Fahrschulen verunsichert

Führerschein soll billiger werden - warum die Kosten jetzt trotzdem explodieren

Veröffentlicht:

von Benedikt Rammer

Fahrstunden sind deutlich teurer geworden. (Archivbild)

Bild: Swen Pförtner/dpa


Viele Jugendliche verschieben ihren Führerscheinstart, da die Regierung eine Reform angekündigt hat, die die Ausbildung günstiger machen soll. Gleichzeitig explodieren die Kosten für die Fahrausbildung, und Fahrschulen stehen vor großen Herausforderungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aussicht auf Reformen senkt die Neuanmeldungen bei Fahrschulen um bis zu 50 Prozent.

  • Die Kosten für den Führerschein könnten bis 2025 auf bis zu 4500 Euro steigen.

  • Schüler:innen in Großstädten zahlen durch höhere Fahrstundenzahlen deutlich mehr als auf dem Land.

Die Aussicht auf einen günstigeren Führerschein bringt viele Jugendliche dazu, ihre Führerscheinausbildung aufzuschieben. Seitdem die Regierung angekündigt hat, durch Reformen die Ausbildungskosten zu senken, sind die Neuanmeldungen bei Fahrschulen um bis zu 50 Prozent eingebrochen. Diese Entwicklung sorgt in der Branche für erhebliche Unsicherheit.

Die aktuellen Kosten für den Führerschein sind enorm. Während im Jahr 2019 der Durchschnittspreis laut der "Bild"-Zeitung noch bei 1984 Euro lag, könnten es laut Prognosen im Jahr 2025 bis zu 4500 Euro sein. Die Kostenexplosion betrifft alle Bereiche: Grundbeträge von bis zu 565 Euro, Übungsstunden zwischen 55 und 85 Euro sowie Prüfungsgebühren von bis zu 289 Euro sind keine Seltenheit.

Gründe für die hohen Preise

Die steigenden Kosten lassen sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Laut dem Fahrschul-Verband "Moving International Road Safety Association" sind Betriebsausgaben wie Mieten seit 2019 um 38 Prozent gestiegen. Personalkosten nahmen um 50 Prozent zu, und die Unterhaltung des Fuhrparks wurde durch erhöhte Reparatur- und Anschaffungskosten deutlich teurer. So kostet eine Werkstattstunde mittlerweile durchschnittlich 270 Euro – ein Plus von mehr als 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Auch die regelmäßige Erneuerung der Fahrzeuge, um moderne Assistenzsysteme und sichere Technik zu gewährleisten, belastet die Fahrschulen finanziell.

Darüber hinaus hat sich die theoretische Prüfung durch erweiterte Fragenkataloge erschwert. Die Bestehensquote sinkt seit Jahren, was zusätzliche Kosten für wiederholte Prüfungen bedeutet. Laut Fahrschul-Verband fallen 30,3 Prozent der Schüler:innen bereits beim ersten Versuch durch – oft gefolgt von weiteren Misserfolgen in der praktischen Prüfung.

Stadt vs. Land: Unterschiedliche Herausforderungen

Besonders in Großstädten treiben chaotische Verkehrsbedingungen die Kosten in die Höhe. Lastenräder, E-Scooter und dichter Verkehr sorgen dafür, dass Schüler:innen durchschnittlich mehr Fahrstunden benötigen. Laut der "Moving International Road Safety Association" brauchen hier 37 Prozent der Fahrschüler:innen mindestens 30 Fahrstunden, während in ländlichen Regionen nur 26 Prozent der Schüler:innen diesen Umfang benötigen.

Jürgen Kopp, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes, betont gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Die Anforderungen für den Fahrschüler haben sich durch mehr Verkehr und neue Verkehrsteilnehmer:innen erheblich erhöht. Das zwingt viele dazu, zusätzliche Fahrstunden zu nehmen." Wer jedoch innerhalb eines kurzen Zeitraums seine Ausbildung durchzieht, kann laut dem Fahrschul-Verband Kosten sparen. Schüler:innen, die ihre Ausbildung innerhalb von 90 bis 180 Tagen abschließen, zahlen im Schnitt "nur" 3000 Euro für den Führerschein.

Die geplanten Reformen könnten langfristig eine Entlastung für Fahrschüler:innen bringen, doch derzeit herrscht Unsicherheit in der Branche. Für viele ist klar: Wer den Führerschein jetzt macht, zahlt kräftig – wer wartet, geht jedoch das Risiko ein, später mit neuen Herausforderungen konfrontiert zu werden.


Verwendete Quellen:

"Bild"-Zeitung: "Darum explodieren die Kosten beim Führerschein"

Moving International Road Safety Association

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