Rüstungsprojekte
Deutsche Drohnenwaffe ist komplett: Gefechtskopf in Bayern getestet
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von Nicole SauerNach Angaben von Stark Defence wurden mehr als 800 mm Panzerstahl durchdrungen.
Bild: Mbda Deutschland Gmbh/dpa
Scharfer Schuss unter Laborbedingungen: Auf einem Sprengplatz haben Rüstungsunternehmen die Wirkung einer Kamikazedrohne gegen gepanzerte Ziele ausprobiert.
Bundeswehr mit Drohnenwaffe ausstatten
Ein heftige Detonation und tief durchlöcherte Platten aus Panzerstahl: Die deutschen Rüstungsunternehmen TDW und Stark Defence haben auf einem Sprengplatz in Bayern Gefechtsköpfe für die Kamikazedrohne Virtus getestet. Der als erfolgreich bezeichnete Industrietest soll die Grundlage dafür legen, um die Bundeswehr zügig mit der Drohnenwaffe ausstatten zu können, teilten die Unternehmen nach dem Test mit.
Als "Loitering Munition" - etwa "lauernde Munition" - werden Drohnen mit einem Sprengkopf bezeichnet, die längere Zeit über einem Zielgebiet kreisen können, bis ihnen per Datenlink ein Ziel zugewiesen und das Angriffskommando gegeben wird. Die Waffensysteme durchlaufen derzeit auch Tests der Truppe, die dabei Systeme von Stark Defence und Helsing untersucht. Dritter Bieter ist Rheinmetall.
In der Ukraine sei "Loitering Munition" für etwa 70 Prozent aller Abschüsse verantwortlich, sagt TDW-Geschaftsführer Andreas Seitz. Das Unternehmen - ausgeschrieben Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme - ist ein Spezialhersteller für Gefechtsköpfe und gehört zum Rüstungskonzern MBDA.
Produktion wird bis ins Hunderttausende gedacht
Seitz sagt nach dem Sprengtest, der als erster scharfer Schuss in Deutschland bezeichnet wird: "Was wir da gesehen haben, wird auch für die Bundeswehr von massiver Bedeutung sein, weil das die Waffen sein werden, die eben in Masse dann auch zum Einsatz kommen würden im Bündnis- und Verteidigungsfall."
TDW schafft derzeit die Voraussetzungen, um künftig auch in großer Menge zu produzieren. Als deutsches Unternehmen wolle man möglichst einen künftigen Standard für derzeit noch unterschiedliche Formate setzen. "Also wir stellen uns jetzt darauf ein, dass wir viele tausend Stück herstellen können im Jahr. Wir rüsten uns jetzt so auf bei der TDW, dass wir auch in Zehntausenden oder sogar Hunderttausenden Stück von diesen standardisierten Loitering-Munition-Gefechtsköpfen denken können - und die dann auch liefern würden."
Unter den Anbietern der neuen Systeme ist derzeit ein heftiges Ringen zu beobachten. Es stehen sich nicht nur traditionelle und neue Industrie gegenüber. Auch das weitere Rennen zwischen den Rüstung-Start-ups ist noch nicht ausgemacht, wobei in einem ersten Schritt jeder auf einen Auftrag hoffen kann. Die Bundeswehr gibt der Einführung insgesamt hohe Priorität.
Test soll Durchschlagskraft überprüfen
Virtus könne mehr als 100 Kilometer weit fliegen und mehr als eine Stunde in der Luft sein, sagt Josef Kranawetvogl, Vizepräsident von Stark Defence. Das System fliege über dem Einsatzgebiet und erkenne Ziele. "Es ist bestimmt für die Bekämpfung von feindlichen Kampfpanzern, von Flugabwehrraketenstellungen, von Radarstellungen", sagt er.
Im Kern sei die Waffe bereits einsatzbereit. Der Industrietest der Gefechtsköpfe habe auch die Durchschlagskraft untersuchen sollen. Nach Angaben von Stark Defence wurden mehr als 800 mm Panzerstahl durchdrungen.
"Wir qualifizieren Systeme jetzt für die westlichen Streitkräfte entsprechend der Nato-Vorschriften, die man erfüllen muss", sagt Kranawetvogl. "In der Ukraine wird es eingesetzt. Wir sind bereit, das System dann auch zur Verfügung zu stellen."
Bundeswehr testet auch schon Drohnenschwärme
Die Bundeswehr selbst lässt die Anbieter derzeit zu verschiedenen Tests antreten und warnte zuletzt davor, schnelle Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen. Einen eigenen Probelauf schon mit Drohnenschwärmen wertete die Bundeswehr als Erfolg.
Dabei wurde auf dem Truppenübungsplatz Altmark in Sachsen-Anhalt ein sogenannter Aufklärungs- und Wirkungsverbund aus Aufklärungsdrohnen, einer KI-unterstützten Führungssoftware sowie Kamikazedrohnen verschiedener Hersteller ausprobiert. Das Experiment habe einen "wichtigen Meilenstein für die Gefechtsführung der Zukunft gesetzt", teilte die Bundeswehr mit.
Zur Steuerung wurde ein Bundeswehr-System ("Command & Control Unmanned Management System Bundeswehr") eingesetzt. Mit dieser Software lassen sich verschiedene Drohnentypen und sogenannte Wirkmittel sowie ihre jeweilige Steuerungssoftware zu einem Verbund zusammenfassen. Es waren mehr als zehn Unternehmen beteiligt. Die Drohnen flogen im Test aber ohne Sprengkopf und zerschellten im Ziel.
Heeresinspekteur plant Einheiten für Kampf mit Drohnen
Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Christian Freuding, will in den nächsten Jahren sechs Einheiten für den Einsatz von dann neu eingeführten Kamikazedrohnen aufstellen. "Wir haben Testungen begonnen, im fairen Wettbewerb, und wollen bis 2027 die erste Batterie mittlerer Reichweite einsatzbereit machen; bis 2029 fünf weitere", sagte er im November beim Parlamentarischen Abend des Förderkreises Deutsches Heer. Eine Batterie entspricht in der Größe einer Kompanie aus 60 bis 150 Soldaten.
Mit Blick auf die Einsatzbereitschaft und Bedrohungen durch Russland habe er zudem den Auftrag erteilt zu untersuchen, was die Bundeswehr im Zeitraum bis 2029 könne und was der Feind könne. Daraus sollten weitere Schlüsse für die Verteidigungsplanung gezogen werde. "Ich erwarte Ergebnisse nach dem Jahreswechsel", sagte er.
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Nachrichtenagentur dpa
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