel in Deutschland einen Anteil von 23,6 Prozent ausgemacht.


Weitere Drogeriekette springt auf Gesundheitstrend auf

Mit der Drogeriekette Müller will auch der Konkurrent aus Ulm das Trendthema für sich nutzen und in Pilotmärkten mit einer eigenen "Gesundheitswelt" Erfahrungen sammeln. Es gehe um Apothekenkosmetik, Naturheilkunde, Functional Food, Nahrungsergänzung und Longevity (Langlebigkeit), hieß es zum Start, so dpa. Das Marktvolumen freiverkäuflicher Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel liege in Deutschland bei rund 7,5 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Wie dpa weiter meldet, hat Rossmann zumindest erklärt, alle Entwicklungen in dem Bereich sehr aufmerksam zu beobachten.

Die Gesundheitsausgaben insgesamt lägen in Deutschland bei 500 Milliarden Euro, erklärte Branchenkenner Kaltenbach. Erwartet werde in den nächsten ein moderater bis deutlicher Anstieg. "Selfcare, Demografie und Digitalisierung treiben den Markt und schaffen substanzielle Chancen für Drogerien."


Verwendete Quellen:

Pressemitteilung von dm vom 16.12.2025

Nachrichtenagentur dpa

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